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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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ausgefallen. Zum Glück hatte ich Georgs Taschenlampe dabei.« Sara richtete den Lichtkegel auf den Sicherungskasten. Johan betrachtete die alten Sicherungen, die jedoch alle zu funktionieren schienen.
    »Seltsam. Sieht aus, als hätte der FI-Schalter ausgelöst.« Johan schaltete den Schutzschalter wieder ein. Nach kurzem Flackern ging das Deckenlicht wieder an. Aus dem Kristallsaal drang fröhliches Gejohle herunter.
    »Würdest du mit mir in den Keller kommen und dir eine Sache ansehen? Ich habe ein merkwürdiges Geräusch aus dem abgeschlossenen Teil gehört.«
    »Ein merkwürdiges Geräusch? Wie hat es sich denn angehört?«
    »Als ob es jemandem nicht gutginge. Als hätte jemand Schmerzen. Wie ein Stöhnen.«
    »Bist du sicher?«, fragte Johan.
    »Ja! Glaubst du mir etwa nicht?«
    »Ich finde nur, dass es seltsam klingt.«
    »Natürlich. Deshalb bin ich ja die Treppe hinaufgegangen und habe den Schlüssel geholt. Als ich wieder unten war und gerade aufschließen wollte, schien eine schwere Tür zuzufallen. Es war so ein dumpfer Knall. Zuerst wollte ich jemanden holen, aber dann dachte ich mir, dass bestimmt nur ein Tier hereingekommen ist, eine Katze oder so. Ich hab also die Tür aufgemacht, bin reingegangen und … Komm, ich zeig es dir …«
    Johan ging hinter Sara die schmalen Schieferstufen hinunter und stützte sich mit einer Hand an der gekalkten Wand ab. Die Luft dort unten war kalt und feucht. Sara steckte den Schlüssel in das imposante Vorhängeschloss an der Metalltür vor dem großen Kellerraum. Der muffige Geruch von alten Dingen kam ihnen entgegen. Johan drückte auf den Lichtschalter, aber die Deckenlampe ging nicht an. Durch die dicke Glasscheibe, vor deren Außenseite sich ein schmiedeeisernes Gitter befand, drang der blasse Schein einer Straßenlaterne herein.
    »Da drüben.« Sara hatte die Taschenlampe eingeschaltet und richtete den Lichtkegel im Gehen auf etwas Bestimmtes. »Es sieht so aus, als wäre hier jemand eingesperrt gewesen.«
    »Eingesperrt?«
    »Zumindest hat hier jemand geschlafen. Das sieht aus wie ein Bett. Aber wer würde freiwillig hier übernachten?«
    »Niemand. Das musst du mir zeigen. Wo?«
    »Du wirst deinen Augen nicht trauen.« Sie drehte sich zu ihm um. »Da.« Vorsichtig schlängelte sie sich zwischenalten Holzkisten, Galionsfiguren und Kartons voller Pfeilspitzen aus Feuerstein hindurch. »Genau hier haben die Hexen die letzte Nacht vor ihrer Hinrichtung verbracht.«
     
    Es war spät geworden, und Johan verspürte nicht die geringste Lust, bei Frau Wilson vorbeizuschauen, hatte aber das Gefühl, dazu verpflichtet zu sein. Als der Strom ausgefallen war, war sie aufgebracht nach Hause gegangen. Georg begleitete ihn. Nach der Entdeckung im Keller hatte Johan eine Nachricht auf Karins Mailbox hinterlassen. Sie hatte zwar nicht zurückgerufen, aber es war ein gutes Gefühl, die Polizei informiert zu haben. Hätte die Polizei der Neuigkeit große Bedeutung beigemessen, hätte Karin sich mit Sicherheit gemeldet. Da sich die Ereignisse in letzter Zeit geradezu überschlugen, hatte sie wahrscheinlich Dringenderes zu tun.
    Johan stellte fest, dass Frau Wilson längst nicht mehr so barsch wirkte, sondern ihm und Georg nun viel gedämpfter und unsicherer gegenübertrat. Zunächst schien sie gar nicht zu wissen, ob sie die beiden ins Haus lassen sollte, und dann standen alle drei eine Weile ratlos im Windfang. Schließlich fasste sich Georg ein Herz und fragte, ob sie sich nicht irgendwo hinsetzen könnten. Wortlos und verwirrt ging Frau Wilson in die Küche. Dort setzte sie sich auf einen Stuhl und starrte ins Leere. Ihre Strickjacke war falsch geknöpft und die Frisur, die sonst immer tadellos saß, verstrubbelt. Wahrscheinlich war sie auf dem Weg ins Bett gewesen. Beim leisesten Ton zuckte sie zusammen, als wären ihr die Geräusche des Hauses oder die knatternden Mopeds und die Stimmen draußen auf der Straße nicht vertraut. Nach einer Weile korrigierte Johan seinen ersten Eindruck. Sie war nicht unsicher und verwirrt, sie hatte Angst.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Wir haben uns Sorgen gemacht, als du einfach aus dem Kristallsaal verschwunden bist.«
    Die Frau riss die Augen auf und blickte sich wortlos um. Schließlich sagte sie mit dünner Stimme:
    »Das ist eure Schuld. Mit der Ausstellung im Rathaus habt ihr sie wütend gemacht, und deshalb ist sie wiedergekehrt.«
    »Was?«, fragte Johan verwundert.
    »Sie stand im Garten …«
    »Wer denn?« Er sah ihrem

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