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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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schon. Ich glaube, du bist auf dem Holzweg. Für Asko ist es wohl am besten, wenn er sich ganz allmählich, Schritt für Schritt, mit seiner Vergangenheit auseinandersetzt. Ich glaube, dass sich in ihm zu viele Dinge aufgestaut haben, und wenn die alle auf einmal an die Oberfläche kommen, passiert möglicherweise etwas Schlimmes.«
    »Ich denke aber …«
    »Ich weiß, was du denkst.«
    Marianne schnäuzte sich.
    »Ich gehe jetzt ins Bett.«
    »Alles wird gut, Marianne. Möchtest du nicht noch ein Glas Wein oder einen Likör?«
    »Nein, ich möchte nur noch schlafen und diesen Abend vergessen.«
     
    Johan stand seufzend im Kristallsaal im Obergeschoss des Rathauses. Schon in der Planungsphase hatte Frau Wilson hartnäckig gegen die Ausstellung über Hexen und Aberglauben protestiert. Jetzt, wo die Ausstellung fast fertig war, hätte sie ruhig endlich aufgeben können. Seit einer Viertelstunde lief sie jammernd hinter Georgs Frau her. Johan wollte sie gerade ansprechen, als der Strom ausfiel und im Kristallsaal das Licht ausging. Die stimmungsvolle Musik verstummte, und es war nur noch das Knarren des Fischgrätenparketts zu hören, wenn sich jemand bewegte.
    »Ich sehe mal nach, ob ich das wieder in Ordnung bringen kann«, sagte Johan zu Georg und tastete sich durch die Dunkelheit. Die Straßenbeleuchtung reichte nicht bis in den ersten Stock. Die Häuser ringsum schienen noch Strom zu haben, denn ihre Fenster waren hell erleuchtet.
    »Manchmal frage ich mich, ob es in dem alten Gemäuer nicht spukt«, murmelte Georg. »Damals haben die Hexen unten im Keller auf die Wasserprobe oder ihre Verurteilung gewartet, und nun stehen wir hier gute dreihundert Jahre später und machen eine Ausstellung über sie, und da fällt der Strom aus. Vielleicht wollen sie uns etwas sagen.«
    »Wo ist denn deine Taschenlampe, Georg?«, fragte Johan,nachdem er im benachbarten Büroraum danach gesucht hatte. »Die liegt doch sonst immer auf dem Schreibtisch.«
    »Tut sie das etwa nicht?«
    »Soweit ich sehe, nicht. Aber ich schaffe das auch so.«
    Johan drückte einen Knopf auf seinem Handy und fand mit Hilfe des leuchtenden Displays die hohen Holztüren zum Treppenhaus. Der Sicherungskasten hing im Erdgeschoss neben der Kellertür. Als er einen Blick auf die Kellertreppe warf, fielen ihm Georgs Worte wieder ein, und er musste an die Frauen denken, die man der Hexerei beschuldigt und gezwungen hatte, diese schmalen Stufen hinunterzugehen. Ein kalter Windzug ließ ihn erschauern. Er drehte sich um.
    »Reiß dich zusammen«, murmelte er und ließ sein Handy noch einmal aufleuchten. Er war ganz allein hier. Als Kind war er oft hier herumgerannt. Die Sammlung im Keller hatte ihn damals schon fasziniert. Es war lange von einem Museum die Rede gewesen, damit sich auch die Öffentlichkeit an den vergessenen Schätzen im Rathauskeller erfreuen konnte, aber am Ende hatte es am Geld gemangelt.
    Er fand den Sicherungskasten. Johan hielt gerade sein Handy hoch, als er plötzlich ein Geräusch hörte. Er drehte sich um. Soweit er wusste, hielten sich nur oben im Kristallsaal Menschen auf, aber das Geräusch schien aus dem Keller gekommen zu sein. Dann war es wieder still. Johan klopfte an die Toilettentür.
    »Hallo?«, rief er, bevor er nach der Klinke griff. Keiner da. Er ging zurück zum Sicherungskasten und stellte sich auf einen Stuhl, als wieder das Geräusch ertönte. Vorne links in der Bibliothek gab es einen Lagerraum, aber es war schon nach acht, und die Bibliothek schloss um siebenUhr. Johan wandte sich wieder dem Sicherungskasten zu. In dem alten Haus mit den vergitterten Lüftungsschächten und der gusseisernen Eingangstür konnte einem auch der Wind einen Streich spielen.
    »Hallo?« Die leise Stimme schien unten aus dem Keller zu kommen.
    Johan drehte sich zur Treppe um, konnte aber niemanden sehen. Zumindest keine lebendige Menschenseele, dachte er und erschrak über seine eigenen Gedanken.
    »Ja, hallo …?«, erwiderte Johan zögerlich. Es fiel ihm schwer, die Stimme zu erkennen und zu orten. Nun näherten sich Schritte. Erneut drehte er sich um und blinzelte in die Dunkelheit. Aus dem Schatten auf der Treppe trat eine Gestalt hervor und kam auf ihn zu. Johan wich zurück. Ein Taschenlampenstrahl richtete sich auf ihn.
    »Komm mal her, Johan, das musst du dir ansehen«, sagte Sara.
    Johan atmete auf.
    »Meine Güte, Sara, ich wusste nicht, dass du da unten bist. Sehen konnte ich auch nichts.«
    »Ich weiß. Anscheinend ist der Strom

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