Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
woanders zu suchen. Hier kamen Mariannes Kenntnisse ins Spiel, doch wie sie es auch drehten und wendeten, am Ende blieb die Frage: warum?
»Ich wünschte einfach, ich wüsste, warum. Jedes Mal, wenn ich meine Töchter und jetzt deren Kinder ansehe, frage ich mich, wie man nur so grausam sein kann.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er sich auf diese Weise von seinen Erinnerungen befreien.
»Hast du irgendeine Ahnung?«
»Glaub mir, ich denke viel zu oft darüber nach. Das schönste Geschenk, dass man mir machen könnte, wäre eine Erklärung dafür, dass man seinen vierjährigen Sohn im Keller einsperrt.«
Ich werde es herausfinden, dachte Kristian.
Dies führte dazu, dass Asko sich von Mariannes Kollegin Joy hypnotisieren ließ, die aus England herübergekommen war. Im Nachhinein würde er sich nicht mehr erinnern, was er getan oder gesagt hatte, aber Kristian und Marianne erfuhren Dinge, die sie nie wieder vergessen konnten. Doch die Frage, wie sie ihm helfen sollten, war damit noch immer nicht beantwortet.
Börje legte die
Göteborgs-Posten
zur Seite und starrte auf das Telefon. Das Museum Bohuslän? An einem Samstag? Seufzend ging er an den Apparat und meldete sich mit finsterer Stimme.
»Broberg. Was? …« Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Was für ein verdammter Idiot«, rief er erleichtert in den Hörer.
»Was hat man sich dabei bloß gedacht? Vermutlich gar nichts.«
Börjes Frau sah ihn verwundert an. Daraufhin sagte er in gemäßigterem Ton, der Vorfall sei natürlich außerordentlich unglücklich und bedauerlich. Er gab sich wirklich Mühe, es so klingen zu lassen, als ob er es ernst meinte.
»Wirklich unheimlich traurig … aha … Tschüs dann.« Börje legte auf und ging sich noch einen Kaffee einschenken. Anschließend suchte er die Nummer von Harald Bodin heraus.
»Hallo, Börje hier«, sagte er ungewöhnlich gut gelaunt. »Das Museum Bohuslän hat gerade angerufen, um sich zu entschuldigen. Das Schwert ist nicht von uns verschlampt worden, sondern von denen. Einer von den Typen dort hatte an diesem Freitag alles eingepackt, was am Montag darauf zurück zu uns geschickt werden sollte. Zwölf Kisten, so weit stimmt alles. Doch da der Kerl eine Art Freilufttheater betreibt, hat der Schwachkopf einfach beschlossen, sich das Schwert übers Wochenende auszuleihen, um es seinen Freunden zu zeigen. Er wollte es natürlich vor dem Transport am Montag wieder zurücklegen. In der alten Burganlage in Trollhättan ist es ihm dann offenbar gestohlen worden. Er wusste nicht, was er machen sollte, und da am Montag die korrekte Anzahl von Kisten nach Göteborg geschickt wurde, entschied er sich, erst mal abzuwarten. Bis jetzt. Der Fall ist erledigt, wie man so schön sagt. Jedenfalls für uns.«
Harald fragte, ob Börje noch mehr über das Schwert erfahren hatte.
»Das Schwert? Nein, da weiß ich auch nichts Neues. Aber am Montag müssen wir uns zusammensetzen und schleunigst die Versicherungsfrage angehen. Mach’s gut, Harald!« Börje legte auf und grinste seine Frau an.
Lycke betrat die Villa Maritime, wo ihre Kollegen bereits beim Frühstück saßen. Die Tische waren gemütlich an die Fenster gestellt, so dass die Gäste die Aussicht auf den kleinen Sund zwischen Marstrandsön und Koön genießen konnten. Lycke war daran gewöhnt, von Koön aus den umgekehrten Blick zu genießen. In ihren Augen bot derKai mit den alten Holzhäusern und dem Kirchturm mit seinem grün angelaufenen Kupferdach das schönste Bild. Sie begrüßte die anderen, griff gedankenverloren nach einem Teller und nahm sich einen Becher Joghurt und ein getoastetes Sandwich.
»Kann ich dich kurz sprechen, Lycke?« Der ernste Ton in Askos Stimme war nicht zu überhören.
»Natürlich.« Sie stellte ihren Teller ab.
»Vielleicht können wir uns hier drüben hinsetzen, nimm dein Frühstück doch mit. Ich will auch versuchen, etwas zu mir zu nehmen.« Sie nahmen an einem Tisch Platz, der ein Stück von den anderen entfernt war.
»Tja«, begann Asko. »Es ist so …« Erneut verstummte er. Lycke sah ihn an, bemerkte die dunklen Ringe unter seinen Augen.
»Die Polizei hat mich bereits kontaktiert«, sagte sie, um ihm zu helfen. »Ich habe bestätigt, dass wir beide gestern Abend die Fähre um Viertel vor elf genommen haben.«
Asko nickte, während er mit seinem Löffel immer wieder im Kaffee rührte.
»Sie haben also bereits mir dir gesprochen. Das ist natürlich …« Asko nahm den Löffel aus der
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