Die Tote im Badehaus
fragte ich. Aber Winnie schien sich nur für Hugh zu interessieren.
»Jetzt, wo du aus diesem faden Gefängnis draußen bist, kannst du doch nächstes Wochenende auf den Schwarz-Weiß-Ball zugunsten des Swimmingpools der International School kommen.« Winnie setzte ihre riesigen Einkaufstüten auf dem Boden des Aufzugs ab und drängte mich damit in eine Ecke. »Wenn du einen Zehnertisch kaufst, würde das die Kosten für das Sprungbrett decken. Ich habe schon eine Partnerin für dich, ein nettes Mädchen aus Wiltshire, das beim Kulturattaché arbeitet …«
Ich lächelte. Es war interessant, was die Leute sagten, wenn sie glaubten, man verstand ihre Sprache nicht.
»Winnie, bitte.« Hugh schien das äußerst peinlich zu sein.
»Ach, wie unhöflich von mir. Du hast ja heute abend einen Gast.« Die Tür öffnete sich in ihrem Stockwerk, aber Winnie lehnte noch in der Tür und schien nicht gehen zu wollen. »Wenn deine kleine Freundin gegangen ist, komm doch noch auf einen Sherry vorbei.«
»Lieber nicht. Ich bin todmüde.« Hugh winkte und drückte auf den Knopf, um die Tür zu schließen.
»Also ich weiß nicht, Hugh. Du scheinst ein bizarres Verhältnis zu älteren, verheirateten Frauen zu haben.« Ich hob meinen Rock hinten an, um mir den Oberschenkel zu reiben, der mir von Keikos Tritt immer noch weh tat.
»Wenn Winnie nicht gewesen wäre, hätte mich Piers sicher in Shiroyama verrotten lassen.« Hugh sah stur geradeaus. Ich folgte seinem Blick und stellte fest, daß er mich im Spiegel beobachtete. Ich ließ mir Zeit, den Saum meines Rocks wieder fallen zu lassen, und trat vor ihm aus dem Fahrstuhl.
»Laß mich erst dein Bein ansehen, bevor du gehst«, sagte er, als er den Schlüssel ins Schloß steckte.
»Ist mir der Dr. med. auf deiner Karte entgangen?« Ich schleuderte meine Schuhe von mir und ließ mich auf das Sofa fallen.
»Ich bin der König der Sportverletzungen! Mein Arzneischrank ist gut gefüllt: Heftpflaster, warme und kalte Kompressen, Tabletten gegen Entzündungen …«
»Gut.« Ich langte unter meinen Rock und zog an meiner Strumpfhose.
»Was machst du da eigentlich?« fragte Hugh energisch.
»Das müßte der Nachfahre eines heidnischen Volkes doch wissen. Hilf mir mal, ich komme nicht ganz hin.« Ich legte meine Beine auf seine und ließ mir von ihm die Strumpfhose ganz ausziehen. Er schüttelte sie aus und legte sie zu einem kleinen Viereck zusammen.
»Du bist so ordentlich, daß du einen Job als Unterwäschezusammenleger im Mitsutan bekommen könntest«, neckte ich ihn und genoß gleichzeitig das Gefühl, als seine Hände über meine Oberschenkel glitten. Der Schrecken mit der Treppe war schon ganz weit weg.
»Ich habe vergessen, welches Bein es war.« Er wirkte nervöser, als ich ihn je gesehen hatte, wie ich mit einem plötzlichen Glücksgefühl feststellte.
»Soll ich mich umdrehen, damit du besser nachsehen kannst?«
»Du mit deinen Spielchen, Rei, ich lehne jede Verantwortung ab.«
»Das ist kein Spiel. Du schuldest mir etwas.« Ich beugte mich vor und berührte ganz langsam seine Lippen mit dem Mund. Er zögerte einen Moment, dann stöhnte er und drückte mich an sich. Als wir uns wieder voneinander lösten, lagen unsere Jacken auf dem Boden, und er betrachtete zärtlich die Sicherheitsnadeln am Bund meines Rocks.
»Ich dachte, du würdest mich nie mehr wieder in deine Nähe lassen«, sagte er.
»Im English Pub hast du aber etwas ganz anderes gesagt.« Die Erinnerung daran schmerzte immer noch.
»Da wollte ich es dir nur leichter machten.« Er bedeckte meinen Hals mit Küssen.
»Und du sagst, ich sei diejenige mit den Teezeremoniemanieren! Sag mal, wollen wir eigentlich die ganze Nacht auf diesem rutschigen Sofa bleiben?«
»Ich erwarte nicht von dir, daß du in mein Schlafzimmer kommst. Es eilt nicht.« Hugh lehnte sich zurück und sah mich an.
»Warum nicht? Ich war heute schon einmal dort, und es sieht ganz passabel aus. Für die Rudermaschine könntest du einen besseren Platz finden, aber die Sumoringer und dein Schrank voller Kaschmir haben mir gefallen.« Ich knöpfte bereits sein Hemd auf.
»Das ist zwar ein zweifelhaftes Kompliment, aber ich nehme es an.« Seine Augen fixierten mich. »Und dich nehme ich auch.«
Seinem Wort getreu ließ Hugh sich lange Zeit mit mir. Es war nach ein Uhr, als die letzten Kleidungsschichten fielen und wir uns über das Empirebett wälzten. Die nächsten Erkundungen schienen ein ganzes Jahrhundert zu dauern.
Als Hugh
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