Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Erfahrung gebracht, als sie bereits wussten. Der Absender der E-Mail, die Folke ausgedruckt hatte, war Kim, KGs schmächtiger Kollege mit den großen Händen. KG hatte offenbar diktiert, und der Jüngling hatte ihm assistiert. Karin legte das Material auf den Tisch und setzte Kaffee auf.
»Gaskocher?«, fragte Folke mit einer tiefen Sorgenfalte auf der Stirn. Jetzt geht es los, dachte Karin, schüttelte rasch den Kopf und verneinte.
»Spiritus.«
»Du sorgst hoffentlich für eine gute Belüftung?« Folke war unnachahmlich, wenn er sich wie eine lebende Bedienungsanleitung ausdrückte.
Karin zeigte auf die beiden Ventile an der Decke und zeigte ihm, dass man sie auch schließen konnte, wenn die Wellen auf rauer See das Deck überspülten. Er nickte zufrieden, ließ sich aber trotzdem über Ansammlungen von gefährlichen Gasen in geschlossenen Räumen aus. Seine Ausführungen erinnerten Karin an die Rauchgasvergiftung und die Frau am Opferstein. Wie hatte sie sich die Vergiftung zugezogen?
Karin stellte Gebäck auf den Tisch, das sie kurz zuvor in Bergs Konditorei gekauft hatte. Ein himmlischer Duft breitete sich im Boot aus.
Skeptisch betrachtete Folke den Inhalt des Brotkorbs.
»Mandelbrot und Plätzchen aus Bergs Konditorei.Frisch gebacken.« Nachdem sie den Kaffee eingeschenkt hatte, setzte sie sich ihrem Kollegen gegenüber.
»Wir nehmen nicht genügend Ballaststoffe zu uns.« Folke griff nach den Keksen.
Karin beschloss, ein anderes Thema anzuschneiden.
»Hast du den Bericht gelesen?«
»Nein, ich wollte ihn mir hier ansehen.«
»Ich kann ihn kurz zusammenfassen. Die Leiche wurde von Asko entdeckt, einem etwa fünfzigjährigen Geschäftsführer, dem das Haus gehört. Sein guter Freund Kristian war auch dabei. Kristian war am Abend joggen gegangen und hatte Askos Auto vor dem Haus im Rosenlund entdeckt. Zuerst saßen sie draußen im Bootshaus, aber als es zu regnen anfing, gingen sie hinein. Die Frau lag auf dem Fußboden in der Bibliothek. Als Arzt konnte Kristian sofort ihren Tod feststellen. Und dass ihre Nase entfernt worden war.«
»Im Laufe der Nacht haben wir die beiden Männer verhört, nehme ich an?«, fragte Folke.
»Das hat die Bereitschaft in Gestalt von KG übernommen. Ich war nur ganz kurz da, habe mich aber verzogen, als KG eintraf.«
»Aha. Auf dem Weg hierher habe ich übrigens über eine Sache nachgedacht.«
»Und?«
»Wieso vermisst niemand diese Frauen?«, sinnierte Folke.
»Erstens ist noch nicht viel Zeit vergangen, und zweitens: Weißt du eigentlich, wie viele Alleinstehende es in Schweden gibt?«, gab Karin zu bedenken.
»Doch, natürlich.«
»Eben. Wie ist es denn in Göteborg im geistigen Zentrum gelaufen?«, unterbrach ihn Karin. »Ist etwas dabei herausgekommen?«
»Nein, nicht direkt. Robban und ich haben uns aufgeteilt. Er hat mit der Gründerin gesprochen, und ich habe mich mit einer Angestellten unterhalten. Nichts Konkretes.«
»Aha.«
»Was ist mit dem Ort, an dem die Frau gefunden wurde?«, fragte Folke.
»Rosenlund«, antwortete Karin. »Das liegt auf der anderen Seite von Koön. Es gibt zwei Zufahrtswege mit etwas exklusiverer Bebauung. Der eine führt nach Backudden und zu einigen anderen Häusern und der andere zum Rosenlund und einer einzelnen Villa mit eigenem Wasserzugang. Ich bin nur im Dunkeln dort gewesen. Wenn du willst, können wir sofort hinfahren.«
Folke saß am Steuer. Wie ein Rentner, dachte Karin, als er am Fiskehamnen links abbog. Sie fuhren am Friedhof und der alten Kapelle vorbei. Der Asphalt war vom nächtlichen Regen noch immer nass, aber es waren trotzdem Spaziergänger in winddichten Jacken und Goretex-Schuhen unterwegs. Kinder stapften fröhlich durch die Pfützen, während die Eltern versuchten, einen Sicherheitsabstand zu halten.
Sie fuhren an Marstrands Camping, dem alten Hof Eriksberg und einigen bunten Sommerhäusern vorbei. An den geschlossenen Fensterläden konnte man erkennen, dass die Saison beendet war. An der T-Kreuzung, wo Eriksbergsvägen und Rosenlundsvägen aufeinandertrafen, blieb Folke stehen. Gewissenhaft sah er sich um, bevor er rechts abbog. Karin nahm an, dass hier für gewöhnlich höchstens ein Auto am Tag vorbeikam, schaffte es aber gerade noch, den Mund zu halten. Zweihundert Meter später mündete die Straße in einen Wendehammer mit zwei Ausfahrten.
»Was hältst du davon, wenn wir hier parken und zu Fuß zum Haus hinuntergehen?«, schlug Karin vor.
»Das ist keine schlechte Idee.« Folke stellte
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