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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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schließlich in mich eindrang, stoppte er mittendrin und strich mit dem Finger über meine feuchte Wange. »Tue ich dir weh?« flüsterte er.
    Ich spürte keinen Schmerz, sondern eine überraschende Gefühlswallung. Ich zog ihn näher zu mir und hauchte, daß ich sterben würde, wenn er sich nicht gleich bewegte. Hatte ich gewußt, daß es so werden würde ? Ja, dachte ich, als wir anfingen. Zwischen uns war kein Raum mehr. Mit jedem Stoß spürte ich, wie ich mich in etwas anderes, in jemand anderen verwandelte.
    »Ich bin dir völlig verfallen«, keuchte Hugh, als mein Körper in hundert verschiedene Richtungen zu zersplittern schien. Auf dem Höhepunkt seiner Leidenschaft hielt er schließlich die Luft an und stieß ein letztes Mal fest zu.
    Hugh nahm mich in die Arme, nachdem er das Kondom entsorgt hatte. Wir atmeten beide so schnell wie nach einem einstündigen Dauerlauf.
    »Magst du es so?« fragte er leise.
    »Mit dir mag ich es wahrscheinlich auf alle Arten.« Allein bei dem Gedanken daran, was gerade passiert war, mußte ich die Beine zusammenpressen.
    »Weshalb kannst du beim Sex so ehrlich sein, während du sonst so unehrlich, so brutal zu mir bist?«
    »Du bist derjenige, der brutal ist. Du fängst einen Streit an, während ich hier noch in den Nachwehen liege und genieße.«
    »Nachwehen?« Er fuhr mir mit der Zungenspitze übers Genick. »Wer spricht hier von Nachwehen?«
    »Ich dachte, Männer könnten nicht so schnell …« Ich langte hinunter und stieß auf den gegenteiligen Beweis.
    »Sehen wir mal, was passiert«, schlug er vor, und genau das taten wir.
     
    Gegen Morgen mußten wir kurz eingeschlafen sein. Scheinbar schon in der nächsten Minute brüllte der Morgenmoderator von J-WAVE: »London, dreiundzwanzig Uhr … Moskau, ein Uhr … Tokio, sieben Uhr. Heute aus Tokio!«
    Hugh küßte mich auf die Schulter und zog mir sanft die Decke weg.
    »Aufgewacht, aufgewacht, mein Schatz. Es ist Zeit, aufzustehen.«
    »Warum?« stöhnte ich und steckte den Kopf unter ein Daunenkissen.
    »Du mußt Richards Klasse in zwei Stunden übernehmen, und wir müssen noch frühstücken.«
    »Bist du etwa ein Morgenmensch?« Ich hob das Kissen und sah ihn blinzelnd an.
    Er lachte. »Es ist ein sehr guter Morgen, weil wir die Geschichte verändern.«
    »Ich kann am frühen Morgen keine Vorträge verkraften.«
    »Bisher hatten wir immer einen fürchterlichen Streit, wenn du aus meinen Armen entschwunden bist. Heute abend kommst du doch gutgelaunt wieder, oder etwa nicht?«
    »Wer kann schon die Zukunft vorhersagen?« fragte ich.
    Als Hugh mit nichts als dem Verband um seinen Knöchel bekleidet aus dem Bett stieg, sah er ziemlich göttlich aus. Ich rollte mich auf die Seite, um ihn zu betrachten, und grinste wie die Cheshire Cat.
    »Wie wär’s mit einer Dusche? Es ist Platz für zwei.«
    Er ging ins Bad, drehte das Wasser auf und sang etwas, das entfernt an »Obsession« von den Eurythmics erinnerte.
    »Ich wußte gar nicht, daß ein Mann ohne Job und Zukunft so fröhlich klingen kann«, scherzte ich und folgte ihm unter die Dusche.
    »Vor mir liegt eine großartige Zukunft: als Einbrecher, als Spion oder als Attentäter … Du hattest bestimmt noch nicht das Vergnügen, mit jemandem wie mir ins Bett zu gehen?«
    Ich zögerte gerade lange genug, um ihm zu denken zu geben. Immerhin kam ich aus den USA, dem Weltzentrum des Verbrechens. »Nein, hatte ich nicht.« Ich schlang die Arme um ihn.
    »Dann wird das Verfahren eingestellt.«
    Unser Gelächter plätscherte durch das gekachelte Badezimmer, als gäbe es nichts, worüber wir uns Sorgen machen müßten.
     
    Während wir frühstückten, sahen wir uns immer wieder an. Hugh trug einen weißen Frotteebademantel, und ich hatte eines seiner Thomas-Pink-Hemden an, bei dem ich die Ärmel zweimal umgeschlagen hatte. Er hatte sich vorne an den Knöpfen zu schaffen gemacht. »Der Ausschnitt darf nicht zu tief sein, weil du Vertreter unterrichtest, und die kenne ich nur zu gut. Aber dein schönes Schlüsselbein sollte doch zur Geltung kommen.«
    »Ich habe mir noch nie so viele Gedanken darüber gemacht, was ich zur Arbeit anziehe. Tust du das jeden Morgen, bevor du zu Sendai gehst?« brummte ich.
    »Nie. Wenn ich je wieder eingestellt werde, machst du dir dann vielleicht für mich Gedanken?« Er lächelte und reichte mir eine Tasse Darjeeling, in die er bereits Milch und Zucker gegeben hatte.
    Es gab ein einfaches Frühstück. Hugh aß eingeweichte Weetabix, was ich dankend

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