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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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nur, weil …« Sie schlug die Augen nieder.
    »Ja?« hauchte Richard.
    »Als ich an den Körper dieser Person gedrückt wurde, habe ich …« Esmerelda lächelte verschämt und deutete auf ihre Brüste. »Wie heißt das feine Wort dafür auf englisch?«
    Hugh hustete. Ich wollte ihn nicht ansehen, aber ich merkte, daß Richards Augen funkelten.
    »Brüste«, sagte ich sachlich. »Was ist mit dem Kissenbezug geschehen?«
    »Ich habe ihn liegenlassen.« Esmerelda zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich hat ihn der Müllmann später mitgenommen.«
    Ich warf die Hände hoch. »Du hast wichtiges Beweismaterial verloren.«
    »Ich konnte ihn doch nicht zurückgeben! Man hätte nur Fragen gestellt.«
    »Wo hättest du ihn denn zurückgegeben?« fragte Hugh.
    »In einem Hotel«, antwortete Esmerelda schüchtern.
    »Wie kommst du auf ein Hotel?« Er fragte das ganz beiläufig.
    »Er hatte ausländische Maße und war so groß, daß er mir über Kopf und Schultern gepaßt hat. Und gute weiße Baumwolle, wie sie es im New Otani haben. Ich habe da mal einen Nachmittag verbracht. Deshalb weiß ich es.«
    Ich dachte an Joe Roncolotta und wie gut er sich mit Hotels auskannte. Er könnte sich die Brust ausgestopft haben, damit man ihn für eine Frau hielt, und sein Südstaatenakzent konnte jemanden, der nicht fließend Englisch sprach, durchaus verwirrt haben. »Was war mit der Handtasche?« fragte ich.
    »Die hat sie nicht mitgenommen. Ich habe sie noch hier.« Sie klopfte auf das teure kleine Täschchen.
    Als Hugh Esmerelda bat, ihm den Vorfall noch einmal zu beschreiben, wandte ich mich an Richard.
    »Ich habe versucht, draußen mit Mariko zu reden«, flüsterte Richard. »Ich habe mich entschuldigt für … für eine Peinlichkeit, die passiert ist. Dann ist der Türsteher gekommen und wollte mich wegschicken. Mariko mußte ihn bitten, mich wieder in den Club zu lassen.«
    »Was für eine Peinlichkeit? Hat Mariko deinetwegen die Wohnung verlassen?«
    »Nein, nein.« Richard warf einen nervösen Blick auf Hugh und Esmerelda, die uns gar nicht beachteten.
    »Ich erzähle dir immer alles!« zischte ich in das Ohr meines Mitbewohners.
    »Okay.« Richard hörte sich erbärmlich an. »Als du heute nachmittag weg warst, hat sie versucht, mich zu bekehren.«
    »O nein!«
    »Sie konnte einfach nicht begreifen, daß ich kein Interesse habe, und deshalb ist sie gegangen.«
    Keiko kam und knallte die Rechnung vor Hugh auf den Tisch. »Wenn Sie jetzt gehen, verpassen Sie nicht den letzten Zug.«
    »Keine Sorge. Ich bin mit dem Auto da.« Er blickte hoch und lächelte.
    »Wirklich? Gehört Ihnen der schwarze Windom? Ich habe bereits den Abschleppdienst gerufen!« sagte Keiko in gespielt besorgtem Tonfall.
    »Gibst du mir deine Karte?« Esmerelda schien untröstlich, als Hugh Bargeld für die Rechnung auf den Tisch blätterte.
    »Mit Vergnügen.« Hugh gab ihr seine Karte und einen Fünftausend-Yen-Schein. »Bitte paß auf Mariko auf. Und auf dich natürlich.«
    »Du bist zu freundlich. Das ist wirklich nicht nötig«, strahlte sie und steckte sich das Trinkgeld in ihr kleines Täschchen.
    »Ach, das ist nur ein Zeichen der Dankbarkeit eines Schotten. Denk daran, ich bin kein Engländer.« Er lachte, als wäre das ein alter Witz zwischen ihnen beiden.
    »Kein Engländer«, wiederholte sie, als wolle sie es sich einprägen. »Komm bald wieder!«

25
    Ich pflückte einen Strafzettel von der Windschutzscheibe und reichte ihn Hugh, bevor ich mich hinter das Steuer setzte.
    »Ich bezahle ihn, versprochen. Früher oder später.« Er steckte ihn ein und rutschte auf den Beifahrersitz. Richard hatte sich hinten zusammengerollt und die Füße ans Fenster gestemmt.
    »Wohin soll es gehen?« Ich spürte eine unwahrscheinliche Energie in mir.
    »Wir setzen erst deinen Mitbewohner ab, dann entscheiden wir.« Hugh warf einen Blick nach hinten zu Richard. »Er schläft wie ein Baby. Kannst du mich jetzt vielleicht darüber aufklären, weshalb ich diese Juniorausgabe von Joan Collins allein unterhalten mußte?«
    Ich schilderte ihm, wie Keiko mich abgefangen, ich den Spieß dann umgedreht und sie mir schließlich etwas über Marikos Eltern erzählt hatte.
    »Sie neigt also zu Gewalt.« Hugh drückte die Türknöpfe von innen zu, als lauere irgendeine Gefahr in den Straßen des hellerleuchteten Kabuki-cho. »Sie hätte Mariko und Esmerelda leicht überfallen können.«
    Ich konnte mir das kaum vorstellen, da die jungen Frauen für sie arbeiteten und sie beinahe

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