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Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
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den Kopf in den Nacken legen, um die Wipfel der schwindelerregend hohen Bäume zu erkennen. Hauptsächlich waren es Tannen. Sie verlor fast das Gleichgewicht. Sie sah sich um. Tannen und Kiefern, hohe Bäume, so weit das Auge reichte.
    Anders ging vor ihr über einen Steg, über dessen Bretter Kaninchendraht gespannt war, damit man nicht ausrutschte. Das Holzgeländer, das sich einst an den Seiten befunden hatte, war verfault und abgebrochen. Hinter dem Steg begann ein schmaler Pfad. Überall lagen moosbedeckte Steine herum, die so groß wie Männerköpfe waren, und erschwerten das Vorankommen. Dann lichtete sich vor ihnen der Wald, während er sich hinter ihnen zu verdichten schien. Den Pfad, auf dem sie gekommen waren, konnten sie nicht mehr sehen.
    Anders blieb stehen und fing an zu erzählen.
    Es handelte sich um einen alten Hinrichtungsplatz. Zugewachsen, still und vergessen. Die Gräber mit den sterblichen Überresten lagen unsichtbar in der feuchten Erdeunter dem Moos. Einst hatte sich diese Stelle, von der man den Fluss hatte sehen können, tief im Wald befunden, doch nun war die Bebauung immer näher gerückt. Weniger als fünfhundert Meter von hier stand eine Siedlung mit gepflegten Häusern, Supermarkt und Kindergarten. Der Platz war seit über hundertfünfzig Jahren vergessen. Bis vor kurzem.
    Jugendamt, Trollhättan, Winter 1959
    Inger hieß sie lächelnd willkommen. Birger rutschte von einer Pobacke auf die andere und knetete die Jacke, die er in seinen groben Händen hielt. Schließlich ergriff Aina das Wort, weil das Gespräch auf ihre Initiative hin zustande gekommen war. Langsam und sachlich erklärte sie, worum es ging. Um Asko.
    »Unser Junge«, wie sie sagte.
    Inger hörte zu.
    Birger bemerkte Ingers ernste Miene und fragte, ob alles in Ordnung sei. Inger sagte ihnen klipp und klar, wie die Dinge lagen. Sie hatten eine Pflegefamilie für den Jungen gefunden. Schweigen breitete sich aus.
    Birger wollte Ainas Hand nehmen, aber Aina zog sie weg.
    »Nein«, sagte sie mit großer Entschiedenheit und blickte Inger fest in die Augen. »Es ist unser Junge. Asko soll bei uns bleiben. Wir sind jetzt seine Familie.«
    Stolz und ein wenig verwundert betrachtete Birger seine Frau, die nun unbeirrbar und ohne das geringste Zittern in der Stimme darlegte, dass sie umziehen und den Hof von Birgers Vater in Marstrand übernehmen wollten. Auf diese Weise bekam Asko Abstand von der Gegend und den vielen Erinnerungen. Er würde nicht
Gefahr laufen, einem der Menschen zu begegnen, die ihm so weh getan hatten.
    Als sie verstummte, drückte ihr Blick etwas aus, das Birger noch nicht oft an ihr gesehen hatte, und als er nun nach ihrer Hand griff und sie drückte, konnte sie den Druck nicht erwidern. Sie wirkte vollkommen ausgepumpt.
    Inger nickte verständnisvoll. Sie war offenkundig gerührt, das sah Birger.
    Aina schien noch etwas sagen zu wollen, aber Inger stand auf und ging zu ihr.
    »Ich verspreche dir, dass ich alles tue, was in meiner Macht steht, Aina. Er hätte es bestimmt sehr gut bei euch, davon bin ich überzeugt. Ich gebe mein Bestes.«
    Aina rang nach Worten, aber es war bereits alles gesagt. Nun konnten sie nur noch hoffen.
     
    Sara stand in der Waschküche und faltete Wäsche. Die Kinder waren im Kindergarten, Tomas bei der Arbeit, und auf der massiven Ablage aus Kiefer türmte sich die frisch gewaschene Wäsche. Auch die Berge von Kleidungsstücken, aus denen die Kinder herausgewachsen waren, mussten dringend sortiert und weggepackt werden. Von den vielen einzelnen Socken ganz zu schweigen. Die Katze sprang auf einen der sauberen Wäschehaufen, rekelte sich genüsslich und hinterließ kleine schwarze Tatzenspuren auf einem weißen Laken.
    Draußen vor dem Kellerfenster war das Wetter grau. Der einst weiße Gartenzaun war nun mit grauen und grünlich schwarzen Schimmelflecken bedeckt, stellte Sara fest, als sie hinausblickte. Man müsste ihm dringend mit der Scheuerbürste zu Leibe rücken. Sara hörte auf, die Wäsche zu falten, und füllte stattdessen einen Eimer mitheißem Wasser, dem sie einen großzügigen Spritzer Seife hinzufügte.
    Mit kräftigen Handbewegungen begann sie, den Zaun abzuschrubben. Die Flecken lösten sich und ließen die weiße Farbe darunter wieder zum Vorschein kommen. Anschließend spritzte sie alles mit dem Gartenschlauch ab, aber ihre Kraft ließ allmählich nach. Nein, dachte sie, als sie einen Teil des Zauns geschafft hatte. Ich muss etwas nur für mich selbst tun, etwas

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