Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
klein war.« Dann schlug er eine
andere Richtung ein und ging auf den großen Teich ein Stück hinter der Orangerie zu. Am Ufer blieb er stehen.
»Hier wäre meine Schwester einmal beinahe ertrunken.«
»Ich wusste gar nicht, dass du eine Schwester hast«, sagte Asko.
»Meine Eltern haben sich heftig gestritten. Jeder meinte, der andere hätte auf sie aufpassen sollen.« Seufzend warf Kristian einen Stein ins Wasser und erzählte, dass nach diesem Ereignis nichts mehr wie vorher gewesen war. Die Mutter zog weg und nahm die Schwester mit, ihr Lieblingskind. Allein in dem leeren Haus, fühlte sich sein Vater selten wohl, und Kristian hatte oft alleine zurechtkommen müssen. Am Ende hatte man beschlossen, dass er zu seiner Tante nach Marstrand ziehen und dort zur Schule gehen sollte.
Während Kristian von seiner Kindheit erzählte, erinnerte sich Asko an seine eigenen Erlebnisse. Er dachte an die Zeit im Keller und an seine Schwestern. Er hatte sich so einsam gefühlt. Nur die Bücher hatten ihm Gesellschaft geleistet, doch denen konnte er nicht nah sein. Sie waren nur eine Möglichkeit, der Wirklichkeit zu entfliehen. Erst als er Birger und Aina kennenlernte, begann er zu glauben, dass auch er irgendwo hingehörte und dass sich jemand nach ihm sehnte.
»Wir werden immer beste Freunde sein«, sagte Asko.
»Ja, immer«, antwortete Kristian lächelnd.
Harald Bodin wartete, bis der Sicherheitsbeauftragte des Stadtmuseums vor dem Magazin auf der Insel Hisingen geparkt hatte. Viertel vor acht, pünktlich wie immer.
»Hallo, Harald. Alles in Ordnung?« Börje schien gar nicht mit einer Antwort zu rechnen. Er wandte Haraldden Rücken zu und nahm Lunchbox und Aktentasche vom Beifahrersitz. »Noch sechs Monate. Dann gehe ich in Rente. Wie sieht es eigentlich bei dir aus?«
Harald ignorierte die Frage.
»Ich muss mit dir reden, Börje.«
»Äh, könntest du mir vielleicht die Tür aufhalten? Ich habe keine Hand frei. Steht etwas Besonderes an?«
Der Kerl hört mir überhaupt nicht zu, dachte Harald. Er scherte sich nicht die Bohne um die Gegenstände im Magazin und konnte die Liebe und Faszination, die die anderen Mitarbeiter für sie empfanden, nicht nachvollziehen. Harald holte tief Luft. Am besten brachte er es hinter sich.
»In der Sammlung scheint etwas zu fehlen.«
»Ach so«, kam es unbekümmert von Börje. »Vielleicht hat jemand etwas ins falsche Regal geräumt.«
»Das glaube ich nicht. Ich habe überall nachgesehen«, sagte Harald.
»Worum handelt es sich denn?«, fragte Börje. In der Eingangshalle des Magazins blieb er stehen. »Um einen von deinen Gegenständen, Harald? Ist es eine Waffe?« Plötzlich machte er ein ernstes Gesicht.
»Es ist eins von den Henkersschwertern.«
Börje fiel die Lunchbox aus der Hand.
Robban saß bereits am Schreibtisch, als Karin eintraf. Sie wollte ihm gleich von der mittelalterlichen Holzfigur erzählen, doch er kam ihr zuvor.
»Es liegt nicht nur daran, dass ich Polizist bin. Ein kleines bisschen kombinieren kann schließlich jeder«, begann er.
»Was ist los?«, fragte Karin ungeduldig.
»Du hast dasselbe wie gestern an. Warst du etwa heute Nacht nicht zu Hause?« Er grinste von einem Ohr zum anderen.
»Wie kommst du denn darauf?«
»Einerseits aufgrund deiner Kleidung, wie gesagt, aber vor allem wegen denen da.« Robban zeigte auf Karins Schreibtisch, den ein Riesenstrauß roter Rosen schmückte. »Wer hat schon das Glück, morgens vor halb neun Rosen geliefert zu bekommen?«
Karin lächelte und spürte, wie sie rot anlief.
»War es der nette Polizist aus Trollhättan oder dein Date von Samstagabend? Oder vielleicht jemand ganz anders?«
»Hör auf!«
»Ich habe übrigens die Karte gelesen. Johan. Als Polizist kann ich beim Blumenladen auch den Nachnamen erfragen. Jetzt hab dich nicht so und erzähl endlich! Sonst sehe ich mich gezwungen, in der Kaffeepause meine Version der Geschichte zu verbreiten, und die fällt bestimmt aufregender aus als deine.«
»Da sei dir nicht zu sicher.« Karin berichtete von der Holzfigur in Johans Wohnung.
»Das ist ja ein Ding! Die haben die Nasen abgehackt und wahrscheinlich mitgenommen … Da wir keine Nasen gefunden haben, können wir nahezu davon ausgehen, dass unser Täter sie bei sich hat. Die Seele in der Nase. Nicht zu fassen«, sagte Robban. »Ich bin ja gerade dabei, die verschiedenen Charaktere der Rollenspieler zu untersuchen. Diesen Veranstalter namens Esus sollten wir uns unbedingt
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