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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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überhaupt nicht brauchen. Robert tippte sich an die Stirn. Aber natürlich! Er blätterte in seinem Telefonbuch und wählte eine Nummer.
    Eine unfreundliche, männliche Stimme meldete sich.
    »Entschuldigen Sie die Störung, Proffessore Lazzarotto«, sagte Robert und versuchte, entspannt zu wirken. »Hier spricht Robert Darling. Ich habe eine kurze Frage …«
*
    Die Villa Aurelia ist eine der schönsten ihrer Art in der Toskana. Sie liegt rund zehn Kilometer südlich von Impruneta, einer Stadt, die seit Jahrhunderten berühmt für die Herstellung besonders hochwertiger Terrakotta ist. Die Villa steht weithin sichtbar auf einem Hügel, und eine lange, von Zypressen gesäumte Allee führt zum Hauptportal. Gebaut wurde das Haus um 1676 im Auftrag des Kardinals Dario Scalini, eines Neffen des späteren Papstes Alexander VII., im Stil des späten sechzehnten Jahrhunderts. Die Hauptfassade mit den zwei hervorspringenden seitlichen Vorbauten, die durch eine Loggia mit drei Bogen zusammengehalten wird, schafft eine optische Verbindung zu der harmonisch ausgerichteten Gartenarchitektur. Durch den riesigen Park führen im gleichen Rhythmus weiße Kieswege vorbei an Buchsbaum- und Eibenhecken und an verwitterten Statuen, die zwischen den Zitrusbäumen und Rosenbeeten stehen. Der Park nimmt den gesamten Hügel für sich ein und endet auf der Rückseite in einem dicht bewachsenen Eichenwald, in dem ein Bach entspringt.
    Den letzten Besitzern – ein englisches Ehepaar namens Goodridge – sagte man nach, dass sie sich weniger für die Architektur des sechzehnten Jahrhunderts begeisterten, sondern eher für die Vorlieben des Marquis de Sade. Um diesen Vorlieben zu frönen, hatten sie sich entsprechende Räumlichkeiten in den ausgedehnten Kellerräumen einrichten lassen. Eines Tages waren die Freunde des lustvollen Schmerzes jedoch spurlos verschwunden, und der Besitz stand über zwei Jahrzehnte leer.
    Ende der Neunzigerjahre fand sich ein anonymer Käufer, der mit viel Geld die Villa und ihren Park in einen repräsentativen Zustand versetzen ließ. Dieser nahm die neu entstandene Schönheit aber nicht selbst für sich in Anspruch. Stattdessen nutzte in mehr oder weniger großen Zeitabständen ein Verein, dessen Ziel es war, die Eigenheiten nationaler Kultur zu pflegen, die Räumlichkeiten. Ganz besonders den großen Ballsaal, dessen Trompe-l’œil-Malereien weit über den Landkreis hinaus bekannt waren. Spötter ließen insgeheim verlauten, dass sich die Meisterwerke der optischen Scheinarchitektur und die Inhalte des Vereins perfekt ergänzten.
*
    »Eigentlich mache ich mir Vorwürfe, dass ich dich mitgenommen habe«, sagte Robert, als er den Rover auf die Via Marco Polo in Richtung Impruneta lenkte. »Aber andererseits weiß ich dann wenigstens, wo du bist.«
    Susan antwortete nicht. Sie blickte starr geradeaus. »Robert, ich gebe es zu. Ich habe Angst, große Angst sogar. Aber ich kann dich doch nicht allein fahren lassen. Wir müssen Carlo helfen.« Sie presste ihre Finger so fest zu einer Faust zusammen, dass ihre Knöchel weiß wurden, und drückte sie gegen den Mund. »Sie dürfen ihm nichts antun. Sie dürfen das einfach nicht.«
    Minutenlang schwiegen sie und starrten auf die Straße. Ein Klingelzeichen von Roberts Handy riss sie aus ihren Gedanken. Nach einem Ton war es still.
    »Da hat sich wohl jemand verwählt«, sagte Susan.
    Robert lenkte den Wagen an den Straßenrand und hielt an. »Nein«, sagte er irritiert, »das ist das Zeichen, dass ich eine SMS bekommen habe. Kriege ich sonst nie.« Er zog das Handy aus der Tasche und las die Kurzmitteilung. »Wieder eine Nachricht von Bruno«, murmelte er.
    Susan wurde noch unruhiger. Sie rutschte auf dem Sitz zu ihm herüber. »Was steht drin?«
    Robert las schweigend, dann noch einmal laut: »Villa wird bewacht. Hügel Aurelia umfahren bis Eichenwald. Auto stehen lassen. 100 Meter auf Weg. Dann links im Gebüsch Geheimtür.«
    Beide sahen sich ratlos an.
    Susan merkte, dass sich ihre Haut zusammenzog. Gänsehaut. »Wer ist das?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich nicht.« Er schloss für einen Moment die Augen und dachte nach.
    Susan atmete flach. »Was, wenn das eine Falle ist?«
    »Glaube ich nicht«, antwortete Robert und versuchte, seiner Stimme einen sachlichen Ton zu geben. »Wenn wir jetzt nicht diesen Hinweis bekommen hätten, wären wir ihnen doch direkt in die Arme gelaufen. Warum sollten sie sich die Mühe machen? Aber wer uns da helfen will? Ich habe keine

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