Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
zusammen mit fünfzig dunkelroten Rosen in ihre Wohnung liefern.
*
Am darauf folgenden Tag machte er sich zum dritten Mal auf den Weg nach Vicchio. Er war gespannt, wie Sebaldo die ersten Figuren angefertigt hatte.
Als er eintraf, war die Werkstatttür abgeschlossen. Seltsam, er weiß doch, dass ich komme. Da kein Klingelknopf zu sehen war, klopfte Robert gegen die Tür. Erst leise, dann lauter. »Signore Sebaldo, sind Sie da? Hallo, Signore Sebaldo!«
Im Wohnhaus nebenan ging ein Fenster auf. Eine blasse Frau mittleren Alters schaute heraus. »Carlo ist nicht da.«
»Wo ist er denn?«, fragte Robert.
»Im Krankenhaus!«
Robert machte ein erschrockenes Gesicht. »Im Krankenhaus? Was ist passiert?«
»Er ist … er hatte … einen Unfall.«
Dann schloss sie rasch das Fenster und zog die Gardinen zu.
Robert hob beide Hände. »Signora, warten Sie …«
Aber hinter dem Fenster rührte sich nichts mehr.
Ein Unfall?! War Sebaldo mit der Hand in die Kreissäge geraten? Dann wäre er wohl für Wochen berufsunfähig, und er hätte keinen Grund mehr, zu ihm zu fahren. Plötzlich hatte Robert das seltsame Gefühl, der Unfall könne mit seinem Besuch in der Werkstatt zusammenhängen.
Roberto, irgendetwas stimmt hier nicht.
Es dauerte eine ganze Zeit, bis Robert die Krankenschwester davon überzeugt hatte, dass er den Patienten Sebaldo sprechen musste. Aber mit viel Charme und einer großzügigen Spende für die Kaffeekasse der Schwestern schaffte er es schließlich doch.
Das war auch gut so, denn wenn der Überzeugungsakt etwas kürzer geraten wäre, wäre Robert Commissario Ferri in die Arme gelaufen, der soeben das Krankenzimmer verließ. Robert konnte gerade noch in einem Seitengang verschwinden. Ferri bei Carlo Sebaldo? Dann war das mehr als ein Unfall. Gut, dass er dich nicht gesehen hat. Sein Misstrauen wäre sicher nicht kleiner geworden.
Robert klopfte vorsichtig an die Tür. Keine Antwort. Er öffnete leise.
Carlo Sebaldo lag allein in einem spartanisch eingerichteten Zweitbettzimmer, in dem es stark nach Karbol roch. Seine rechte Hand steckte in einem riesigen Verband, und um seinen Kopf hatte man eine lange Binde gewickelt, sodass er nur mit einem Auge sehen konnte. Die linke Gesichtshälfte schimmerte grün und blau.
Robert schlich auf Zehenspitzen zum Bett. »Signore Sebaldo, was ist passiert?«
Wäre Sebaldo gesund gewesen, wäre er jetzt aus dem Bett gesprungen und hätte versucht, auf Robert einzuschlagen. So konnte er aber nur ein leises Stöhnen von sich geben. »Sie wagen sich hierher? Sie – dem ich das alles zu verdanken habe? Machen Sie, dass Sie rauskommen!«
»Signore, ich schwöre Ihnen, dass ich keine Ahnung habe, wovon Sie reden. Sagen Sie mir doch, was passiert ist. Ich will versuchen, Ihnen zu helfen.«
Sebaldo war für weitere Attacken zu schwach, und so erzählte er in knappen Sätzen und mit schleppender Stimme, was geschehen war.
Wenige Minuten nachdem Robert vorgestern die Werkstatt verlassen hatte, waren drei Männer hereingekommen. Zwei unangenehme Kerle, die zweifelsfrei Deutsche waren, und ein Italiener, der dolmetschte. Sie kamen gleich zur Sache. Carlo sollte ihnen alles sagen, was er mit Robert besprochen hatte. Sonst könnte er was erleben.
Und dann fragten sie ihn, was er von einem Mann namens Sonthofen wüsste, und da fiel ihm ein, dass Robert ihn das auch gefragt hatte.
Carlo antwortete, sie sollten sich zum Teufel scheren, und griff sich mutig das größte Stecheisen, das gerade in der Nähe lag, um sich gegen die Eindringlinge zu verteidigen. Doch der große Deutsche mit den riesigen Händen entriss es Carlo, schlug es ihm gegen den Kopf, packte seine rechte Hand und spannte sie in den Schraubstock ein. Ob er jetzt reden wollte, ließ der Kleinere mit der Brille übersetzen und der Andere drehte den Schraubstock immer weiter zu, sodass Sebaldo vor Schmerzen schrie. Irgendwann sei er dann ohnmächtig geworden, und als er erwachte, hatte seine Frau bereits den Notarzt gerufen. Die Polizei hatte ihn schon verhört und auch seinen Namen notiert.
»Commissario Ferri?«, fragte Robert.
»Woher wissen Sie das?«, stöhnte Sebaldo.
»Signore«, sagte Robert, »da Sie völlig unschuldig in die ganze Sache hineingeraten sind, haben Sie ein Recht, alles zu erfahren. Zumindest das, was ich weiß. Haben Sie noch die Kraft zuzuhören?«
Sebaldo nickte und schloss die Augen.
Und dann erzählte Robert so kurz wie möglich, was sich seit der verhängnisvollen Nacht
Weitere Kostenlose Bücher