Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
vorsichtig über die Schneide. »Was für eine Tragik! Aber ohne dieses Kleinod will er einfach nicht anfangen. Wie töricht, denn in einem sind beide sich sogar ebenbürtig.«
Silvios Schweiß tropfte von der Stirn auf den Tisch. Seine Augen wanderten langsam von dem Dolch aufwärts zu den Augen des Anwalts, die ihn lächelnd ansahen. »Worin …? Was meinen Sie?«
Cellis Lächeln verschwand. »Im Beseitigen von lästigen Mitwissern!« Er stieß den Dolch mit solcher Wucht in Silvios Hals, dass er den Halt verlor.
Beide Männer stürzten zu Boden.
Silvio gab einen gurgelnden Laut von sich. Ein Blutstrahl schoss auf die Eichendielen. Seine Beine zuckten. Dann war es still.
Celli wartete ein paar Sekunden. Der Körper unter ihm hatte aufgehört, sich zu bewegen. Er richtete sich auf und ging ohne Anzeichen von Erregung zu seinem Schreibtisch. »Nun hat er sich sogar bewährt«, sagte er zu sich selbst, griff in die Tasche und wischte mit seinem Taschentuch das Blut von der Klinge.
*
Robert schlug die Augen auf und tastete nach seiner Uhr, die auf dem Nachttisch lag. Er wusste kaum mehr, wie er ins Bett gekommen war. Langsam kamen die Erinnerungen an die vergangene Nacht zurück.
Zuerst hatten Susan, Carlo und er in der Halle gesessen und geschwiegen. Dann hatten alle gleichzeitig angefangen zu reden, bald jedoch gemerkt, dass sie völlig übermüdet waren. Um irgendetwas Sinnvolles zu tun, hatte Robert eine Flasche Brunello aus der Küche geholt. Doch auch der konnte nichts gegen diese merkwürdige Stimmung ausrichten. Bei allen dreien hatte sich das Gefühl eingestellt, dass alles, was sie erlebt hatten, nicht wirklich passiert sein konnte. Es war, als ob etwas in ihnen gegen die Realität ankämpfte. Gleichzeitig hatte sich in ihnen aber auch ein Gefühl der Erleichterung eingestellt, Freude darüber, dass sie noch lebten. Der Wein war in einer noch nie gekannten Geschwindigkeit in ihre Köpfe gestiegen, Carlo hatte sich in das Gästezimmer verabschiedet, Robert hatte Susan vor ihrem Zimmer auf die Stirn geküsst, und dann war er wie ein Stein ins Bett gefallen, bis … Moment , dachte er, das Klopfen an der Tür … Da war doch …
Robert richtete sich langsam auf. Wenige Sekunden sah er geradeaus, um sich zu orientieren. Der zerrissene Film in seinem Kopf begann, sich wieder zusammenzufügen. Kopf und Augen wanderten nach links. Er atmete tief ein.
Susans blondes Haar lag ausgebreitet auf dem Kissen. Sie schlief auf dem Bauch und hatte beide Hände so ausgestreckt, als ob sie sich in der nächsten Sekunde aufrichten wollte.
Blicke in den Nacken können Menschen dazu bringen, sich umzudrehen. In diesem Fall brachten sie Susan sogar dazu aufzuwachen. Einen Augenblick lang schaute sie verstört, Sekunden später lächelte sie verlegen. »Robert, ich habe geschlafen wie ein Stein!«
Robert schaute sie ungläubig an. »Susan, wie kommst du … Doch, ich erinnere mich, du hattest schlecht geträumt?«
Susan drehte sich auf den Rücken. Sie versuchte nicht – wie nach einer atemberaubenden Liebesnacht –, ihn noch einmal zu umarmen, sondern stützte ihre rechte Hand in ihr Kinn. »Robert Darling, bei allem Schrecklichen, was uns zugestoßen ist, ist das doch wohl die komischste Situation, in die wir jemals geraten sind.«
Robert hatte sich mit einem Seufzer wieder hingelegt.
Susan fuhr fort. »Ich hatte einen schrecklichen Traum. Und da bin ich raus aus meinem Zimmer und habe gegen deine Tür geklopft. Du hast geöffnet, warst völlig schlaftrunken, hast auf die andere Bettseite gezeigt und bist sofort wieder eingeschlafen. Ich übrigens auch. Aber immerhin. Ein halbnackter Mann weist einer Dame einen Platz an seiner Seite zu und schläft dann wieder ein. Das hat was!«
Robert war sprachlos. Die Situation hatte etwas Kindlich-Naives. Obwohl er seine Zuneigung zu Susan nicht bestreiten konnte, kam er sich jetzt vor wie ihr großer Bruder.
»Danke, Robert«, sagte Susan. »Und mach dir nicht draus. Ich geh jetzt runter und kümmere mich um unser Frühstück, okay?«
»Lass mich das machen!«
Sie schüttelte den Kopf, sprang aus dem Bett und zog dabei ihr Nachthemd so weit es ging nach unten. Obwohl sie sich bemühte, locker zu wirken, war ihr die Tatsache, dass sie in seinem Bett Schutz gesucht hatte, mehr als peinlich.
Robert hatte sich noch nicht entschieden, ob er die Situation eher peinlich oder nur skurril finden sollte. Minutenlang starrte er auf die Tür, die sich hinter ihr geschlossen
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