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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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ablehnte. Er machte mir einen Toast und widmete sich wieder dem Asian Wall Street Journal. Als ich den angenehm süßen Tee trank, fiel mein Blick auf den Bademantel, der sich an den Schenkeln leicht geöffnet hatte, und ich wünschte, ich könnte dableiben. Ich mußte eine gute halbe Stunde am Telefon verbringen, um meinem Vermieter klarzumachen, wie dringend die anstehenden Reparaturen waren, und danach mußte ich dem armen verkaterten Richard erklären, weshalb er noch nicht nach Hause gehen konnte.
    »Was steht heute auf deinem Plan?« fragte ich, als ich mich schließlich zum Gehen fertigmachte.
    »Ich fange mit einer Massage im TAC an, dann esse ich mit Mr. Ota zu Mittag. Heute nachmittag will ich in Setsukos Reisebüro. Ota hat den Namen und die Adresse herausgefunden, aber ich habe gesagt, ich würde lieber selbst hingehen. Ich dachte, ich bemühe mich ein bißchen mehr um meine Integration.« Er band mir den Gürtel zu und gab mir einen festen Kuß, der nach Zahnpasta und Rasierschaum roch. »Bist du zufrieden?«
    »Nur vorübergehend.« Ich riß mich los, bevor es um mich geschehen war. Ich fuhr mit zwei Geschäftsmännern im Lift nach unten und eilte durch die Lobby. Meine Pumps klackten auf dem Marmorfußboden. Ich trat hinaus in das blendende Sonnenlicht und wäre beinahe gestolpert, als ich meinen Namen hörte.
    »Shimura-san, Shimura-san!«
    Ich drehte mich um und sah mich zwei Kameras gegenüber.
    »Sie sind doch mit Glendinning-san befreundet, der des Mordes angeklagt ist?«
    »Hoffen Sie auf eine Stelle als Hostess im Club Marimba?«
    »Chigai-masu«, sagte ich. Der Ausdruck, der übersetzt »Es verhält sich anders« bedeutet, war die höfliche Art, etwas zu leugnen. Doch es folgten weitere Fragen, und wenn ich sie recht verstand, lautete die letzte, ob ich die Nacht in Glendinnings Bett genossen hatte. Ich suchte verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit und entdeckte ein Taxi, dessen Tür bereits einladend offenstand.
    Ich sprang hinein und verriegelte beide Türen, ohne auf den älteren salaryman mit dem Stock zu achten, der genau auf das Auto zusteuerte.
    »Bakayaro!« Der salaryman fluchte und drohte mit der Faust, als das Taxi abfuhr. Doch der Fahrer zwinkerte mir im Rückspiegel zu, und mir wurde klar, daß ich mich zum allerersten Mal in Tokio benahm, als sei ich jemand.

26
    Bei Nichiyu wartete Mr. Katoh bereits an meinem Schreibtisch und erkundigte sich besorgt nach meinem Gesundheitszustand. Ich versicherte ihm, ein Aspirin und Schlaf hätten mich fast vollständig wiederhergestellt.
    »Vielleicht sind Sie doch zu früh wiedergekommen.« Mein Chef musterte mich besorgt. »Ihr Gesicht ist gerötet und Ihr Mund ist geschwollen, vielleicht sollten Sie besser Fieber messen …«
    Mit anderen Worten, meine Nacht war mir anzusehen. Ich hoffte, trotzdem mit den Vertretern zurechtzukommen, eine besonders üble, rein männliche Auswahl kleinerer Angestellter. Seit dem Betriebsausflug im letzten Sommer war unser Verhältnis gestört; die Männer hatten mich gebeten, für ein nettes Bild auf einen Tisch zu steigen. Bevor ich begriff, was vor sich ging, hatte mir jemand die Kamera unter den Rock gehalten und ein Foto gemacht. Ich hatte Mr. Katoh den Vorfall als seku hara – als sexuelle Belästigung – gemeldet, aber die einzige Konsequenz war, daß ich ein mysteriöses Zusatzhonorar für zwei Wochen bekam und Richard den Unterricht der Vertreter übernahm.
    Um neun Uhr ging ich in das Klassenzimmer und trug die neue Espressomaschine wie eine Rüstung vor mir her. Richard hatte vorgehabt, heute alle Teile der Maschine auf englisch zu erklären sowie ein bißchen Konversation auf französisch und italienisch zu machen. Am Anfang kicherten ein paar, doch ich beachtete sie gar nicht. Ich kam gleich zur Sache und bat zwei Schüler, uns die Begegnung zwischen dem Kunden und dem Verkäufer vorzuspielen.
    »Was ist Caffè rat-te?« fragte Mr. Takeuchi seinen Partner Mr. So.
    »Caffè rat-te ist ein köstliches Getränk aus Milche und Exsu-presso –«
    »Expresso!« rief Mr. Nara, der Besserwisser, aus der hintersten Reihe.
    »Espresso«, fuhr Mr. Takeuchi fort. »Es schmeckt besonders köstlich, wenn Sie eine Prise Zimt, Muskat oder Kakao darauf streuen.«
    »Schön gesagt. Mr. So, könnten sie uns die perfekte Rezeptur für Caffè latte geben?«
    »Eine Hälfte Milche, eine Hälfte kohi«, sagte Mr. So.
    »Nein, zwei Teile Milch, ein Teil kohi«, korrigierte ihn Mr. Takeuchi.
    »Mr. Takeuchi

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