Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
hierhergekommen, weil Sie mir …«
Scherf machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Regen Sie sich nicht auf. Dann muss ich mich eben weiter vortasten. Ich habe da Möglichkeiten. Was haben wir heute? Dienstag … Dann kommen Sie doch am Donnerstag um dieselbe Zeit wieder hierher.« Er stand auf und reichte Robert die Hand. »Dann weiß ich mit Sicherheit mehr. Mit Sicherheit.«
Er lächelte Robert an und der hatte das Gefühl, Scherf wisse jetzt schon mehr, als er sagen wollte.
Nachdenklich ging er zum U-Bahnhof Frankfurter Tor zurück. Dieser Scherf ist wirklich sehr merkwürdig. Und du Idiot benimmst dich wie ein eingeschüchterter Schüler vor seinem Lehrer. Du solltest unbedingt Eva anrufen. Am liebsten hätte er das sofort getan, aber nach einem Griff in die Tasche seines Jacketts musste er feststellen, dass er sein Handy im Hotel hatte liegen lassen. Das verbesserte seine Laune keineswegs.
Der Bahnsteig war voller Menschen, der Berufsverkehr in vollem Gange. Robert schaute auf die Anzeigetafel. Der nächste Zug in Richtung Alexanderplatz kam in zwei Minuten.
Plötzlich war er hellwach. Er starrte auf das wellige kastanienbraune Haar einer Frau, die ganz vorn an der Bahnsteigkante stand. Francesca …? Er drängte sich durch die Wartenden nach vorn.
»Zurücktreten bitte!«, schnarrte die Stimme aus dem Lautsprecher, während das rumpelnde Geräusch der herannahenden U-Bahn zu hören war.
Robert versuchte, näher an die Frau an der Bahnsteigkante heranzukommen. »Francesca?«
In diesem Moment spürte er einen harten Stoß zwischen den Schulterblättern. Er gab sich Mühe, die Balance zu halten, verlor aber dennoch das Gleichgewicht und stürzte. Die Scheinwerfer der U-Bahn rasten auf ihn zu, die Leute schrien. Robert schlug mit dem Knie auf eine der Gleisverschraubungen auf. Instinktiv rollte er sich zwischen die Gleise, presste seinen Körper fest auf den Schotter. Er spürte die Hitze des Zuges, roch den Geruch aus Öl und heißem Metall. Die Bremsen kreischten. Und dann wurde es dunkel um ihn.
*
»Ich habe gerade einen Anruf aus Berlin bekommen«, sagte der Mann im dunklen Anzug. Er stand noch in der Tür. »Er ist tot.«
Der Grauhaarige winkte ihn hastig heran. »Was? Komm her. Mach die Tür zu, setz dich, und erzähl, was passiert ist.«
Der Andere setzte sich auf einen Stuhl, schlug die Beine übereinander und räusperte sich. »Ich habe mit dem Oberst gesprochen. Er hat ihm alles erzählt. Es war allerdings weniger, als sie gehofft hatten. Jetzt brauchten sie ihn nicht mehr. Er hatte einen kleinen Unfall.«
Der Grauhaarige zuckte wortlos mit den Schultern. »Also, fang an. Was wissen sie?«
»Eine Schlüsselfigur ist offenbar der Vater von diesem Deutschen, den wir leider etwas zu früh neutralisiert haben. Der war gegen Ende des Krieges hier in der Gegend.«
»Lebt der noch?«
Der andere schüttelte den Kopf. »Nein, der ist seit mehr als fünfzig Jahren tot. Und offenbar hat er sein Geheimnis mit ins Grab genommen. Aber ich habe da eine interessante Entdeckung gemacht und dazu eine Theorie entwickelt. Soll ich sie dir erklären?«
Der Grauhaarige richtete sich auf. »Aber unverzüglich!«
»Ich habe das Gefühl, die Sache kommt langsam ins Rollen.«
*
»Da haben Sie mindestens drei Schutzengel gehabt«, sagte der Arzt. »Prellungen an der rechten Schulter und am rechten Knie, den Kratzer über der Augenbraue und die Beule am Hinterkopf mal nicht mitgerechnet. Wie fühlen Sie sich?«
»Bestens«, sagte Robert, »aber das habe ich dem Notarzt im Wagen auch schon gesagt. Ich war nur ein wenig weggetreten.«
»Ein wenig ist gut«, sagte der Arzt lachend. »Sie waren ohnmächtig, und es ist ein Wunder, dass Sie den Unfall über haupt überlebt haben. Aus welchem Land kommen Sie eigentlich …?« Er schaute auf seinen Patientenbogen. »Herr Darling?«
Robert knöpfte sein Hemd zu. »Italien, Amerika – ganz wie Sie wollen.«
»Sind Sie denn versichert?«, fragte der Arzt skeptisch.
Robert zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir die amerikanische Form noch nicht ganz abgewöhnt. Ich zahle bar.«
Der Arzt runzelte die Stirn und schaute konzentriert auf das Patientenblatt. »Ich würde Sie gern zur Beobachtung noch ein paar Tage hierbehalten.«
»Nein, danke, es geht mir bestens«, wehrte Robert diesen Vorschlag ab. »Ich darf mich jetzt verabschieden?«
»Ich kann Sie nicht zwingen zu bleiben. Aber wenn Sie das Krankenhaus verlassen, tun Sie das auf eigene Verantwortung.
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