Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman
ließ die Einkaufstüte auf der Arbeitsfläche liegen, ohne die Lebensmittel in den Kühlschrank zu stellen. Stattdessen begann er, durch die Tageszeitung zu blättern.
»Hattest du einen guten Tag?« Sara sah sich um. »Wo sind die Kinder?«
»Ich dachte, du holst sie ab.« Verwundert blickte Tomas von der Zeitung auf.
»Mittwochs bist du an der Reihe«, erwiderte Sara.
»Ich habe aber doch schon eingekauft.«
»Stimmt ja. Wenn man einkaufen geht, kann man natürlich nicht die Kinder abholen. Was glaubst du eigentlich,wie ich das mache?« Sara spürte, wie diese Müdigkeit sie überkam.
»Ich dachte, da du nicht Vollzeit arbeitest …«
Seufzend überlegte Sara, wie viel Wind sie um die Sache machen sollte. Manchmal wunderte sie seine Begriffsstutzigkeit. Dabei hatte er sie doch in ihren schlimmsten Zeiten erlebt, als sie noch nicht einmal die Post aus dem Briefkasten nehmen konnte.
»Wenn du das Essen machst, hole ich die Kinder. Falls es dir nicht zu viele Umstände macht.« Die letzte Bemerkung war vollkommen überflüssig, aber sie hatte sie sich nicht verkneifen können.
Als sie sich auf den Weg zum Kindergarten machte, waren ihre Schritte anfangs noch voller Wut, doch dann hielt sie inne und warf einen Blick auf die Blekebukten, den Sund und Marstrandsön. Mitten in der alten Stadt ragte der weiße Kirchturm in die Höhe, und die leuchtend gelbe Holzfassade des Grand Hotels bildete einen schönen Kontrast zu dem tiefblauen Abendhimmel. Wer konnte mit dieser Aussicht vor Augen schon böse sein? Die Luft war leicht und klar, und der Tischler, der etwas weiter oben in der Straße wohnte, fuhr winkend auf seinem Lastenmoped an ihr vorbei. Sara grüßte zurück und ging etwas leichtfüßiger die Kinder holen.
Robban und Folke bedankten sich bei Hektor, der mit ihnen zur Haustür rollte. Der Schäferhund blieb immer an der Seite des Rollstuhls.
»Dieses geistige Zentrum, zu dem mehrere der Charaktere eine Verbindung zu haben scheinen …«, sagte Robban zu Folke.
»Das scheint in der Tat ein recht undurchsichtiger Ort zu sein.« Erleichtert zog Folke die Wagentür zu. Robban dachte nach. Karins Handy sendete noch immer ein Besetztzeichen.Also wandte er sich an Folke. Ihm blieb nichts anderes übrig.
»Es könnte einen Besuch wert sein. Meine Frau hat ja in England einen Kurs besucht, und die Besitzerin des Göteborger Zentrums veranstaltet auch in England Seminare.«
»Sofia hat einen geistigen Kurs besucht?«, fragte Folke. »Hast du nicht gelesen, was Hektor recherchiert hat? Tänze und Verwünschungen, wer zum Teufel beschäftigt sich denn mit so etwas?«
»Meine Frau zum Beispiel«, erwiderte Robban kurz angebunden. »Willst du mitkommen oder nicht? Falls du jedoch beabsichtigst, die ganze Fahrt über nur herumzumeckern, mach ich’s lieber alleine.«
»Das ist übrigens mein Auto«, antwortete Folke verärgert.
Mist, dachte Robban, da hat er recht.
»Entschuldige, Folke. Ich kann nur deine ständigen Belehrungen nicht ertragen. Sollen wir es mal mit dem Zentrum versuchen?«
»Entschuldigung angenommen.« Folke ließ den Wagen aus Hektors Einfahrt rollen. »Du musst dich aber anschnallen.«
Während der Autofahrt bemühte sich Robban, Folke so gut wie möglich vorzubereiten, indem er ihm aus den Texten vorlas, die Hektor auf der Webseite des Unternehmens gefunden und ausgedruckt hatte.
Dann steckte Robban sich die Freisprechvorrichtung in die Ohren und rief Sofia an.
»Folke und ich sind gerade auf dem Weg zu Marianne Ekstedt.«
»Folke?«, fragte Sofia. »Nimmst du etwa Folke mit?«
»Ja. Meinst du nicht …«
Sofia schüttete sich aus vor Lachen. Robban hatte sie fragen wollen, wie man am besten mit Marianne Ekstedt umging, aber da Sofia nicht aufhörte zu lachen, schaltete er das Handy einfach aus. Er würde eben das Beste aus der Situation machen müssen.
»Willkommen.« Marianne Ekstedt war eine Dame um die fünfzig, mit wachem Blick. Sie strahlte so viel Ruhe und Ausgeglichenheit aus, dass Robban sich steif vorkam. Sie schien direkt durch ihn hindurchzusehen.
Sie stellten sich vor. An Mariannes Seite erschien eine Frau in Tunika, die ihre blonden Haare zu einem langen Zopf geflochten hatte.
»Das ist Gisela. Wusstest du, dass der Name ›die Strahlende‹ bedeutet? Wenn du mit mir kommst«, sie legte Robban eine Hand auf die Schulter, »kann Folke mit Gisela einen Rundgang machen. Auf diese Weise habt ihr beide am meisten von dem Besuch, denke ich. Vor allem in
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