Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Francesca bestimmt, »ich rufe Sie an! Vielleicht.«
*
Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden. Die Landschaft verlor ihre Farben. Die beiden Gestalten, die sich in den Olivenhain zurückgezogen hatten, waren kaum zu erkennen.
»Ich sage dir, wir sollten ihn anzapfen.«
»Können wir machen. Aber das muss der Chef abnicken.«
»Madonna, können wir mal irgendetwas allein entscheiden?«
»Nein, du weißt, was mit Luigi passiert ist.«
»Keine Ahnung. Hat man von ihm überhaupt noch mal was gehört?«
»Nein. Seitdem nichts.«
*
Der Anruf kam früher, als er erwartet hatte.
Francescas Stimme klang herablassend. »Sie wollen mich also wiedersehen? Das kann ich verstehen.«
Robert ging nicht darauf ein. »Ich dachte mir, Sie könnten mit dem Unterricht in italienischer Esskultur fortfahren. Was halten Sie von La Pergola an der Via Fiesolana?«
Aus dem Hörer kam ein Schnalzen. »Sie wollen mich in einen Schnellimbiss einladen? Das ist doch wohl nicht Ihr Ernst …«
Robert fiel ihr ins Wort. »Ich habe gehört, das sei ein sehr gutes Restaurant.«
»Wahrscheinlich die Empfehlung eines Ihrer Landsleute. Nein, nein. Überlassen Sie mir die Auswahl des Restaurants. Wir gehen zu Fabio an der Via della Vigna Vecchia. Das ist der Einzige, der weiß, was gute florentinische Küche ist. Rufen Sie dort an und bestellen einen Tisch für zwanzig Uhr am Donnerstag. Und seien Sie gefälligst pünktlich. Ich hasse es, warten zu müssen. Ciao.« Ohne seinen Gegengruß abzuwarten, legte sie auf.
Robert war etwas verwirrt. Er überlegte, ob er etwas Falsches gesagt hatte, kam aber zu dem Schluss, dass sie wahrscheinlich nur einen schlechten Tag hatte.
Er griff zum Telefonbuch von Florenz und suchte unter dem Buchstaben F , in der Rubrik Ristorantes. Eins mit dem Namen Fabio war nicht dabei.
Seltsam , dachte er. Wer kann wissen, was für ein Restaurant das sein soll?
Er griff nach dem Telefon und wählte eine Nummer.
Eine junge weibliche Stimme meldete sich. »Bei Medici.«
»Hallo Anna, hier ist Robert Darling. Ist meine Mutter zu Hause?«
»Si, Signore. Einen Augenblick bitte.«
Es knackte in der Leitung. Dann hörte er die Stimme seiner Mutter, die bei jedem seiner Anrufe stets so klang, als habe sie seit Jahren nichts mehr von ihm gehört. »Roberto, Liebling, schön, dass du anrufst. Wie geht es dir? Ach, sicher gut. Rate mal, wer sich in der letzten Woche verlobt hat. Das rätst du nie. Fulvio und Gianna. Nun ja, sie sind aber auch wirklich schon eine ganze Zeit zusammen. Aber jetzt? So plötzlich? Vielleicht ist etwas unterwegs? Ich habe noch letzten Freitag zu Pippa gesagt …«
Robert nutzte die Sekunde, in der seine Mutter Luft holen musste, und schnitt den Wortfluss ab. »Mamma, stopp. Ich habe nur eine kurze Frage. Kennst du ein Restaurant mit dem Namen Fabio an der Via della Vigna Vecchia?«
Donatella Medici war verwirrt. Immer noch konzentriert auf ihre Erzählung aus dem Bekanntenkreis, konnte sie so schnell nicht umschalten. »Fabio? Wer soll denn das sein?«
»Mamma, das soll niemand sein. Das ist ein Restaurant.«
Die Stimme der Mutter klang leicht eingeschnappt. »Kenne ich nicht. Wo soll denn das sein?«
Jetzt klang Robert etwas gereizt. »Das habe ich doch gerade gesagt. An der Via della Vigna Vecchia!«
»Via della Vigna Vecchia? Da ist doch nur … da ist nur das Da Giulio .«
»Nein, das kann es nicht sein.«
»Ach, warte mal. Der Inhaber heißt Fabio. Fabio Cavora.«
»Aber warum heißt es dann Da Giulio ?«
»So hieß der frühere Besitzer. Weißt du, die Leute hier mögen es nicht, wenn man Namen verändert. Aber es sagt auch keiner Da Giulio . Man sagt: ›Wir gehen zu Fabio .‹«
Robert seufzte. »Ach ja, das ist logisch.«
Jetzt klang die Mutter wieder interessiert. »Was willst du denn dort? Bist du eingeladen?«
»Nein, ich will einen Tisch reservieren.«
»Einen Tisch? Also lädst du jemanden ein?«
»Ja, Mamma.«
»Eine junge Dame?«
»Ja, Mamma.«
»Kenne ich sie?
»Mamma, ich hab jetzt keine Zeit, ich muss noch …«
»Ach bitte, mein Junge, sag es mir. Es interessiert mich doch alles brennend, was dich betrifft. Sag mir doch bitte …«
»Gut … Es ist Francesca Sacconi!«
Die Stimme der Mutter bekam etwas Euphorisches. »Francesca! Roberto, das ist ja ganz wunderbar. ›Was für ein schönes Paar‹, habe ich noch zu Marco Sacconi gesagt, als ihr beiden …«
Robert versuchte, den Redefluss abermals zu stoppen. Aber diesmal hatte er keinen
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