Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
eine Schaltstelle in Deutschland, in der unsere Leute nicht sitzen. Besonders in den neuen Bundesländern hatten wir in den letzten Jahren einen erheblichen Zulauf.«
Der Applaus war zunächst zurückhaltend, weil die meisten der schwarzseidenen Kapuzenträger die Übersetzung abwarten mussten. Der Dolmetscher hatte den letzten Satz noch nicht beendet, da brach ein ohrenbetäubender Applaus los, der durch die Architektur der Halle erheblich verstärkt wurde.
*
»Okay, jetzt geht’s zu Fuß weiter«, sagte Robert.
Susan schaute ihn von der Seite an. Alle Zweifel dieser Welt lagen in ihrem Blick. »Bist du dir wirklich sicher?«
»Susan, ich habe mir schon vor einiger Zeit geschworen, dass ich mich nicht nur auf meinen Kopf, sondern auch auf mein Bauchgefühl verlasse. Ich glaube, die Kombination aus beidem ist richtig. Bleib ruhig, wir sind auf dem richtigen Weg.«
Er drückte die Wagentür zu, um laute Geräusche zu vermeiden, und eilte den Weg zum Hügel hinauf. Nach kurzer Zeit blieb er abrupt stehen.
Susan wäre fast in ihn hineingelaufen. »Robert … was …?«
Er drehte sich um. »Das müssen ungefähr hundert Meter sein, wie unser unbekannter Freund angegeben hat. Lass uns jetzt nach links gehen.«
Sie waren kurz vor der Mauer angekommen, die den riesigen Park der Villa Aurelia umschloss.
Robert schaute auf die linke Seite. »Büsche, Brombeeren und anderes Gestrüpp. Siehst du hier irgendwo eine Tür?«
Susan keuchte. Sie hatte Mühe gehabt, mit Robert Schritt zu halten.
Er fasste sich an seine Nasenspitze. »Lass uns mal genauer hinsehen. Also, da ist die Mauer, und die …« Seine Augen weiteten sich. »Moment mal. Schau dir mal die Reihe der Steine an.«
Susans Augen wanderten auf der Mauer hin und her. »Was denn? Ich sehe nichts Besonderes.«
»Doch. Sieh dir mal das Mauerwerk an. Ein ganzer Stein, ein halber. Ein ganzer Stein, ein halber. Wie üblich. Siehst du den da?«
Susans Augen irrten umher. Dann standen sie still und blickten zu einer bestimmten Stelle. »Ja, doch. Da steht einer hochkant!«
Robert antwortete nicht, sondern ging mit großen Schritten durch das wuchernde Unkraut auf die Mauer zu. Seine Finger glitten über den Stein. Er war genauso fest vermauert wie die anderen auch. Robert stand einige Sekunden still vor dem Stein und dachte angestrengt nach. Dann schlug er sich mit drei Fingern an die Stirn. »Madonna, dieser Stein ist ein Wegweiser!« Er blickte zuerst nach oben, dann nach unten, kniete nieder und riss die Kräuter so schnell er konnte vom Boden weg. Eine Platte aus Terrakotta kam zum Vorschein. Robert grub seinen Zeigefinger in den Boden und hob die Platte langsam an, was ihm mühelos gelang.
Unter der Platte öffnete sich ein rund zwanzig Zentimeter tiefer Hohlraum. Der Hohlraum war ebenfalls mit Platten aus Terrakotta ausgekleidet, in der Mitte ragte eine kleine Kurbel hervor.
Roberts Atem wurde heftiger. »Susan, sieh dir das an!«
Er drehte an der Kurbel, die erstaunlicherweise keinen Widerstand leistete. Mit einem leisen Knarren öffnete sich das Mauerwerk in unregelmäßigen Fugen. Staub und verdorrte Zweige fielen herab. Das letzte Mal hatte sich die geheime Tür vor rund dreißig Jahren geöffnet und geschlossen, als das Ehepaar Goodridge entdeckt hatte, auf welchem Weg es sich sein Gläubigern, die vor dem Hauptportal warteten, unauffällig entziehen konnte.
Susan merkte, wie die Angst ihr erneut den Hals zuschnürte. »Robert, willst du wirklich da hinein?«
Robert drehte sich um. Einen Augenblick lang zweifelte er an seinem eigenen Mut. Dann griff er in die Tasche und hielt Susan die Autoschlüssel in der flachen Hand entgegen. »Wenn du gehen willst, ich verstehe es!«
Gehen oder fliehen. Der Fluchtinstinkt in Susan war stark, aber noch stärker war die plötzliche Erkenntnis, dass eine solche Flucht sie ein Leben lang begleiten und beschämen würde. »Okay, lass uns gehen.«
Hinter dem Durchschlupf in der Mauer wurde eine Tür aus dunklem Eichenholz sichtbar. Der Gang war vor über vierhundert Jahren gegraben worden. Da er bergan verlief, hatte das zurücklaufende Wasser, das aus Wänden und Decken tropfte, dafür gesorgt, dass kleine Steine und Erdpartikel der Erde nach unten gespült worden waren. Robert stemmte sich gegen die Tür, die sich nur um einen schmalen Spalt öffnen ließ. Doch dieser Spalt reichte, um einen schlanken Menschen hindurchzulassen. Das Licht der geöffneten Eingangstür beleuchtete etwa die ersten zehn Meter des
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