Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
fallen und atmete hörbar aus.
Carlo und Susan starrten ihn an.
»Entschuldigt, Freunde, dass ich so laut geworden bin. Das ist sonst nicht meine Art. Aber ich kann nicht zusehen, dass dieses wunderbare Land in die Hände von Leuten fällt, die etwas wollen, das wir alle nicht wollen. Versteht ihr mich?«
Carlo schaute minutenlang auf die Terrakottafliesen der Halle. Dann räusperte er sich und sprach mit leiser Stimme. »Da kommt einer aus Amerika und sagt mir so etwas. Und dann muss ich auch noch zugeben, dass er recht hat. Roberto, ich schäme mich.« Er ging auf Robert zu und ergriff seine rechte Hand. »Verzeih mir, Roberto. Ich war für einen Augenblick ein stronzo. Vergib mir. Du hast recht. Wir werden das zu Ende führen. Ich bin bei dir. Viva la libertà!« Vor Rührung über seine eigenen Worte liefen Carlo Tränen über die Wangen, obwohl er sich dafür selbst am liebsten geohrfeigt hätte.
Susan hatte sich abgewendet. Drehte sich dann aber ruckartig um. »Robert, ich weiß auch, dass du recht hast. Aber ich gebe es zu: Ich habe Angst. Angst um dich. Du hast es hier mit Leuten zu tun, die dir überlegen sind. Lass es bitte, lass es.«
Robert schüttelte den Kopf. Er war blass. Sein emotionaler Ausbruch hatte ihn selbst erschreckt. Doch nun kam seine Ruhe zurück. Seine Züge entspannten sich. »Liebe Freunde, ich schlage vor, dass wir uns jetzt erstmal beruhigen. Ich ganz besonders. Ich koche Kaffee und Tee, und dann werde ich euch in aller Ruhe erzählen, wie ich vorgehen werde. Oder wie wir vorgehen werden.«
*
Cellis linke Hand ruhte auf der Glasplatte. Er wechselte den Telefonhörer vom linken zum rechten Ohr. »Es läuft alles planmäßig. Grimm und seine Leute kommen am Freitag. Ich werde sie selbst vom Flughafen abholen. Die Papiere sind vorbereitet. Den Schatz habe ich in Sicherheit gebracht. Nur den Dolch habe ich hier. Den werden wir dem Chef in der vorgesehenen Zeremonie überreichen. Er wird glücklich sein. Wie ich aus Berlin gehört habe, warten sie nur auf ein Zeichen. Das Unternehmen Benito kann planmäßig beginnen.«
Er horchte einen Augenblick in den Hörer.
Dann lächelte er und schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Richtig, die haben uns eine Menge Ärger gemacht, aber das ist ausgestanden. Sie haben sich damit abgefunden, dass wir den Schatz haben. Wir kümmern uns jetzt um unsere Sache, und wenn wir dann mit der Säuberung anfangen, sind sie die ersten, die dran glauben müssen. Ist die Villa soweit hergerichtet?«
Celli nahm die Antwort entgegen und nickte zufrieden. »Bene, in zwei Wochen wird die Welt nicht mehr so sein, wie sie einmal war.«
*
Susan hatte lange gekämpft. Dann entschied sie sich doch für den Espresso.
»Gut«, sagte Robert lächelnd, »dann habe ich meinen Tee für mich allein.«
Carlo schlürfte hörbar. »Roberto, nun sag uns endlich, was du vorhast!«
Robert lehnte sich in seinem Korbstuhl zurück. »Überlegen wir doch mal. Dass sich Leute treffen und darüber nachdenken, wie man einen anderen Staat errichtet, ist ja nicht verboten. Das könnten wir hier und jetzt auch tun. Und niemand könnte uns daran hindern.«
»Roberto, bitte, komm zur Sache!« Carlo wurde ungeduldig.
Robert stellte seine Teetasse auf die Tischplatte aus Eichenholz. »Das will ich ja gerade. Was wäre denn das Schlimmste, das diesen Leuten passieren könnte? Das wäre doch, wenn man vorher öffentlich machen würde, wer diese Leute sind, was sie vorhaben und wen sie aus dem Weg räumen wollen.«
Susan ahnte etwas. »Du willst doch nicht …?«
Robert nickte. »Doch. Ich will diese Listen haben. Und ich weiß auch, wo sie sind. Bei unserem Freund, dem Avvocato Celli.«
»Wie willst du die denn bekommen?«, fragte Susan und schüttelte verständnislos den Kopf. »Willst du bei ihm einbrechen und die Papiere stehlen?«
Robert goss sich eine zweite Tasse Assam ein. »Genau, Susan. Genau das habe ich vor.«
Susan schaute Robert an. Ihr Mund blieb offen stehen. »Robert, ich habe dich immer für einen sehr klugen Mann gehalten. Aber das ist ja wohl völlig absurd. Du willst also bei Nacht und Nebel in das Büro von Celli einbrechen und seine Papiere stehlen? Kannst du plötzlich auch Schlösser knacken?«
Carlo räusperte sich. Seine Augen bekamen einen listigen Ausdruck. »Er nicht. Aber ich. Ich bin zwar gelernter Tischler, aber der stellt, wie ihr ja wisst, auch Türen her. Und Türen brauchen Schlösser. Mein Vater war Schlosser. Und der hat mir nicht nur gezeigt, wie
Weitere Kostenlose Bücher