Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Sie öfter?«
Robert schüttelte den Kopf. »Nein, auch zum ersten Mal.«
Seine Nachbarin machte ein überraschtes Gesicht. »Tatsächlich? Sie sehen aus wie ein Mann, der viel herumkommt. Das sieht man sogar im Bademantel …« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und lachte. »Entschuldigen Sie meine Neugier. Ich glaube, das ist eine Berufskrankheit.«
Robert lächelte jetzt auch. »Dann sind Sie sicher Journalistin.«
»Volltreffer. Ich schreibe für mehrere Zeitungen. Eva König ist mein Name.«
Robert machte eine angedeutete Verbeugung. Sie muss gut im Geschäft sein, wenn sie sich ein solches Hotel leisten kann. Dann stellte er sich vor: »Robert Darling.«
Eva König bekam große Augen. »Darling? Sind Sie etwa derjenige, der dieses Spiel erfunden hat, das mich regelmäßig in den Wahnsinn treibt?«
Robert lachte. »Falls Sie Paranoia meinen, dann ja.«
»Sie kamen mir gleich so bekannt vor. Ich habe da neulich eine Pressemitteilung Ihres Verlages bekommen, und da war ein Foto von Ihnen … Aber in Wirklichkeit sehen Sie noch viel besser aus!«
Robert fühlte sich geschmeichelt. Diese Eva König machte einen intelligenten und witzigen Eindruck. Zum Schlafengehen ist es eigentlich noch zu früh. Das könnte vielleicht ein amüsanter Abend werden. »Darf ich Sie noch zu einem Drink an der Bar einladen? Als Schmerzensgeld für erlittene Paranoia -Qualen sozusagen.«
Eva schaute ihn gespielt skeptisch an.
»Ein faires Angebot, denke ich.«
Robert faltete die Zeitung zusammen und erhob sich. »Dann bis gleich.«
*
Eva König erwies sich tatsächlich als amüsante und unterhaltsame Gesprächspartnerin. Sie kam aus Hamburg, war wegen ihrer Reportagen viel herumgekommen, sprach fließend Englisch und Französisch. Dabei besaß sie einen hemdsärmeligen Charme. Während Robert zu seiner Freude feststellte, dass die Bar einen Tignanello Toscana Jahrgang 2004 vorrätig hatte, bestellte Eva, ohne weiter zu überlegen, ein großes Pils. Sie trank in langen Zügen und wischte sich den Schaum von der Oberlippe ab.
»Das hört sich aber alles sehr spannend an, lieber Robert. Ein ehemaliger Geheimdienstmann sitzt in einem Landhaus in der Toskana, erfindet Spiele und hat sogar Erfolg damit. Sollte ich demnächst mal in Italien sein, muss ich Sie unbedingt besuchen kommen. Da können Sie nichts gegen machen.« Sie lachte auf und griff zu ihrem Pilsglas. »Salute, Roberto!«
Robert schaute verblüfft. »Woher wissen Sie …?«
Eva lachte noch einmal. »Nach allem, was Sie mir erzählt haben, müssen Sie einfach auf den Namen Roberto getauft worden sein. Ihre Mutter hätte doch nicht zugelassen, dass Sie einen englischen Namen bekommen. Aber Ihr Name ist sehr praktisch. Den gibt’s in beiden Sprachen.«
Robert nickte anerkennend. »Respekt. Sie haben eine gute Kombinationsgabe. Aber jetzt reden wir mal von Ihnen. Woran arbeiten Sie gerade?«
Eva wurde ernst. »Das ist eine lange und schwierig zu recherchierende Geschichte. Ich soll ein Porträt über Regina Jonas machen. Sie war die erste ordinierte Rabbinerin weltweit und lebte hier in Berlin. Vorher waren ja nur Männer in dieser Position. Sie hat sich sowohl mit den Nazis angelegt als auch mit ihren Standeskollegen, von denen die meisten sie ablehnten, weil sie eine Frau war. 1944 ist sie von den Nazis in Auschwitz ermordet worden.«
Robert hörte interessiert zu. »Aber da gibt es doch sicherlich viel Material in den Archiven.«
Eva schüttelte den Kopf. »Dachte ich zuerst auch. Aber es gibt so gut wie nichts, kein Tagebuch, keine Berichte von Zeitzeugen. Erst nach der Wiedervereinigung tauchte etwas von ihrem Nachlass in Ostberlin auf. Aber ich glaube, ich habe jetzt eine ganz fantastische Quelle aufgetan.«
Robert horchte auf, bemühte sich aber, nur mäßig interessiert auszusehen. »Können Sie davon erzählen? Oder bleibt das Berufsgeheimnis?«
Eva lachte. »Nein, nein. Ihnen kann ich es ja erzählen. Sie sind ja keine Konkurrenz. Also, es gibt da einen Mann, der ein relativ hohes Tier in der NVA oder der Stasi gewesen sein muss. Genaues habe ich noch nicht herausbekommen. Er hält sich sehr bedeckt. Aber der Mann ist Gold wert. Er hat Zugang zu allen Dokumentationen und Archiven, besonders zu denen aus der Zeit zwischen 1933 und 1945. Auch zu solchen, an die ein normal sterblicher Journalist nicht herankommt. Er beschafft einem jede Information aus dieser Zeit. Gegen cash natürlich. Aber das lohnt sich.«
Robert dachte nach. Dieser Mann konnte
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