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Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Die Tote am Watt: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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gesagt.«
    Sören lachte ungläubig. »Fietje als Philosoph? Das ist ja ein ganz neuer Zug an ihm.«
    Erik achtete nun darauf, genau dort zu laufen, wo die Zungen des Meeres schon einmal über den Sand geleckt hatten. Da war der Boden fester und das Gehen nicht so beschwerlich wie im trockenen Sand.
    Der Aufgang an der Seestraße kam in Sicht. Ob Fietje schon wieder in seinem Strandwärterhaus saß? Nein, Erik wollte Fietje jetzt nicht noch einmal begegnen. Besser, er lief noch ein Stück weiter und nahm den Aufgang, der zur Surfschule und zum Kiosk führte. Wenn er dann den Parkplatz nach rechts überquerte und die Straße entlangging, die in die Westerlandstraße mündete, würde er bald zu Hause sein. Und er nahm sich vor, dort höchstens noch eine Stunde auf Dr. Hillmots Anruf zu warten. Wenn er dann immer noch nichts von dem Gerichtsmediziner gehört hatte, würde er ihm Beine machen.

10
    Mamma Carlotta riskierte an diesem Nachmittag Kopf und Kragen. Obwohl die Kinder sie anflehten, auf ihr Vorhaben zu verzichten, schüttelte sie immer wieder eigensinnig den Kopf. »Ich muss doch fürs Abendessen einkaufen.«
    »Aber das kannst du genauso gut zu Fuß«, rief Carolin verzweifelt. »Feinkost Meyer ist doch nicht weit.«
    »Ich möchte aber ein bisschen von der Umgebung kennenlernen«, beharrte Mamma Carlotta. »Ihr wisst doch, dass euer Vater zurzeit viel um die Ohren hat wegen des Mordfalls. Und ihr beiden habt eine Menge für die Schule zu tun. Wer also sollte mir die Insel zeigen? Ihr könnt unbesorgt sein – wer einmal auf dem Fahrrad gesessen hat, verlernt das Radeln nie wieder. Frau Kemmertöns hat das auch gesagt. Das ist genau wie mit dem Schwimmen.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Felix. »Du kannst doch gar nicht schwimmen.«
    »Aber Rad fahren.« Mamma Carlotta sah an sich herab. »Ich bin ja gut ausgerüstet.«
    Sie dankte insgeheim ihrer Schwägerin, der zweiten Frau ihres verstorbenen Bruders, die Mamma Carlotta davon überzeugt hatte, dass eine Frau, die in den kalten Norden fährt, eine warme Hose im Gepäck haben muss, auch wenn sie noch nie im Leben eine getragen hat. Mamma Carlotta hatte eigentlich nur nachgegeben, weil ihre Schwägerin unleidlich wurde, wenn man ihrem Rat nicht folgte. Nun aber war sie froh, dass sie das Angebot, ihr ein nützliches Kleidungsstück zu leihen, angenommen hatte. Mamma Carlotta fand sogar, dass sie in der Hose ihrer Schwägerin eine erstaunlich gute Figur machte.
    Frohgemut schob sie Lucias Fahrrad auf die Straße. »Danke, Felice, dass du die Reifen aufgepumpt hast«, sagte sie, während Felix dastand, als bereute er zutiefst, auf diese Weise Beihilfe geleistet zu haben.
    Mamma Carlotta schwang sich so energisch auf den Fahrradsattel, dass sie beinahe auf der anderen Seite wieder heruntergepurzelt wäre. Aber sie blieb sitzen, trat in die Pedalen und schwankte über den Süder Wung. Sie streifte die rechte Bordsteinkante, touchierte beinahe ein parkendes Auto auf der linken Straßenseite und pendelte sich schließlich auf der Mitte des Weges ein. Als sie in die Westerlandstraße einbog, hatte sie schon merklich an Sicherheit gewonnen und ließ sich nicht mehr von den ängstlichen Rufen ihrer Enkelkinder irremachen.
    An der Friedhofspforte angekommen, wurde sie in ihrer Entschlossenheit bestätigt. Die Wolken hingen tief, der Himmel war nah. Und als sie an Lucias Grab trat, blitzte die Sonne durch die Wolken. Mamma Carlotta lächelte zum Himmel. »Du bist einverstanden, dass ich es mit dem Fahrradfahren probiere?«
    Nachdem sie in verschiedenen Geschäften eingekehrt war und ihre Einkäufe im Fahrradkorb verstaut hatte, hatte sie das Gefühl, eine Belohnung für ihren Wagemut verdient zu haben. Einige Male war sie nur knapp einem Zusammenstoß entkommen, hatte diverse gefährliche Ausweichmanöver provoziert, war zu mehreren Notbremsungen gezwungen worden und hatte sich dreimal nur mit einem beherzten Sprung vom Sattel in Sicherheit bringen können. Aber immerhin war sie unbeschadet in der Nähe des Strandes gelandet, wo zum Glück kaum Verkehr herrschte und Mamma Carlotta ihre Fahrkünste trainieren und festigen konnte. Dass sie dabei in die Nähe von Käptens Kajüte geriet, war natürlich reiner Zufall. Dass sie sich zu einem Besuch bei Tove entschloss, allerdings nicht. Ihr fiel ein, dass Erik etwas von einem Unfall erzählt hatte. Und schließlich gehörte es sich doch, dass man sich bei einem neuen Freund erkundigte, ob er das Unglück ebenso

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