Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
glauben?«
»Robert, ich weiß, es ist abscheulich, was ich mit dir gemacht habe. Aber die haben mich auf dich angesetzt, und du glaubst gar nicht, was die für einen Druck auf Menschen ausüben können.«
»Wer sind die ?«, fragte Robert, bemüht um einen sachlichen Ton. »Warum, um alles in der Welt, soll ich dir glauben? Und warum willst du es mir unbedingt hier erzählen, wo alle Leute an den Nebentischen zuhören können?«
»Gut, dann lass uns woanders hingehen. Aber versprich mir, dass du mir erst einmal zuhörst.«
Robert stand auf. »Okay, dann komm.«
Der Kellner trat an den Tisch und lächelte. »Wissen die Herrschaften schon, was Sie wollen?«
»Ja«, sagte Eva und stand ebenfalls auf. »Ein anderes Lokal.«
Sie gingen die Via de’ Macci in Richtung Santa Croce hinunter und achteten nicht auf den Weg.
Eva hatte ihre Sonnenbrille wieder aufgesetzt und begann zu erzählen. »Geboren bin ich in Estland, genauer gesagt in Tallinn. Wenn du in Estland lebst, musst du früh anfangen, Sprachen zu lernen, weil dich sonst kein Mensch auf der Welt versteht. Ich wusste schon mit dreizehn, dass ich raus in die Welt wollte. Und weil die jungen Frauen aus Estland aus diesem Grunde besonders früh und gut andere Sprachen beherrschen, sind sie in Brüssel und in Straßburg als Simultanübersetzerinnen willkommen. Das wollte ich auch werden, und ich hätte es auch gemacht, wenn ich Frank nicht kennengelernt hätte.«
Robert schaute sie fragend von der Seite an.
Sie spürte seinen Blick, sah aber weiter geradeaus. »Frank war der Schlagzeuger einer Rockband aus Berlin, die eine Tournee durch das Baltikum machte. Wir sind nach einem Konzert ins Gespräch gekommen, und ich war völlig perplex, in welchen Ländern der Welt er schon überall gewesen war. Dann hat er mich eingeladen, nach Berlin zu kommen. Ich war total verknallt und bin dann so schnell wie möglich nach Deutschland gefahren. Zuerst war ich völlig hingerissen von dem Tempo und den vielen Möglichkeiten, die diese Stadt mir bot, aber dann habe ich gemerkt, dass hinter der Fassade auch nicht alles in Ordnung war. Frank wohnte in einer Wohngemeinschaft am Prenzlauer Berg, verschlief den Tag, kiffte und kokste und zog ab und zu mit seiner Band los. Ich hatte mich inzwischen an der Uni für Germanistik eingeschrieben und versuchte, mich mit Kneipen- und Putzjobs über Wasser zu halten. Das lief sehr schlecht, und im Handumdrehen hatte ich einen Haufen Schulden. Auf einer Party bin ich mit einer Kommilitonin ins Gespräch gekommen, die besonders attraktiv war und immer die neuesten und teuersten Klamotten trug. An diesem Abend hatte sie ein bisschen viel getrunken und erzählte mir, dass sie für einen Escortservice arbeitet. Das ist zwar auch eine Art Prostitution, aber man fühlt sich nicht so, weil man selbst entscheidet, ob man mit dem Typen, den man begleitet, ins Bett geht oder nicht. Zuerst konnte ich mir das überhaupt nicht vorstellen, aber dann musste ich feststellen, dass es unter den Kunden sehr nette und höfliche Männer gab, und einige wollten tatsächlich nur reden. Das lief alles ganz gut – bis ich diesen Blödsinn gemacht habe.«
Sie waren an der Ponte alle Grazie angekommen, die über den Arno führt. Sie bogen nach rechts ab und gingen in Richtung Uffizien.
Eva setzte ihre Erzählung fort. »Ich hatte einen Kunden ins Hotel begleitet, der sehr nett und großzügig war. Wir hatten fünfhundert Euro für einen Abend von vier Stunden vereinbart. Er legte seine Brieftasche auf den Tisch, ging ins Bad und sagte, ich solle mir die Fünfhundert nehmen. Als ich die Brieftasche aufmachte, sah ich, dass dort ein ganzer Haufen großer Scheine drin war. An die fünftausend Euro waren das wohl. Da habe ich einfach zugegriffen. Heute weiß ich, dass es eine Falle war, denn er hatte mich die ganze Zeit durch den Türspalt im Badezimmer beobachtet, kam sofort heraus, als ich das Geld in der Hand hatte, und sagte, dass er jetzt die Polizei holen müsse. Ich habe ihn angefleht, mich nicht anzuzeigen und ihm angeboten, dass ich es ihm umsonst machen würde, aber er hat abgelehnt. Er sagte, dass wir das anders regeln können, und dann hat er telefoniert. Kurz darauf ist ein anderer Mann gekommen. Ich befürchtete schon das Schlimmste, aber der andere war ganz cool und hat mir angeboten, für sie zu arbeiten. Der einzige Unterschied zu meinem bisherigen Job wäre, dass nur sie bestimmen würden, wen ich treffen sollte. Anschließend müsste ich ihnen
Weitere Kostenlose Bücher