Die Toskana-Verschwörung: Thriller (German Edition)
Solltest du sie noch einmal danach fragen? Ach, warte erst einmal ab, Roberto.
*
Giuseppe Collodi saß in seinem Lehnstuhl auf der Terrasse. Seine Augen waren geschlossen. Er fühlte sich gesund und glücklich, und wusste das zu schätzen. Noch vor zwei Tagen, im Krankenhaus, hatte er mit allem abgeschlossen. Wie in einem Film war alles an ihm vorbeigelaufen, sein ganzes Leben. Und in diesem Moment war ihm plötzlich klar geworden, dass er Carlo und Roberto etwas Wichtiges nicht erzählt hatte. Vor einer halben Stunde hatte er Carlo angerufen, und der wollte ihn am Nachmittag besuchen.
Das schnurlose Telefon, das auf dem Gartentisch lag, klingelte. Giuseppe meldete sich.
»Buon giorno, Signore Collodi«, meldete sich eine männliche Stimme. »Schöne Grüße von Carlo Sebaldo. Er kann heute nicht zu Ihnen kommen, weil sein Auto einen Motorschaden hat. Und da ich gerade in der Nähe bin, hat er mich gebeten, Sie zu ihm nach Vicchio zu bringen. Es ist ja nicht so weit. Ich fahre Sie dann später wieder nach Hause. Ich weiß nur nicht, in welchem Haus Sie wohnen. Kommen Sie doch bitte auf die Straße. Dann können Sie gleich bei mir einsteigen.«
Giuseppe stutzte. Eigentlich war es ihm lieber, wenn seine Freunde zu ihm kamen, aber so eine Autoreparatur konnte schließlich länger dauern. »Ist gut«, antwortete er, »ich komme raus. Das dauert aber noch einen Augenblick, es geht nicht mehr so schnell wie früher.«
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte der Mann freundlich und legte auf.
Giuseppe stützte sich auf seinen Gehstock, schlurfte mit langsamen Schritten zur Terrassentür und verriegelte sie von innen. Er ging nach draußen und schloss auch die Haustür ab. Die Straße war leer, kein Auto und kein Mensch waren zu sehen. Dann hörte der alte Mann das Brummen eines Motors. Ein silberfarbener Alfa Romeo bog langsam um die Ecke. Giuseppe schleppte sich mühsam zur Mitte der Straße und hob den linken Arm. Der Alfa stoppte. In etwa hundert Metern Entfernung ließ der Fahrer den Motor aufheulen. Die durchdrehenden Reifen schleuderten kleine Steine wie Geschosse durch die Luft, als der Wagen losraste. Giuseppe versuchte, einen Schritt rückwärts zu machen, aber er war nicht schnell genug. Der Aufprall war kurz und dumpf. Giuseppes Körper wurde drei Meter weit durch die Luft geschleudert und schlug hart auf der Bordsteinkante auf. Der Wagen raste weiter durch die schmale Gasse und verschwand hinter der Kurve zum Marktplatz.
Blut lief aus dem Mundwinkel des Alten, aber Giuseppe spürte keinen Schmerz. Alles in ihm wurde ganz ruhig. Dann wurde es dunkel.
18. KAPITEL
M aria Koskas Stimme klang am Telefon nicht besonders geistreich und witzig, sondern ziemlich mürrisch. Sie sprach Italienisch mit einem englischen Akzent. »Nein, danke«, sagte sie zu Robert, »ich kann später zu Ihnen rauskommen. Lassen Sie uns erst einmal ein Vorgespräch führen. Kommen Sie doch bitte ins La Maremmana , das liegt am Sant’Ambrogio-Markt in der Nähe von Santa Croce. Um dreizehn Uhr, okay?«
Am liebsten hätte er sie gefragt, ob sie etwas von ihm wolle oder er von ihr. Aber seine Höflichkeit hielt ihn davon ab. »Wie Sie wollen, ich werde pünktlich sein.«
Maria Koska saß in der hintersten Ecke des Restaurants und studierte die Speisekarte. Sie hatte kinnlange blonde Haare, ihr Pony reichte bis zum oberen Rand der großen schwarzen Sonnenbrille.
»Signora Koska?« Robert streckte seine Hand aus. »Robert Darling!«
»Ich habe Sie gleich erkannt. Nehmen Sie doch Platz«, antwortete Maria Koska lächelnd.
Robert setzte sich. »Warum wollten Sie nicht zu mir kommen? Ich hätte Ihnen gleich zeigen können, woran ich arbeite. Ich nehme doch an, Sie wollen ein Porträt über mich als Spieleautor machen?«
»Weil ich fürchtete, dass du mich rauswerfen würdest«, antwortete die Frau und nahm ihre Sonnenbrille ab. »Das ist nur eine Perücke, und durch Kontaktlinsen habe ich jetzt braune Augen.«
Robert schaute sie mit offenem Mund an. »Eva? Mein Gott! Bist du wahnsinnig geworden?! Erst bringst du mich in die schlimmsten Situationen und dann kommst du in einer solchen Maskerade hierher …« Sein Blick wurde ernst, seine Stimme scharf. »Eva? Maria? Wie heißt die Dame denn nun wirklich?«
»Eva-Maria Koska. Ich schwöre es dir. Mein Vater kam aus Polen. Aus dem früheren Königsberg in der Neumark. Daraus habe ich Eva König gemacht. Du kannst also weiterhin Eva zu mir sagen.«
Robert holte tief Luft. »Und das soll ich dir
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