Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
man Schlösser einbaut, sondern auch, wie man sie wieder aufkriegt. Zur Not auch ohne Schlüssel. Er ist lange tot, aber sein Werkzeug pflege ich bis zum heutigen Tag.« Er strich sich über den Mund, und es war ihm anzumerken, dass er seine vermeintliche Feigheit und Rührseligkeit mit diesem Satz wieder gutmachen wollte. »Also, Roberto, worauf warten wir noch?«
Robert stellte seine Tasse auf den Tisch und erhob sich. »Danke, Carlo, aber so schnell wird es nicht gehen. Ich bin noch nie in Cellis Büro gewesen. Wir wissen doch gar nicht, wo er die Papiere aufbewahrt. Und außerdem will ich sie nicht stehlen, sondern nur kopieren oder fotografieren.«
Susan strich sich nervös ihre blonden Haare aus dem Gesicht. »Robert, das ist doch Irrsinn! Hast du diesen Mann inzwischen nicht begriffen? Das ist ein Teufel. Und ein hochintelligenter noch dazu. Den kannst du nicht reinlegen.«
Robert schwieg.
»Hörst du mir eigentlich zu?«, fragte Susan empört.
Roberts Kopf drehte sich langsam zu Susan um. »Doch, doch. Natürlich habe ich dir zugehört. Sicher ist der feine Signore Celli intelligent und dazu noch gerissen. Ich habe gerade überlegt, wie man einen solchen Mann überrumpelt.«
»Und wie?«
»Indem man genau das macht, was in seinen Augen offensichtlich blödsinnig ist.«
Carlo und Susan sahen sich an, dann ging ihr Blick zu Robert.
»Und das wäre?«
Robert lachte. »Ich gehe zu ihm und rede mit ihm.«
Die Antwort kam synchron: »Wie bitte?«
Robert lachte noch einmal laut auf.
»Ihr solltet jetzt mal eure Gesichter sehen. Sehr intelligent seht ihr nicht gerade aus. Also, passt auf! Wir haben in Baltimore oft Poker gespielt. Ein dämliches Spiel. Die Regeln begreift der Dümmste nach fünf Minuten. Nur eins ist interessant: der Bluff. Obwohl du nur Nullen hast, musst du gegenüber dem anderen so tun, als hättest du einen Royal Flash. Ganz einfach.«
Carlo schüttelte den Kopf. »Nein, Roberto, das wird nicht gehen, der Mann ist viel zu schlau. Den legst du nicht rein.«
»Ich will euch nicht ständig belehren, meine Freunde, aber ich habe inzwischen eins gelernt: Auch der intelligenteste Mensch gebraucht seinen Verstand nur unzureichend, wenn es um vier Dinge geht. Das sind die Gier nach Geld, die Gier nach Sex und die Gier nach Macht. Und es ist die Eitelkeit. Bei unserem Freund ist es offensichtlich, dass ich Letztere allein durch meine Anwesenheit verletzt habe. Das muss ich unbedingt wieder gutmachen.«
22. KAPITEL
M aria Cappabianca schüttelte energisch den Kopf. »Nein, tut mir leid, Signore. Ich bin jetzt seit sieben Jahren Avvocato Cellis Sekretärin, und wir haben noch nie eine Ausnahme gemacht.«
Obwohl Roberto langsam ungeduldig wurde, zwang er sich zu lächeln.
Das graue Schneiderkostüm, unter dessen Jacke sie offenbar nur einen BH trug, die straff zu einem Knoten gebundenen schwarzen Haare, die hellbraune Haut und die Brille mit dem schwarzen Gestell gaben ihr etwas Dominantes.
Sie hat zwar Haare auf den Zähnen, aber attraktiv ist sie. Er stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und schaute ihr tief in die Augen. »Ich bin ja kein Klient von Signore Celli. Ich möchte ihm nur eine Nachricht überbringen, die ihn ungemein freuen wird. Es dauert nur ein paar Minuten.«
Maria blickte wieder auf die Post, die sie alphabetisch in eine Mappe sortierte, und schüttelte dabei den Kopf.
Robert ließ den Schreibtisch los und stellte sich aufrecht hin. »Okay, dann gehe ich mit Ihnen eine Wette ein. Ich behaupte Folgendes: Wenn Sie ihm meinen Namen nennen, sitze ich innerhalb einer Minute vor seinem Schreibtisch. Verliere ich diese Wette, gehe ich sofort, und Sie sehen mich nie wieder. Gewinne ich, müssen Sie einen Kaffee mit mir trinken gehen.«
Maria klappte die Mappe zu und schaute Robert streng an. »Signore, ich habe noch eine Menge zu tun. Aber bitte, damit endlich Ruhe ist.« Sie griff zum Telefonhörer, wollte wählen, blickte dann aber wieder zu Robert auf. »Wie war doch gleich Ihr Name?«
»Darling. Robert Darling.«
Maria schaute ihn ungläubig an. Dann drückte sie auf die erste Taste. Undeutlich hörte Robert, dass Celli sich meldete.
Maria zog die Schultern etwas hoch. »Verzeihen Sie bitte die Störung, Signore, aber ein Signore Darling will Sie unbedingt sprechen. Er sagt, es ist wichtig.«
Celli sagte etwas.
Maria schüttelte den Kopf. »Nein, nicht am Telefon. Er ist hier bei mir im Vorzimmer. Wie? Ja, in Ordnung. Subito.« Sie legte den Hörer
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