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Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf Dieckmann
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höchstwahrscheinlich folgte jetzt ein längerer Monolog über die Ehre der Familie Medici.
    »Roberto, mit Sicherheit hast du recht. Aber du musst auch auf deine Familie Rücksicht nehmen. Das ist nämlich nicht irgendeine Familie hier in Florenz …«
    Sie holte erneut Luft. Diesen Augenblick wusste Robert seit Jahren auszunutzen. »Mamma, bitte, das weiß ich doch alles. Was willst du mir sagen? Warum hast du mich hierher bestellt?«
    Es klopfte an der Tür. Anna, Donatellas Mädchen für alles, steckte ihren Kopf zur Tür herein. »Signora, soll ich jetzt den Kaffee servieren?«
    »Mein Herr Sohn trinkt keinen Kaffee«, sagte sie und es klang beinahe etwas verächtlich. »Er trinkt Tee.«
    »Soll ich Ihnen einen Tee machen, Signore Medici?«, fragte Anna.
    Robert erinnerte sich an den ersten und letzten Tee, den sie zubereitet hatte, und wehrte ab.
    »Nein danke, lassen Sie. Bringen Sie mir nur ein Mineralwasser.«
    Als Anna die Tür wieder geschlossen hatte, seufzte Donatella. »Also, Roberto, ich sage es dir ganz offen: Du sollst dich unmöglich benommen haben.«
    Robert richtete seinen Mittel- und Zeigefinger gegen seine Brust. »Ich?«
    Donatella atmete tief ein. »Pippa hat es mir erzählt. Du hast Francesca Sacconi den Hof gemacht, und dann musste sie feststellen, dass du mit einer Amerikanerin zusammenlebst. Kein Wunder, dass sie jetzt verletzt ist.«
    Robert schnappte nach Luft. Zwei Dinge wurden ihm plötzlich klar: Die ganze Gegend, in der er lebte, war ein einziges Dorf, in dem jeder jeden beobachtete, und die Beobachtungen wurden so oft weitererzählt, bis sie nur noch eine entfernte Ähnlichkeit mit der Wirklichkeit hatten. In der Literatur nennt man so etwas Kolportage. Hier kommt allerdings noch erschwerend hinzu, dass über mindestens zwölf Ecken kolportiert wird.
    Er setzte sich in den Sessel aus dem siebzehnten Jahrhundert, der erst vor wenigen Wochen einen neuen Seidenbezug bekommen hatte.
    »Hörst du mir einen Augenblick zu? Darf ich dir erzählen, wie es wirklich war?«
    Donatella machte eine duldende Geste.
    »Also, es begann mit diesem Fest von Onkel Pierferdinando …«
    Und dann erzählte er ihr die ganze Geschichte im Detail. Nur die Stunden in Francescas Doppelbett ließ er aus.
    Als er geendet hatte, griff Donatella nach der kleinen Klingel aus Messing, die auf dem Beistelltisch stand, und schüttelte sie. Sofort öffnete Anna die Tür.
    »Bitte bringen Sie mir noch einen Cognac zum Kaffee«, sagte sie und tupfte sich mit einem Seidentuch ihre Stirn ab. »Mein Gott, Roberto, was ist denn das für eine Geschichte? In was bist du denn da hineingeraten?«
    Robert zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, ich gehe jetzt zur Polizei. Wahrscheinlich habe ich ein Menschenleben auf dem Gewissen.«
    Donatella stutzte. Wieder griff sie zur Klingel. Wieder öffnete Anna die Tür.
    »Noch einen Cognac, Signora?«
    Donatella machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, nein. Haben Sie die Zeitungen der letzten Woche schon weggebracht, Anna?«
    Anna machte ein schuldbewusstes Gesicht. »Nein, Signora. Aber ich werde es gleich tun.«
    »Im Gegenteil, das ist gut so. Bringen Sie sie mir bitte. Moment …«
    Sie schaute Robert an. »Das war also ein Donnerstag. Dann habe ich das am … Moment … ja, am Samstag habe ich das gelesen. Anna, bringen Sie mir die Zeitung von Samstag.«
    Minuten später blätterte sie in der Wochenendausgabe von Il Firenze . Robert schaute ihr zu.
    Merkwürdig. Seit Tagen hast du schon keine Zeitung mehr gelesen. Oder hast du sie gelesen und dabei an etwas anderes gedacht?
    Donatellas triumphierende Stimme riss Robert aus seinen Gedanken.
    »Na bitte. So schlecht ist mein Gedächtnis doch noch nicht. Hör zu: › … wurde gestern Morgen ein schwer verletzter und erheblich alkoholisierter Mann aus dem ehemaligen Jugoslawien in der Nähe von Santa Croce gefunden und in das nächste Krankenhaus gebracht. Trotz nicht abgeschlossener ärztlicher Versorgung floh der Mann wenige Stunden später aus der Klinik. Wie die Polizei mitteilt, handelt es sich um den wegen mehrerer Überfälle gesuchten Ivo …‹«
    Robert riss die Augen auf. »Der Mann lebt?«
    »Mein Junge! Du hast tagelang geglaubt, du wärst ein Mörder? Und das bei einer solchen Kreatur!«, sagte Donatella, als sie die Zeitung auf den Beistelltisch legte.
    Robert schloss für ein paar Sekunden die Augen.
    »Roberto, sag mir die Wahrheit!«
    Er schaute seine Mutter erstaunt an. »Welche Wahrheit?«
    »Liebst du

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