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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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zugeschossen.«
    »Ja«, antwortete Sara in das Klingeln von Torbjörns Handy.
    »Entschuldige«, murmelte er und ging ran. Es war typisch, dass Torbjörn das Gespräch in so einer Situation entgegennahm, anstatt die Leute einfach auf die Mailbox sprechen zu lassen. Sara fragte sich, ob er genauso unverschämt gewesen wäre, wenn der Geschäftsführer vor ihm gesessen hätte. Wohl kaum.
    »Entschuldige«, wiederholte er, nachdem er aufgelegt hatte. »Tja, wir müssen also den Gürtel enger schnallen.«
    Sara nickte, obwohl sie eigentlich viel lieber den Kopf geschüttelt hätte. Wie sie solche Ausdrücke verabscheute. Sie wirkten so verschämt. Torbjörn räusperte sich.
    »Äh … nun ja, du gehörst leider zu denjenigen, von denen wir uns trennen müssen.« Er sah sie gequält an.
    Sara saß schweigend da und wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie kannte die nackte Realität. Wenn man seinen Posten nicht voll ausfüllte, hatte man wenig Chancen. Dass sie einst mit Leib und Seele hier gearbeitet hatte, wurde mit keinem Wort erwähnt. Sie überlegte, nach welchen Spielregeln diese Dinge abliefen. Durfte man jemanden einfach entlassen, wenn er krankgeschrieben war? Der Betriebsrat hatte von jedem einen Lebenslauf angefordert, aber sie hatte nicht damit gerechnet, jemals auf seine Hilfe angewiesen zu sein. Sie hatte nie beunruhigende Signale wahrgenommen und war in einer Gruppe vonacht Personen am zweitlängsten dabei. Doch was hätte sie eigentlich getan, falls sie auf der anderen Seite gestanden hätte? Wenn sie ganz ehrlich war? Sie blickte auf das Blatt Papier, das ihr Vorgesetzter ihr rüberschob.
    »Ich bräuchte deine Unterschrift.« Sara beugte sich vor und versuchte, die winzigen Buchstaben zu entziffern.
    »Das bedeutet nur, dass du die Kündigung erhalten hast.«
    »Vollkommen egal, ich unterschreibe nichts, bevor ich es nicht gelesen habe.« Sara verstand kein Wort von dem, was da stand. Ihre Gedanken rasten. Sie blickte auf. »Das ist doch Wahnsinn. Ich bin gerade dabei, mich wieder einzuarbeiten. Wie lange bin ich jetzt schon wieder hier? Seit vier Wochen?«
    »Ich gebe zu, dass die Sache unglücklich gelaufen ist. Äußerst bedauerlich. Wir werden versuchen, aus deiner verbleibenden Zeit das Beste zu machen.«
    »Es wäre mir lieber, wenn du mich für den Rest der Zeit freistellen könntest.«
    »Drei Monate? Nein, darauf kann ich nicht eingehen.«
    »Mal ganz im Ernst: Nach vier Wochen kann man wirklich noch nicht von Wissensvermittlung sprechen. Da musst du mir zustimmen.«
    »Und was würden die anderen Mitarbeiter davon halten?«
    »Wie viele sind denn zusammengeklappt und so lange weg gewesen wie ich? Für mich persönlich wäre es viel sinnvoller, wenn ich diese drei Monate nutzen könnte, um mir eine neue Stelle zu suchen.«
    »Nun, du bist ja krankgeschrieben. Dann müssen wir das mit der Krankenversicherung und deinem Arzt klären. Ich kann dich nicht einfach freistellen.«
    Die Krankenversicherung, dachte Sara. Das sind genau die Richtigen.
    »Ich wüsste nicht, was die Krankenversicherung damit zu tun hat, wenn du mich von der Arbeit freistellst. Das ist doch eine Sache zwischen uns beiden.«
    »Ich würde eher sagen, dass mehrere Akteure in den Fall involviert sind. Du, ich, der Arzt, die Personalabteilung und die Krankenversicherung. Am besten sprichst du mal mit den Vertrauensleuten. Die könnten die vielen unterschiedlichen Interessen unter einen Hut bringen.«
    »Ich habe den Eindruck, dass du von uns beiden sprichst.« Sara bemühte sich, diplomatisch vorzugehen und nicht wütend zu werden. »Sollen deiner Ansicht nach die Vertrauensleute entscheiden, ob du mich freistellen kannst oder nicht?«
    Nach zwei Tagen fand man endlich eine Lösung, an der auch der Personalchef beteiligt war. Sara durfte zu Hause bleiben, musste aber telefonisch oder per E-Mail erreichbar sein. Mit Freude nahm sie das Handbuch über das interne Projektmanagementsystem entgegen, das sie auf den neuesten Stand bringen sollte. Sie bat ihren Chef, zu konkretisieren, was er sich darunter vorstellte, steckte das Handbuch deshalb in einen internen Versandumschlag und adressierte ihn an den Hauptsitz in Nacka. Sie rechnete nicht mit einer Antwort. Wahrscheinlich würde sie das Handbuch nie wieder zu Gesicht bekommen. Sie steckte ihren Laptop ein und zog sich die Jacke an.
     
    Tomas nahm Saras Kündigung gelassen auf. »Das wird schon«, sagte er. »Das war sowieso nicht der richtige Job für dich. Wir

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