Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman

Titel: Die Tote auf dem Opferstein: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Rosman
Vom Netzwerk:
des Marstrander Franziskanerklosters und danach der Garten von Malin im Winkel befunden. Sie sprach mit Joy darüber, die ihr auf scheinbar einfache Weise erklärte, wie das alles zusammenhing. Psychometrie war eine phantastische Wissenschaft – denn wenn Dinge wirklich ein Gedächtnis hatten, öffneten sich einzigartige Tore zur Vergangenheit. Ein lebendes Geschichtsbuch. Rätselhaft blieb jedoch, ob die Gegenstände ihre Erinnerungen allen vermitteln konnten oder ob sie nur zu demjenigen sprachen, der das, was die Dinge zu erzählen hatten, auch aufnehmen konnte.
    Mariannes Mutter war alles andere als begeistert von dieser Spinnerei, wie sie es nannte, und die Einladung zum Weihnachtsfest nahm Marianne vor allem an, weil
zur selben Zeit ein Wiedersehen ihrer alten Studienkollegen stattfand. Sie war gefragt worden, ob sie vor Psychologiestudenten einen Vortrag über grenzenloses Wissen halten wollte. Marianne trug ein orangefarbenes Batikkleid, das zusammen mit den Perlen in ihrem Haar so auffällig war, dass wildfremde Menschen sich nach ihr umdrehten.
    Asko verstummte mitten in einem Gespräch mit seinen alten Studienkameraden, als er sie mit einem ganzen Pulk von Studenten im Schlepptau auf dem Weg vom Vorlesungssaal zur Bibliothek erblickte. Obwohl sie ihm den Rücken zuwandte, kam sie ihm bekannt vor. Die braunen Haare, das glockenhelle Lachen, das die Universitätsbibliothek erfüllte und den Bibliothekar erzürnte. Die Psychologiestudenten bestürmten sie mit Fragen, für die in der Vorlesung keine Zeit gewesen war. Marianne versuchte, sie zu beantworten, forderte die jungen Leute jedoch auch auf, sich eigene Gedanken zu machen. Der Bibliothekar war der Ansicht, die Veranstaltung sollte nicht ausgerechnet in seinem Hoheitsgebiet stattfinden, scheuchte die Mannschaft mehr oder minder hinaus, und als sie sich umdrehte, stand plötzlich Asko vor ihr. Einen Augenblick lang wirkte sie überrascht, doch dann breitete sich ein vertrautes Lächeln auf ihrem Gesicht aus.
    »Hallo, Asko, glaubst du an die Macht des Schicksals?« Sie grinste noch breiter.
    Marianne griff nach seiner Handfläche und verfolgte die Linien darin. »Ich sehe, dass du sehr glücklich sein wirst.« Dann lachte sie auf eine Art, die im Unklaren beließ, ob sie scherzte oder es ernst meinte. Sie hörte auf zu lachen. »Ich sehe aber auch, dass du es schwer gehabt hast und dass du einsam warst.«
    Asko zog seine Hand zurück. Auf seltsame Weise schien die Zeit seit diesen längst vergangenen Sommerwochen stehengeblieben zu sein. Marianne hatte sich nicht verändert.
    »Es kommt mir vor, als würden wir beide uns schon lange kennen. Als wären wir uns in einem früheren Leben schon mal begegnet. Glaubst du, dass wir schon einmal gelebt haben?«
    Asko überlegte.
    »Darüber habe ich wohl noch nie nachgedacht. Falls du damit nicht die verregneten Sommerferien im Haus deiner Großeltern auf Marstrandsön meinst.«
    »Hast du dir denn noch nie Gedanken darüber gemacht, ob es eine Fortsetzung gibt? Wir haben doch in dem Sommer damals viel über solche Dinge geredet.«
    Asko stand eine Weile schweigend da und suchte nach einer Antwort, mit der er sie beeindrucken konnte, musste sich aber schließlich eingestehen, dass ihm nichts einfiel.
    »Mein Wissen stammt eher aus Büchern, die wir an der Handelshochschule gelesen haben, die Wirtschaftstheorie von Keynes und so. Betriebswirtschaft und Jura lassen nicht viel Raum für Gedanken über frühere Leben.«
    »Ein Psychologiestudium auch nicht, wenn ich ehrlich sein soll. Wahrscheinlich habe ich deshalb nach dem Studium einen anderen Weg eingeschlagen.«
    »Was glaubst du denn?«, fragte Asko.
    Sie nahm seine Hand, flocht ihre Finger zwischen seine und blickte ihm tief in die Augen. Auf einmal wurde sie ernst.
    »Ich glaube, wir beide gehören zusammen.«
     
    Carsten saß auf seinem Bürostuhl und trommelte mit den Fingern auf die grüne Schreibtischunterlage. Margareta hatte gesagt, das Schwert könne zwar durchaus zum Abtrennen des Kopfes verwendet worden sein, anhand eines Fotos allein ließe sich das jedoch nicht mit Sicherheit sagen. Carsten musste noch einmal mit dem Stadtmuseum reden und offenbaren, dass sie sich für das Henkersschwert in seiner Eigenschaft als mögliche Mordwaffe interessierten. Das hatten sie bisher für sich behalten, aber vielleicht würde es dem Sicherheitsbeauftragten den Ernst der Lage bewusstmachen. Manchmal diente diese Art von Information als Katalysator, besonders

Weitere Kostenlose Bücher