Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
weiterbohren. »Wenn Sie wollen, komme ich morgen wieder.«
»Tun Sie das«, sagte Sebaldo, ohne aufzublicken.
*
Susan hatte ungeduldig auf Robert gewartet. Als sie den Landrover über den Kiesweg fahren sah, lief sie ihm entgegen.
Sie setzten sich in die Korbstühle, die vor dem Haus im Schatten standen.
»Nun sagen Sie schon«, drängte Susan, »haben Sie etwas herausgefunden?«
Robert lehnte sich zurück. »Also, dieser Tischler heißt tatsächlich Carlo Sebaldo. Und als ich den Namen Ihres Mannes erwähnt habe, hat er äußerst schroff reagiert. Warum sollte er das tun, wenn ihm der Name nichts sagt? Und eine Sache ist besonders seltsam.«
Er machte eine Pause.
Susan wurde ungeduldig. »Und das wäre?«
Robert machte ein nachdenkliches Gesicht. »Der Zettel ist mit Sicherheit älter als der Mann. Glauben Sie, jemand notiert den Namen eines Menschen, den es zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gibt?«
Susan schaute ratlos. »Sie meinen, es ist der falsche Sebaldo?«
»Kann schon sein«, sagte Robert, »aber seine schroffe Reaktion verstehe ich dann noch weniger. Ich werde dem Ganzen auf die Spur gehen. Morgen bin ich wieder bei ihm.«
*
Stundenlang hatte Robert an seinem Schreibtisch gesessen und Skizzen für Figuren gemacht, die er eigentlich gar nicht brauchte. Er wollte einen Grund haben, mit Sebaldo im Gespräch zu bleiben.
Am Vormittag machte er sich wieder auf den Weg nach Vicchio. Während er fuhr, dachte er über das Gespräch nach, das er gleich führen würde.
Er merkte nicht, dass ihm ein schwarzer Volvo Kombi folgte.
*
Sebaldo stand wieder mit dem Rücken zur Tür an seiner Drehbank.
»Buon giorno, Signore Sebaldo, da bin ich wieder.«
Der Angesprochene drehte sich um. »Ah, Signore Medici!«
»Darling«, sagte Robert. »Mein Vater war Amerikaner.«
Sebaldo dachte einen Augenblick nach. Dann lächelte er. »Amerikaner. Das ist gut.«
Robert zog die Skizzen aus seiner Seitentasche. »Schauen Sie mal. Können Sie damit etwas anfangen?«
Der Tischler nahm die Papiere und schaute sie lange an. »Ja«, sagte er bedächtig, »das könnte ich machen. An welches Holz haben Sie gedacht?«
Robert zog beide Augenbrauen hoch. »Das überlasse ich Ihnen. Es sind ja zunächst nur Prototypen.«
Sebaldo sah sich wieder die Skizzen an.
»Ach übrigens«, sagte Robert möglichst beiläufig. »Sie hatten doch recht. Sie haben nicht für Herrn Sonthofen gearbeitet. Da habe ich etwas falsch verstanden.«
»Sag ich doch«, brummte Sebaldo. »Hätte auch gar nicht sein können.«
»Und warum nicht?«, fragte Robert.
Sebaldo schaute ihn mit starren Augen an. »Weil er ein Deutscher ist. Und ich niemals für einen Deutschen arbeiten würde. Wäre Ihr Vater nicht Amerikaner, sondern Deutscher, hätten Sie gleich wieder gehen können.«
»Warum diese Abneigung?«, fragte Robert.
Sebaldo wurde lauter. Sein Gesicht rötete sich. »Abneigung? Abneigung, sagen Sie? Das ist Hass, purer Hass. Die Deutschen haben meinen Großvater ermordet. Und seine beiden Brüder. Wenige Tage vor Ende des Krieges, als unser großer Führer Mussolini bereits auf der Flucht war.«
»Das tut mir leid«, sagte Robert. Und plötzlich kam ihm eine Idee. »Sind Sie nach Ihrem Großvater benannt worden?«
»Ja«, sagte Sebaldo, »woher wissen Sie das?«
Robert lächelte. »Ich dachte es mir. Also auch Carlo Sebaldo?«
Der Tischler schüttelte den Kopf. »Carlo schon. Aber er hieß Veltroni. Er war der Vater meiner Mutter.«
Voll daneben. Robert schaute auf die Uhr.
»Oh, schon so spät. Wann darf ich wiederkommen?«
Sebaldo überlegte. »Kommen Sie übermorgen. Am Nachmittag. Dann sind die ersten Figuren fertig.«
Nachdenklich ging Robert zu seinem Wagen. Irgendwie ist das die falsche Spur. Aber ich habe jetzt wenigstens einen guten Tischler. Belustigt sah er, dass es sich einige Tauben auf dem Dachträger des Landrovers gemütlich gemacht hatten.
Den schwarzen Volvo in der Seitengasse sah er nicht.
*
Am nächsten Tag setzte sich Robert an seinen Schreibtisch und schrieb einen langen Brief an Francesca. Einerseits war sie eine sehr eigensinnige und anstrengende Frau, andererseits besaß sie eine Anziehungskraft, die Robert sehr beeindruckte. Und außerdem hatte er sich in der entscheidenden Situation wie ein Trottel benommen. Deswegen wollte er sich nicht so leicht in die Flucht schlagen lassen.
Als er den Brief beendet hatte, stieg er in sein Auto, ging in das teuerste Florentiner Blumengeschäft und ließ ihr den Brief
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