Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
intensiv. Genaues weiß ich nicht. Aber hier muss es jemanden geben, vor dem sie einen Mordsrespekt haben.«
»Weißt du Namen?«, fragte Robert.
Eva schüttelte den Kopf. »Doch, warte. Einer von denen war mal in Berlin. Mit dem sind dann mehrere von uns abends zum Essen gegangen. Ich sollte mich ein bisschen an ihn ranschmeißen, aber er schien nicht das geringste Interesse an Frauen zu haben. Cello oder Celli hieß der.«
*
Robert saß an seinem Arbeitstisch und hatte dem Gewirr aus beschrifteten Zetteln noch weitere hinzugefügt. Bei der Sache war er aber nicht. Seine Gedanken kreisten um die Frau, die sich Eva nannte. Warum hat sie sich deinetwegen in Gefahr gebracht? Weil du so ein anständiger Kerl bist, wie sie mehrfach betont hat? Reicht so etwas wirklich aus? Oder war das wieder einmal nur ein Versuch, dich auf eine falsche Fährte zu führen? Sie will über Frankreich nach England fliehen, weil sie angeblich gute Freunde in London hat, bei denen sie unterkommen kann. Falls das klappt, will sie sich bei dir melden. Aber wahrscheinlich ist diese Absichtserklärung das letzte, was du jemals von ihr gehört hast. Andererseits klingt die Geschichte eigentlich ganz plausibel …
Das Klingeln des Telefons riss Robert aus seinen Gedanken. Er drückte auf die grüne Taste und nahm das Gespräch an.
Carlo sprach schnell und aufgeregt: »Roberto, der alte Giuseppe ist tot. Er ist von einem Auto überfahren worden. Wenige Meter vor seiner Haustür. Was für ein schreckliches Ende!«
Wie durch einen Schleier hörte Robert, wie Eva ihre Arbeitgeber zitiert hatte: Alle anderen, die uns nützlich sein können, saugen wir aus und werfen sie dann weg.
»Roberto, hörst du mich?«
»Mein Gott, Carlo, wie schrecklich. Aber ich glaube, das war kein Unfall.«
»Nein«, antwortete Carlo, »aber es wird keine Untersuchung geben. Fahrerflucht nach Unfall mit Todesfolge heißt es. Und ich hatte doch gerade noch mit ihm telefoniert. Ich sollte zu ihm kommen, denn ihm sei noch etwas Wichtiges eingefallen. Und jetzt ist er tot.«
Robert versuchte, seine Gedanken zu sammeln. »Carlo, wir müssen uns unbedingt treffen. Ich habe dir auch eine ganze Menge …«
Es klopfte. Catarina steckte ihren Kopf zur Tür hinein. »Signore Darling? Sie haben Besuch!«
Robert machte eine abwehrende Handbewegung. Catarina schüttelte den Kopf. »Signore Darling. Ich glaube, es ist ziemlich wichtig!«
Robert nickte. »Carlo, ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich so schnell wie möglich.«
Er drückte auf die rote Taste. Catarina hatte die Tür wieder zugezogen.
Robert ging durch den Flur in die Halle. Der Mann mit den grauen Haaren studierte interessiert die Titel der Bücher im Regal am Fenster.
Robert stutzte. »Onkel Pierferdinando, das ist aber eine Überraschung!«
Pierferdinando Medici drehte sich um. Roberts Erstaunen wuchs, denn der Onkel lächelte ihn an. »Roberto, mein Junge, ich dachte mir, es wird langsam Zeit, dass ich mir einmal anschaue, wie du hier lebst. Das Haus gefällt mir wirklich gut. Es geht doch nichts über die solide alte toskanische Bauweise.«
Robert schüttelte dem Onkel die Hand und lächelte zurück. »Ich freue mich sehr über deinen Besuch. Was darf ich dir anbieten? Kaffee, Cognac, vielleicht einen Sherry?«
Pierferdinando winkte ab. »Mach dir keine Umstände. Ich war auf dem Weg nach Hause, und da ich gerade in deiner Nähe war, fiel mir ein, dass ich bei dir hereinschauen sollte. Zeig mir doch mal dein berühmtes Atelier, von dem deine Mutter immer erzählt.«
Roberto winkte ab. »Ach Onkel, ich mache einen ganz normalen Job.«
In diesem Augenblick kam Susan die Treppe herunter.
Robert blieb stehen. »Onkel, darf ich dir Susan Becker-Sonthofen vorstellen? Du hast sicher schon von ihr gehört. Susan, das ist Signore Medici, der Bruder meiner Mutter.«
Das Lächeln auf Pierferdinandos Gesicht verschwand. »Sonthofen? Das klingt deutsch.«
Susan bemühte sich um Haltung. Die Augen des grauhaarigen Mannes durchbohrten sie. Sie reichte ihm die Hand und versuchte zu lächeln.
»Sie ist Amerikanerin. Ihr Mann war Deutscher. Daher der Name.«
Pierferdinando sah Susan weiterhin mit scharfem Blick an. »Sie fühlen sich wohl im Hause meines Neffen?«
»Sie fühlt sich hier sehr wohl«, antwortete Robert für sie.
Susan trat einen Schritt zurück. »Aber leider müssen Sie mich jetzt entschuldigen, ich muss dringend zum Mercato. Sonst bekommen wir heute Abend nichts zu essen. Robert, brauchst
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