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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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mich?« schmollte Esmerelda.
    »Überhaupt nichts, Darling«, versicherte ihr Hugh. »Aber der kleine Mann hier steht auf Mimi.« Er zeigte auf Richard, der strahlend lächelte.
    »Ah, ihr wollt ein Doppel. Doppelte Bezahlung?« Esmerelda begutachtete Hughs Anzug, bevor sie ihm tief in die Augen blickte.
    »Kein Problem«, sagte Richard, als würde auf der Kreditkarte sein Name stehen.
    »Ich glaube, ich sehe sie.« Ein paar Tische weiter entdeckte ich den Rücken eines schlanken Mädchens mit federnden Locken.
    »Sie wird sich freuen, daß wir sie uns persönlich gewünscht haben«, sagte Richard. »Das bringt einen Bonus von zweitausend Yen.«
    Zwei salarymen, die nach uns hereingekommen waren, setzten sich an den Nachbartisch. Bauerntölpel, dachte ich, ihren billigen Anzügen nach zu urteilen und der Art, wie einer von ihnen eine Kamera herauszog und sie auf den tiefen Ausschnitt seiner Hostess richtete. Richard reckte den Hals, um besser zu sehen, aber mit einem Tritt lenkte ich seine Aufmerksamkeit wieder auf uns.
    Nach wenigen Minuten brachte Esmerelda Mariko. Die beiden Hostessen kamen Arm in Arm und mit einem breiten Lächeln auf unseren Tisch zu. Als Mariko nahe genug war, um unsere Gesichter zu erkennen, fluchte sie und machte sofort wieder kehrt.
    »Mimi-chan …« Esmerelda verstummte und rutschte neben Hugh auf die Sitzbank. »Ich glaube, ihr geht es nicht gut. Krämpfe oder so etwas.«
    Hugh zwinkerte mir zu, und von irgendwoher kam ein greller Lichtblitz. Ich schloß schnell die Augen.
    »Ich schenke allen ein.« Esmerelda beugte sich so vor, daß ihr Kleid den Blick auf ihren Busen freigab. Sie streifte Hughs Hand mit ihren Fingern, als sie ihm sein Glas reichte, während sie meines nur halb füllte und auf den Tisch stellte.
    »Wie wäre es mit einem Spielchen?« Esmerelda zog ein Kartenspiel aus einer winzigen schwarzen Handtasche, in der ein Bündel Geldscheine und eine Chanelpuderdose waren.
    »Ich bin ein guter Spieler, wie steht es mit dir?« Hugh lächelte sie an.
    »Ist die Mama-san heute abend hier?« unterbrach ich.
    »Ja, aber wenn du Arbeit suchst, da muß ich bedauern. Mama mag jüngere Mädchen.« Esmerelda teilte geübt die Karten aus. »Was sollen wir spielen? Strip-Poker? Dafür brauchen wir ein Separée.«
    »Ein Séparée?« Richard rümpfte die Nase. »Ich bin aber gar nicht schüchtern, Baby.«
    »Mir ist schlecht. Ich gehe mal zur Toilette.« Ich nahm meinen Rucksack und stand auf. Der Anblick der beiden Männer, die zu einer Testosteronpfütze dahinschmolzen, war unerträglich. Bei Hugh konnte ich das noch verstehen, aber Richard?
    »Hinten.« Esmerelda wandte den Blick nicht von ihren Eroberungen ab.
    Als ich an dem Tisch vorbeischlenderte, an dem Mariko wieder bei ihren vorigen Kunden saß, sagte einer von ihnen etwas und deutete auf mich. Ich lächelte und ging auf sie zu. Mariko schüttelte den Kopf.
    »Hey, einen schönen Lippenstift hast du. Treffen wir uns auf der Damentoilette?« sagte ich auf englisch zu ihr.
    Doch dort kam ich nie an. In dem unbeleuchteten Korridor, der vom Hauptraum wegführte, packte mich jemand. Ich kämpfte kurz gegen die Faust, die mich unterhalb der Rippen traf und mir die Luft nahm. Sie werden nie erfahren, was passiert ist, dachte ich, als sich eine große, schweißige Hand über meinem Mund schloß und mir ein Knie von hinten in den Oberschenkel stieß.

24
    Mein Aufstöhnen wurde durch die Hand des Angreifers gedämpft, und ich landete in einem dunklen, überheizten Raum, in dem es nach Brennstoff roch. Die Geschichte mit der Gasheizung in Shiroyama fiel mir wieder ein, und mir kam zu Bewußtsein, daß ich diesmal vielleicht wirklich sterben könnte. Hugh und Richard würden mindestens eine Stunde lang mit der verführerischen Esmerelda beschäftigt sein.
    Eine Neonröhre an der Decke ging an und zeigte mir, daß ich mit Marikos Mama-san in der Garderobe saß. Ein Kerosinofen brannte. Er stank zwar, war aber nicht tödlich.
    »Wir müssen uns über einiges unterhalten, Keiko.« Ich schwankte ein bißchen, als ich mich auf den Hocker vor dem Spiegel setzte. Es war die einzige Sitzgelegenheit im Raum, ein Machtspiel, das ihr nicht entgehen konnte. Sie lehnte an der Tür, respektheischend. Ich blickte von dem weinroten Samtkleid, das über ihrem Bauch spannte, hoch zu dem unvorteilhaften fedrigen Haarschnitt und den harten, kühlen Augen, die denen von Setsuko sehr ähnlich waren.
    »Ich heiße Kiki.« Ihre Stimme blieb ruhig. »Da Sie

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