Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
auf und schaute Robert einen Augenblick ungläubig an. »Sie möchten sofort hereinkommen. Bitte sehr.« Sie zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die gegenüberliegende Doppeltür.
Robert deutete eine kleine Verbeugung an. »Danke«, sagte er und ging auf die Tür zu. Kurz davor drehte er sich noch einmal um und lächelte Maria an. »Wäre doch auch schade gewesen, wenn wir uns nicht wiedergesehen hätten.« Er öffnete die Tür und ging hinein.
Maria schaute ihm nach. Erst, als die Tür sich hinter Robert geschlossen hatte, huschte ein leichtes Lächeln über ihr Gesicht, obwohl sie sonst stets darum bemüht war, streng auszusehen.
Giovanni Celli hatte sich antrainiert, niemals überrascht auszusehen. Ein Anwalt, der überrascht dreinschaut, hatte – so seine Überzeugung – bereits die Hälfte seiner Vertrauenswürdigkeit verloren. Insofern schaute er Robert milde und lächelnd an, obwohl in seinem Kopf ständig die Frage rotierte, warum ausgerechnet dieser Mann freiwillig zu ihm kam und was er ihm zu sagen hatte.
»Bitte, Signore Darling«, sagte Celli und bot Robert einen Platz an. »Normalerweise bekommt man bei mir nicht so schnell einen Termin, aber meine Sekretärin hat gesagt, dass Sie etwas sehr Dringendes haben.«
Robert lächelte ihn an. Spanne ihn richtig auf die Folter, Roberto. So eine Chance hast du wahrscheinlich nie wieder.
Er hatte sich bereits in Cellis Arbeitszimmer umgeschaut. Sein Blick fiel auf einen kleinen Tisch, auf dem ein Schachbrett mit aufgestellten Figuren stand. Sie standen in Positionen einer begonnenen Partie. Es war ein wertvolles Figurenset, das offenbar aus der Renaissance stammte.
»Was für ein schönes Spiel. Ich bin begeistert. Wenn ich gewusst hätte, dass Sie ein leidenschaftlicher Schachspieler sind, hätte ich Sie längst herausgefordert«, sagte Robert mehr als freundlich. »Spielen Sie Partien nach?«
Celli schüttelte lächelnd den Kopf. »Nein, ich spiele mit einem Kollegen per Telefon. So eine Partie kann Tage dauern. Haben Sie einen ebenbürtigen Gegner?«
»Nein«, sagte Robert, »bedauerlicherweise nicht. Sie wären sicher einer gewesen.«
Celli lächelte kühl. »Ich hätte mir denken können, dass Sie Schachspieler sind. Sie spielen gern, und Sie denken strategisch. Wer gegen Sie spielt, ist wahrscheinlich schnell seine Dame los, während Sie eine zweite ins Spiel bringen. Den König retten Sie gern durch eine Rochade. Stimmt’s? Aber lassen wir jetzt das Schachspiel. Sie wollten mir etwas sagen.«
Robert versuchte, es sich auf dem harten Leder des Corbusier-Sessels einigermaßen bequem zu machen. »Ja, Verehrtester, das ist ein gutes Bild. Ich mache tatsächlich eine Rochade, lasse dabei allerdings die Dame des Gegners in Ruhe.«
Celli steckte eine Phillip Morris in seine silberne Zigarettenspitze. »Können Sie das in die Sprache des Alltags übersetzen?«
»Um es kurz zu machen: Ich kehre in die USA zurück. Die Lebensweise hier bekommt mir nicht. Ich dachte, es freut Sie, das zu hören, weil ich das unbestimmte Gefühl habe, dass ich Ihnen schon mehrfach im Weg gestanden habe.«
Celli zog an seiner Zigarette. »Das ist eigentlich bedauerlich. Sie waren eine Bereicherung des gesellschaftlichen Lebens in dieser Region. Weiß Francesca es schon? Oder Ihre Frau Mutter?«
Robert schüttelte den Kopf. »Nein, aber ich werde es ihnen heute noch sagen.«
»Ich hoffe, sie werden es mit Fassung tragen«, sagte Celli und schaute ihn mit kalten Augen an. »Aber ich bin erstaunt, dass ich es offenbar als Erster erfahre.«
Robert bemühte sich, unbeweglich zurückzustarren. »Das wundert mich. Sie sind der Einzige, der nach eigenen Aussagen etwas gegen mich in der Hand hat. Etwas, das mir bei meiner Wiedereinreise in die USA Schwierigkeiten bereiten könnte. Da meine endgültige Abreise Ihnen aber höchstwahrscheinlich sehr entgegenkommt, hoffe ich, dass auch Sie mir entgegenkommen.«
Celli drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus Marmor aus, der rechts von seiner florentinischen Schreibunterlage aus Kalbsleder stand. »Völlig verständlich, mein Lieber. Aber wer sagt mir, dass Sie nicht bluffen? Seien wir doch mal ehrlich: Sie erzählen mir etwas, und ich soll es glauben. Haben Sie etwas Handfesteres?«
Robert griff in die rechte Außentasche seines Jacketts. »Ich dachte mir, dass Sie das sagen würden. Bitte lesen Sie!« Er reichte Celli ein doppelt gefaltetes Blatt über den Schreibtisch. Es war ein Schreiben, das am Vortag gefaxt worden
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