Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
Tante in Marstrand?«
»Beiden Jungs scheint es gutzugehen. Sowohl oben auf Nygård als auch hier in Marstrand. Das ist doch die Hauptsache.« Aina setzte sich und reichte ihm den Teller mit den Butterbroten.
»Weißt du noch, damals in Åkerström? Als es an jenem Morgen an die Tür klopfte und er plötzlich dastand … da saßen wir fast genauso da wie jetzt. Der Arme.« Birger schüttelte den Kopf.
Aina legte ihre Hand auf seine. »Ich weiß, dass du dir Gedanken machst, aber es fehlt ihm an nichts, und er kommt morgen zurück. Jetzt nimm dir ein Brot.«
Ausnahmsweise konnten sie reden, ohne Rücksicht auf zwei kleine lauschende Ohren zu nehmen. Der Junge hatte so viele Fragen, auf die sie keine Antwort wussten. Wer wollte ihm das bei der Geschichte zum Vorwurf machen?
Aina strich über den Stammbaum ihrer finnischen Vorfahren, die ursprünglich aus Karelien stammten.
»Wir geben ihm zwei Beine, auf denen er stehen kann. Wie ein Baum mit weitverzweigten Wurzeln«, sagte Aina an diesem Abend zu Birger.
»Vererbung ist eine Sache«, erwiderte Birger. »Das Milieu ist etwas anderes.«
Aina hatte fein säuberlich auch Askos Namen eingetragen, doch sie hatte nicht vor, ihm etwas zu verheimlichen.
Deshalb holte sie nun auch den Stammbaum hervor, den sie mit ihrer guten Freundin Majken für Asko aufgezeichnet hatte. Aina hatte sich lange den Kopf zerbrochen und die Sache immer wieder mit Birger diskutiert, bevor sie schließlich alle Informationen weitergab. Da Askos Familie das Sorgerecht entzogen worden war und er später adoptiert wurde, hätten es kommende Generationen schwer gehabt, seine Wurzeln zurückzuverfolgen. Der Junge hatte ein Recht, alles zu erfahren.
Majken gelang es, Askos Vorfahren bis ins Jahr 1778 zurückzuverfolgen. Dann war Schluss, doch Majken sagte, sie würde die Hoffnung nicht aufgeben, eines Tages noch weiter zurückgehen zu können. Manchmal kamen neue Tatsachen ans Licht. Auch bei sich zu Hause bewahrte sie eine Kopie des Stammbaums auf, den sie Aina und Birger ausgehändigt hatte.
»Woher stammt er denn nun?«, fragte Aina.
»Orust«, antwortete Majken, als sie zusammen Kaffee tranken.
Börje hatte das Telefonat so lange wie möglich vor sich her geschoben. Nun hielt er den Hörer in der Hand und hatte gerade die Vorwahl eingetippt. Als Harald ihm von dem fehlenden Schwert erzählte, hätte er sofort dort anrufen sollen, aber er hatte sich trotz allem erst vergewissern wollen, ob es sich nicht doch irgendwo anfand. Die Sammlungsleiter beobachteten ihn skeptisch, während er hektisch durch die Gänge rannte und vergeblich alle Kisten durchsuchte.
»Ja, hallo, Börje Broberg, Sicherheitsbeauftragter vom Stadtmuseum Göteborg … Es geht um das Objekt GM:103, ein Henkersschwert aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ihr hattet es euch für eine Ausstellung in …« DerSicherheitsbeauftragte des Museums Bohuslän nannte den Namen und die Daten der Ausstellung. »Genau, das ist richtig. Tja, äh, es scheint da ein Problem oder vielmehr ein Missverständnis zu geben … Befindet sich das Schwert möglicherweise noch bei euch, ich meine, könnte es vielleicht beim Transport gefehlt haben?«
Am anderen Ende der Leitung war es still.
»Du warst selbst dabei, als die Lieferung abgeschickt wurde?« Börje seufzte. Mist. Er beendete das Gespräch. Es war nichts dabei herausgekommen. Zumindest konnte er jetzt einen Punkt auf der Liste mit den Maßnahmen abhaken, die zu treffen waren, wenn wider Erwarten ein Gegenstand verschwand.
10
Folke hatte die Zeugenaussagen der Rollenspieler vor sich. Er war beim letzten Namen auf der Liste angelangt und hatte gerade die Personenkennzahl eingegeben, als er die Meldung auf dem Bildschirm bemerkte. Person verstorben.
»Was um alles in der Welt hat das zu bedeuten?«, murmelte er und gab die Kennzahl erneut ein. Mit dem gleichen Ergebnis. Person verstorben.
»Das ist ja merkwürdig.«
Folke versah den Namen mit einem Fragezeichen, stand auf und ging nachdenklich zu seinen Kollegen.
»Karin, Robban … ich bin auf etwas Seltsames gestoßen.«
»Was denn?«
Robban blickte auf.
»Sven Samuelsson ist tot. Nicht tot, aber …« Folke sah sich verwundert um. Unvollständige Sätze passten gar nicht zu ihm.
»Ich verstehe kein Wort«, kam es von Robban. »Wer ist tot?«
»Ich habe die Namen all jener, die sich im Sankt-Eriks-Park befanden, in den Computer eingegeben, weil ich dachte …, aber das spielt jetzt keine Rolle … Seht euch das an!« Folke
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