Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Tunnels.
    Robert zwängte sich hindurch. Er streckte seinen Arm nach hinten aus. »Gib mir deine Hand. Wir gehen ganz langsam. Wenn ich Stopp sage, bleibst du sofort stehen!«
    Der Tunnel führte in scharfen Serpentinen nach oben. Sie gingen langsam und hörten ihren keuchenden Atem. Ihre kalten, feuchten Finger waren ineinandergekrallt. Die Luft fühlte sich klamm und stickig an.
    Plötzlich stieß Susan einen unterdrückten Schrei aus.
    Robert merkte, wie ihm ihre Hand entglitt. »Susan!«
    »Verdammt noch mal!« Es war kein Jammern oder Stöhnen, nur ein unterdrückter Wutausbruch.
    »Susan, bist du okay?«
    »Ja«, kam ihre Stimme aus dem Dunkel, »da war ein Stein und auf den bin ich genau mit dem Knie …!«
    Kurz bevor er sich wieder umdrehen wollte, um Susan zu helfen, sah er das Licht. Es fiel durch den Spalt einer Tür. Er hatte Susans Hand wiedergefunden.
    »Robert, du musst …«
    Obwohl sie es nicht sehen konnte, hielt er den Zeigefinger vor den Mund. »Psst! Ich höre etwas.«
    Vorsichtig tasteten sie sich weiter. Jetzt hörte es auch Susan. Geräusche wie von einer Meeresbrandung.
    Robert blieb stehen. »Erinnerst du dich an die vielen Autos, die wir draußen gesehen haben? Hier findet gerade eine Versammlung statt. Das ist kein Meeresrauschen, das ist Applaus.«
    Sie waren an der Tür angekommen. Jetzt hörten sie, dass ein Mann mit einer lauten Stimme sprach, dann einer mit einer leiseren Stimme. Erst nachdem der zweite gesprochen hatte, wurde applaudiert.
    Robert dachte einen Augenblick nach. »Das wird ein Übersetzer sein. Der Mann mit der lauten Stimme spricht eindeutig Deutsch.«
    Vorsichtig tastete er die Tür ab. Keine Klinke, kein Schlüssel . Vielleicht kann man sie mit einem geheimen Mechanismus öffnen , dachte Robert und befühlte die umliegenden Wände.
    »Robert!«, flüsterte Susan aus dem Dunkel. »Komm mal her, hier führt eine Treppe nach oben.«
    Er ging in die Richtung, aus der Susans Stimme kam. Die Treppe war gemauert. Die Steine fühlten sich feucht an.
    »Schau mal, da oben«, flüsterte Susan, »da ist auch ein Lichtschimmer. Meinst du, wir sollten dorthinauf gehen?«
    Robert war bereits auf der Treppe. Sie überwand eine Höhe von rund zehn Metern.
    »Bist du hinter mir?«, fragte er.
    »Ja!«, flüsterte sie.
    Auch dort oben schimmerte mattes Licht durch den Spalt einer Tür. Schritt für Schritt tasteten sie sich näher.
    Roberts Finger glitten über die Tür. Er fühlte eine Klinke. Vorsichtig drückte er darauf und zog. Mit einem leisen Knarren öffnete sie sich. Er horchte. Man hörte die Stimmen immer noch, aber gedämpfter als unten.
    »Da ist wahrscheinlich noch ein Raum dazwischen«, sagte er leise, »ich glaube, wir können es wagen.«
    Zentimeter um Zentimeter öffnete er die Tür. Schwaches Tageslicht fiel auf die Treppe. Der Raum war nicht besonders groß. Durch ein kleines Fenster konnte nur wenig Licht eindringen. Vor der Tür stand ein großes Regal ohne Rückwand, in dem man Flaschen, Dosen und kleine Kisten gestapelt hatte.
    »Verdammt«, seufzte Susan, »hier kommen wir auch nicht raus!«
    »Abwarten«, entgegnete Robert. »Vielleicht gehört das zum System.«
    Er hatte sich nicht getäuscht. Als er in die Knie ging, sah er die schmalen Schienen, die in den Boden eingelassen waren. Behutsam fasste er an den mittleren Regalboden. Es bedurfte keines größeren Kraftaufwandes, das Regal zur Seite zu schieben. Vorsichtig schlichen sie durch die Öffnung.
    »Das muss so eine Art Vorratskammer sein«, sagte Robert und schob das Regal wieder vor die Tür. Erst jetzt fiel ihm auf, dass der Ausschnitt so geschickt gewählt worden war, dass die Tür von innen nicht sichtbar war.
    Robert stand bereits an der Tür der Kammer und öffnete sie langsam. Laut dröhnte ihm die Stimme des Redners entgegen.
    »… und dadurch, dass uns aus der zuständigen Behörde große Mengen von Akten aus dem ehemaligen Ministerium für Staatssicherheit zugespielt wurden, können wir mit diesem Belastungsmaterial viele einflussreiche Politiker unter Druck setzen, denn als Verleger könnte ich dies Material jederzeit veröffentlichen …«, hörte er einen Mann sagen.
    Langsam zog Robert die Tür wieder zu. Er drehte sich um. »Pass auf, Susan. Die Tür führt auf eine Art umlaufende Galerie, die über einem Saal liegt. Aufrecht können wir nicht hinaus. Man könnte uns sehen. Wir müssen auf allen Vieren an die Balustrade herankriechen. Die besteht aus kleinen Säulen mit