Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
geschehen.«
Zwei gerötete Augenpaare starrten ihn an.
»Auch, wenn ihr dabei verletzt werdet. Das ist im Honorar mit drin.«
*
Es war kurz vor zwanzig Uhr, als Robert in einem nagelneuen und dunkelblauen Anzug das Ristorante Da Giulio betrat.
Das Lokal bestand aus einem einzigen Raum, dessen Wände aus rohen, im achtzehnten Jahrhundert handgebrannten Ziegelsteinen gemauert waren. Erleuchtet wurde er ausschließlich durch Kerzenleuchter aus Ton, die an eisernen Haken befestigt an der Wand hingen. Auf jedem Tisch stand ebenfalls ein solcher Leuchter auf einem eisernen Gestell mit jeweils drei Kerzen.
Fabio eilte ihm entgegen. »Buona sera, Signore, hatten Sie reserviert?«
»Ja, für zwei Personen.«
Fabio nickte und schaute in ein aufgeklapptes Buch in schwarzem Leineneinband, das auf einer Art Notenständer vor dem Eingang stand. »Und Ihr Name bitte?«
»Darling!«
Für eine Sekunde schaute ihn Fabio mit einem Gesichtsausdruck an, als wolle er sagen: Ich will nicht wissen, wie Ihre Frau Sie nennt, sondern wie Sie heißen.
Dann kam die Erleuchtung. »Ah, Signore Medici!« Fabio hatte schon vom Sohn der Signora Medici mit dem sonderbaren Nachnamen gehört.
Robert wollte sich nicht damit zufrieden geben, dass die Leute seinen Nachnamen partout ignorierten. »Nein, Darling!«
Fabio schaute wieder etwas irritiert, machte dann aber eine einladende Handbewegung. »Wenn ich bitten darf?«
Robert setzte sich an den Tisch, der, wie bestellt, etwas abseits in einer Ecke stand. Dass in italienischen Restaurants die Tische enger zusammenstehen als in amerikanischen, daran hatte er sich noch nicht gewöhnt. Er hasste es, wenn er das Gefühl hatte, dass die Leute am Nebentisch sein Gespräch Wort für Wort mithören konnten. Und ein Gespräch mit Francesca Sacconi, die ihn sicher wieder mit beißender Ironie überschütten würde, war dazu am wenigsten geeignet.
Während Robert wartete, studierte er intensiv die Speisekarte. Er nahm an, dass Francesca ihm wieder die Auswahl der Gerichte überließ, um ihn anschließend dafür zu kritisieren.
Langsam begann er zu überlegen, warum er diese Frau eigentlich zu einem Treffen gedrängt hatte. Er hatte nicht wenige Erfahrungen mit Frauen gesammelt. Francesca aber reizte ihn ganz besonders. Im doppelten Sinn des Wortes.
Spielt sie mit dir? Kann schon sein, denn sie wird wissen, dass bei aller Arroganz, die sie gezielt einsetzt, eine hocherotische Anziehungskraft von ihr ausgeht.
Roberts Augen glitten über die Karte, und er war ratlos, was er auswählen sollte. Er schwankte zwischen Trota affumicata al melone und Trota al ginepro. Als Vorspeise fand er Ostriche calde al burro bianco sehr ansprechend, hatte aber die Befürchtung, dass es als falsches Signal verstanden werden könnte, wenn er Austern bestellte.
Er schaute auf die Uhr. Zwanzig Uhr fünfunddreißig. Hat sie dich versetzt, oder will sie dich testen? Wahrscheinlich wird sie dich mit Spott überhäufen, wenn du dich beschwerst.
Um zwanzig Uhr achtunddreißig flog die Tür auf, und Francesca stürzte in den Raum. Sofort eilte Fabio ihr entgegen, um seiner Freude, einer solch prominenten und schönen Frau wieder einmal Gastgeber zu sein, lautstark Ausdruck zu verleihen.
Francescas Blick eilte durch den Raum und blieb dann an Robert hängen. Sie strahlte, ließ Fabio stehen und ging schnell, aber mit elegantem Schwung auf seinen Tisch zu.
Gehen ist nicht gleich gehen. Für Francesca war diese Art der Fortbewegung nicht nur Mittel zum Zweck, es war eine Demonstration ihrer Persönlichkeit. Ihr fester Schritt verriet den starken Willen, der leichte Schwung ihrer Hüften den Hang zur Sinnlichkeit.
Robert war aufgestanden und trat ihr lächelnd entgegen. Schon bevor sie ihn überhaupt erreicht hatte, begann Francesca zu reden: »Roberto, verzeihen Sie mir, ich habe Sie warten lassen. Das ist unmöglich. Ich hasse unpünktliche Menschen …«
Sie redete, als Robert ihr die obligatorischen Küsse auf die Wange hauchte, ihr den Stuhl zurechtrückte und einen Einblick in ihren tiefen Rückenausschnitt genoss.
Sie erzählte ihm, dass sie pünktlich fertig gewesen, dann aber die Schnur ihrer Perlenkette gerissen sei. Und eben diese Kette sei von ihrer Nonna gewesen, deren Perlen man nicht so einfach liegen lassen könne. Und so habe sie eine halbe Stunde gebraucht, um alle Perlen wieder einzusammeln. »Ach, Roberto, entschuldigen Sie vielmals meine Verspätung«, wiederholte sie am Ende ihres Sermons.
Robert
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