Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Telefon?«, keuchte Jerker außer Atem.
Karin warf einen Blick auf ihr Handy und bemerkte, dass ihr zwei Anrufe entgangen waren. Einer von Jerker und einer von Lycke.
»Was verschafft uns die Ehre?«, fragte Robban.
»Die Fingerabdrücke.« Jerker versuchte, seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.
»Welche Fingerabdrücke?«, fragte Robban.
»Die Gläser im Rosenlund?«, überlegte Karin. »Auf den Weingläsern und der Flasche?«
Jerker nickte und stützte die Hände auf die Knie wie ein Sprinter, der hinter der Ziellinie nach Atem ringt.
»Ja, aber von wem sind sie denn?«, fragte Folke in einem eifrigen Ton, der alle überraschte. »Von wem?«
»Asko«, stieß Jerker zwischen zwei Schnaufern hervor. »Asko Ekstedt.«
Verdammt, dachte Karin. Dass ich mich so in ihm getäuscht habe.
»Wir müssen ihn abholen und ihm auf den Zahn fühlen«, sagte Robban. »Vielleicht wollte er aus einem bestimmten Grund verhindern, dass wir sofort nach seiner Frau fahnden.«
»Er scheint mir gar nicht der Typ dafür zu sein«, sagte Karin.
»Typ?«, erwiderte Robban. »Ich glaube nicht, dass es da einen bestimmten Typ gibt. Unter den richtigen – oder sollte ich besser sagen: unter den falschen – Bedingungen ist jeder zu fast allem fähig, glaube ich.«
Karin wollte gerade ihre Mailbox abhören, als Marita von der Rezeption den Besuch einer Lycke Lindblom ankündigte. Karin überlegte, wie sie mit der Neuigkeit umgehen sollte, dass die Fingerabdrücke von Asko Ekstedt stammten, Lyckes Chef. Es war wichtig, dass sie die Ermittlungen von ihrem Privatleben trennte, auch wenn das in diesem Fall besonders schwierig war.
Als Karin unten ankam, stand Lycke mit Walter vor dem Fahrstuhl.
»Könntest du uns nach Marstrand mitnehmen?«, fragte Lycke. »Mein Auto streikt, der nächste Bus fährt erst in drei Stunden, und Walter ist nicht ganz auf dem Damm.«
»Natürlich. Ich muss das hier nur zu Ende bringen.« Karin ging in Richtung Fahrstuhl voran, drehte sich aber noch einmal um. »Sag mal, steht dir über den Werkstattservice deines Dienstwagens nicht vielleicht ein Leihwagen und so weiter zu?«
»Erinnere mich nicht daran«, knurrte Lycke und beschrieb die Verteilung der Autos im Lindblomschen Haushalt.
Karin lachte.
»Kommt mit.« Sie lotste die beiden zu den Fahrstühlen. Als die Türen geschlossen waren, wandte sich Karin dem schniefenden Walter zu, dem seine Mutter die Strickmütze mit seinem Namen tief ins Gesicht gezogen hatte.
»Na, Junge, wie geht es dir?« Karin strich ihm über die Wange. Walter starrte wortlos vor sich hin und rückte einStück von ihr ab. Vorsichtig nahm Lycke ihm die Mütze ab und knöpfte seine Jacke auf.
»Karin nimmt uns mit dem Auto mit nach Hause, Kleiner, ist das nicht prima?«
»Im Polizeiauto?«, fragte Walter erwartungsvoll und wischte sich mit dem Ärmel den Rotz ab.
»Das könnte man schon so sagen, aber wir nehmen eins, auf dem nicht Polizei steht. Sonst merken die Diebe ja, dass wir kommen.«
Walter nickte verständnisvoll und lächelte leise.
»Wir haben hier oben einen Ruheraum. Ich bringe euch ein paar Stifte und Papier und komme, so schnell ich kann«, sagte Karin zu Lycke. »Falls Walter zum Malen zu schlapp ist, kann er sich ja hinlegen. In der Teeküche müssten noch Comics liegen, ich sehe gleich mal nach. Möchtest du mitkommen, Walter? Du kannst gerne an meiner Hand laufen.«
»Nur bei meiner Mama«, schnaufte der Junge und klammerte sich noch fester an Lycke.
»Tut mir leid, dass ich dir so viele Umstände mache«, sagte Lycke. Sie beugte sich hinunter und wischte den Sturzbach unter Walters Nase weg.
»Hör auf, du machst mir keine Umstände.« Karin öffnete den Ruheraum. Aus dem benachbarten Zimmer kam Jerker und sagte hallo.
»Das ist Jerker. Er ist auch Polizist«, erklärte Karin.
»Dann bist du also Walter.« Jerker warf einen Blick auf die Zipfelmütze in Lyckes Hand.
»Weißt du etwa, wie ich heiße?«, staunte Walter.
»Klar, ich bin doch Polizist. Sollen wir mal gucken, ob wir etwas Spannendes für dich zu tun finden, wenn du uns schon mal besuchst? Ich meine, falls deine Mutter einverstanden ist«, sagte Jerker an Walter gewandt und warf Lycke einen bedeutungsvollen Blick zu.
Lycke lächelte Karin und Jerker müde, aber dankbar an.
»Wartet hier. Ich beeile mich.« Karin ließ die beiden mit Jerker zurück und sprach noch ein stummes Danke in seine Richtung. Jerker winkte jedoch ab, offenbar freute er sich auf die
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