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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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für die Seele.
    Der Besuch im Rathaus, den sie am Sonntag mit Georg unternommen hatte, hatte einen starken Eindruck auf sie gemacht. Sie dachte an die Frau mit den beiden Kindern, die Georg gesehen zu haben behauptete. Sie konnte seine Überlegungen zu der Ausstellung über die Hexenprozesse verstehen, und als er am Tag darauf angerufen und Sara gefragt hatte, ob sie sich vorstellen könne, eine heutige Perspektive auf das Thema zu konzipieren, hatte sie den Auftrag gerne angenommen. Sie wusste nur noch nicht genau, wie sie das anstellen sollte. Hexen heute?
    Sara stellte den Eimer mit dem schäumenden Wasser ab und ließ die Bürste unter der dampfenden Oberfläche verschwinden. Der Wind hatte zugenommen, sie bibberte. Der Nordberget, der große graue Berg, schützte die Häuser im Fyrmästargången vor Nord- und Westwind, aber nun wehte der Wind aus südlicher Richtung. Sie sah sich im Garten um. Generationen vor ihr hatten hier schon gelebt. Das Grundstück kam sogar in einem Buch über die steinzeitlichen Siedlungen auf den Inseln von Marstrand vor. Beim Umgraben hatte Sara Pfeilspitzen aus Feuerstein gefunden. Andächtig hatte sie sie aufgehoben und an ihrer Jeans abgewischt. Wie ein zufällig entdeckter Schatz lagen die sorgfältig bearbeiteten Steine in ihrer Hand. Einige Funde dieser Art waren bereits erfasst und wurden im Keller des Rathauses aufbewahrt.
    Dieser Gedanke brachte sie auf eine Idee. Ihr war ein Blickwinkel auf die bevorstehende Ausstellung eingefallen, auf den sie bisher nicht gekommen war. Vielleicht sollte sie erforschen, ob es noch lebende Verwandte der Personen gab, die in die Hexenprozesse verwickelt gewesen waren. Sie konnte mit ihrer ehemaligen Nachbarin Majken sprechen, die sich mit Ahnenforschung beschäftigte. Sie hatte ohnehin vorgehabt, sie bald im Seniorenheim zu besuchen.
    Die Rastlosigkeit riss sie aus ihren Gedanken und kribbelte in ihrem Körper. Sara blickte sich um. Im Gewächshaus hingen verwelkte Tomatenpflanzen wie Überbleibsel des vergangenen Sommers. Auf der trockenen Erde lagen noch ein paar Erbsenschoten. Abgesehen von zwei Pelargonien, die unermüdlich blühten, sah es hier wüst und trostlos aus. Sara holte die Schubkarre, eine Forke und einen Spaten und machte sich daran, im Gewächshaus Ordnung zu schaffen, während sie weiter ihren Gedanken nachhing. Der Kater hatte sich vom Wäscheberg im Keller erhoben, war herangekommen und sah sie durch das algenbedeckte Glas forschend an.
    »Na, Alter«, sagte Sara zu ihm.
    Er streckte sich ausgiebig und spazierte in Richtung Straße.
    Nebenan bog Lycke in die Einfahrt und trug einen schlafenden Walter ins Haus. Kurz darauf kam sie herüber zu Sara.
    »Jetzt beginnt die Erkältungszeit«, seufzte Lycke.
    »Was hat er denn?«, fragte Sara.
    »Fieber. Hoffentlich hat er Linus und Linnéa nicht angesteckt, als sie am Wochenende zusammen gespielt haben. Du hast nicht zufällig ein fiebersenkendes Mittel da? Am liebsten ein Zäpfchen, wir haben anscheinend nichts mehr im Haus.«
    Sara eilte hinein und holte eine Schachtel Fieberzäpfchen aus ihrem umfangreichen Medikamentenvorrat.
    »Vielen Dank, meine Liebe.« Lycke wollte gerade wieder gehen, als sie sich noch einmal umdrehte. »Du, wir haben hier draußen in der Villa Maritime ab Freitag das ganze Wochenende über so ein Kick-off-Meeting und …«
    »Nun sag schon«, erwiderte Sara.
    »Äh, ich weiß ja, dass es dir nicht so gutgeht, und ich will dir auch keine zusätzliche Belastung aufbürden, aber wenn sie schon einmal hier sind, würde ich meinen Kollegen gern ein bisschen Marstrander Geschichte vermitteln. Könntest du mir nicht einen kleinen Text schreiben, den ich dann vorlese oder frei vortrage? Oder, was mir noch lieber wäre, könntest du ihnen nicht persönlich etwas über Marstrand erzählen, vielleicht im Rahmen einer Führung?«
    »Was ist mit Johan? Kann er das nicht machen?«, fragte Sara.
    »Er hat keine Zeit, und außerdem finde ich die Anekdoten, die du erzählst, viel lustiger. Es war aber nur eine Idee, und du sollst dich auf keinen Fall unter Druck gesetzt fühlen. Du kannst ja mal darüber nachdenken. Ich muss jetzt zu Walter. Danke für die Zäpfchen!« Sie winkte mit der Schachtel und verschwand im Haus.
    Sara steckte die Forke in die Erde, ließ die halbvolle Schubkarre vor dem Gewächshaus stehen und ging durch den Kellereingang hinein. Vor der Tür streifte sie achtlos die schmutzigen Gummistiefel ab und ließ in der Waschküche das Regenzeug

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