Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Ahnung. Überhaupt keine.«
Nach drei Kilometern machte die Straße einen großen Bogen.
»Da drüben, rechts«, sagte Robert, »das muss sie sein. Hier muss es irgendwo eine Abzweigung geben. Nach links oder nach rechts, das ist egal.«
Sie näherten sich dem großen Gebäude, das malerisch und friedlich im Licht der Mittagssonne auf dem Hügel stand.
Susan hatte ihr Fenster heruntergekurbelt und lehnte sich hinaus. »O Gott! Schau mal, die vielen Autos, die in der Allee parken! Das müssen ja mindestens hundert sein!«
Robert starrte neugierig auf die lange Reihe Luxuskarossen, die im Schatten der Zypressen abgestellt worden waren. Besonders der schwarz-rote Bugatti stach ihm ins Auge. Fast hätte er den unbefestigten Weg übersehen, der von der Straße abging. Er trat auf die Bremse und riss das Steuer nach links.
Susan wurde auf die rechte Seite geschleudert und musste sich am Türgriff festhalten. »Was machst du?«, rief sie und versuchte, sich in eine aufrechte Sitzposition zu begeben.
»Das wird der Weg sein«, murmelte er, ohne sie anzuschauen.
*
Der große Saal der Villa Aurelia war bis auf den letzten Platz besetzt. Ursprünglich war dies der Innenhof des Gebäudes gewesen, im 17. Jahrhundert dann aber mit einem Glasdach geschlossen worden. Auf den Wandfresken waren Flächen füllend die Prächtigkeit weltlicher und geistlicher Potentaten sowie der heldenhafte Kampf der Ritter von Santo Stefano gegen die Sarazenen dargestellt. Der Raum wurde eingerahmt von einem Bogengang. Darüber eine umlaufende Galerie, von der aus man in rund zehn Meter Höhe in den Saal schauen konnte. Es mochten an die zweihundert Menschen sein, die auf den antiken Stühlen Platz genommen hatten. Männer und Frauen waren kaum voneinander zu unterscheiden, denn alle trugen schwarze Umhänge aus Seide mit einer weitgeschnittenen Kapuze, die das Gesicht verhüllte. Diese Aufmachung war das Symbol des Geheimbunds, der sich schlicht Die Organisation nannte, deren Mitglieder sich aber noch nicht zu erkennen geben durften. Gedämpftes Stimmengewirr war zu hören, das abrupt abbrach, als der vibrierende Ton eines Gongs erklang.
Mit feierlichen Schritten ging Celli zum Rednerpult.
Ein Dolmetscher mit einem Handmikrofon stellte sich neben ihn und übersetzte seine Worte ins Deutsche
»Liebe Brüder und Schwestern …«, begann er seine Rede.
Die Rückkopplung zwischen Mikrofon und Lautsprechern erzeugte einen hässlichen Pfeifton.
»Liebe Brüder und Schwestern«, wiederholte Celli und seine Stimme hallte laut durch den Saal. »Ich bin glücklich, dass ihr, die Führungsschicht unserer Organisation, heute vollständig hier versammelt seid. Und ich bin besonders erfreut darüber, dass auch eine Abordnung unserer deutschen Brüder mit ihrer herausragenden Führungspersönlichkeit, unserem Bruder Hermann Grimm, heute bei uns ist.«
Ein Raunen ging durch den Saal.
Celli machte eine Pause, damit auch der gepriesene Bruder aus Germania verstand, was man von ihm hielt. Dann fuhr er fort. »Ich möchte daher als Erstes ihm das Wort erteilen, damit er uns berichtet, wie weit die Vorbereitungen der Organisation in Deutschland gediehen sind. Danach verspreche ich euch einen absoluten Höhepunkt seit der Gründung unseres Bundes. Ein Höhepunkt und gleichzeitig auch das Ende …« Er machte eine Kunstpause. »… aber ich will es nicht vorwegnehmen.« Er verließ das Rednerpult.
Hermann Grimm erhob sich. Die Kleiderkammer der Organisation hatte keinen Umhang vorrätig gehabt, der einen Zwei-Meter-Mann mit einem Gewicht von einhundertdreißig Kilo locker fallend umhüllte. Insofern sah das symbolische Kleidungsstück an Grimm wenig Ehrfurcht gebietend aus, denn es spannte am Rücken und war auch noch viel zu kurz.
Grimm, der sich über die alberne Aufmachung ärgerte, knallte sein Manuskript auf das Pult. Er hätte kein Mikrofon gebraucht, denn seine laute Stimme war auch ohne elektronische Verstärkung bis in die letzte Reihe zu hören. »Meine Damen und Herren«, donnerte er in den Raum, sodass die furchtlosen Ritter von Santo Stefano erzitterten, »… äh, ich meine natürlich, liebe Brüder und Schwestern!« Er hasste diese Ansprache, fühlte er sich doch jedes Mal wie der Abt in einem gemischten Kloster. »Nun gut, ich will es kurz machen. Ich bin kein Mann von langen Erzählungen, ich bin ein Mann, der Ergebnisse will. Und dieses Ergebnis, meine Da … äh … meine Brüder und Schwestern, kann sich sehen lassen. Es gibt kaum mehr
Weitere Kostenlose Bücher