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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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unbeteiligt.
    »Am Anfang galt es als Selbstmord. Dann hat sich dieses neugierige Mädchen eingemischt, und es wurde zu Mord. Die Hälfte der Leute, die zur Trauer-Zeremonie eingeladen waren, kamen nicht. Nur die falschen sind gekommen.« Er sah mich böse an. »Wie Sie, Shimura-san. Haben Sie denn gedacht, ich würde Sie mit diesen unverschämten Augen und der Teenagerfigur nicht erkennen?«
    »Sie müssen sehr böse gewesen sein«, sagte ich. Ich merkte, wie sich Hughs Körper unter der Decke anspannte. Mir war klar gewesen, daß ich Mr. Nakamura an diesem Abend nicht getäuscht hatte. Genausowenig war ich bei dem Hausputz unbemerkt geblieben.
    »Weshalb hätte ich Sie sonst die Toilette putzen lassen sollen? Ich konnte in meinem Haus keine Szene machen, auch wenn ich das gerne getan hätte!«
    Ich rutschte unbehaglich auf der Bettkante herum.
    »Und dann habe ich sie vor drei Tagen noch einmal gesehen, wie sie sich in meinem Garten versteckt hat.« In gespielter Fassungslosigkeit sah er Hugh mit großen Augen an. »Was habe ich getan? Warum verschwindet diese Frau nicht aus meinem Leben?« Er sah mich an. »Was ist es? Wollen Sie meine zweite Frau werden?«
    »Ich würde nie die Frau eines salary man werden! Dazu bin ich viel zu ehrgeizig.« Mir fiel der billige Body in seinem Schlafzimmerschrank ein. Für Keiko war er zu klein, aber ich konnte trotzdem beweisen, daß Nakamura sie kannte. Jetzt schien mir ein geeigneter Zeitpunkt, das anzusprechen. »Sie waren vor kurzem in einer Bar namens Club Marimba, wo Setsukos Schwester arbeitet.«
    »Die Schwester meiner Frau ist tot.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Keiko ist gesund und munter und hat beste Kontakte zum Mob. So wie demzufolge Sie auch.«
    »Was, sind Sie verrückt geworden?«
    »Verrückt ist nur, daß Sie dachten, mit dem Mord an ihr ungeschoren davonzukommen.« Ich war ganz mutig, in Anbetracht der Phalanx von Schwestern und Pflegern direkt vor der Tür.
    Nakamura sah Hugh mitleidheischend an. »Wir sind Freunde! Was erzählen Sie denn den Leuten?«
    »Es wäre nett gewesen, wenn Sie mir gesagt hätten, was Sie mit dem Akku vorhaben.« Hugh zog irgendeine Diskette aus der Paul-Smith-Tüte und winkte damit, als sei das die besagte. Paß auf, wollte ich sagen. Ich mußte doch Captain Okuhara etwas mitbringen.
    »Es ist völlig normal, daß ich Informationen über die Produktentwicklung habe – immerhin sitze ich in der Geschäftsleitung.«
    »Wenn es so normal ist, weshalb wußte dann Mr. Sendai nichts davon?« Hugh schob die Diskette wieder in die Tüte und lächelte. »Damit bin ich wieder im Geschäft, und Sie sind draußen: Ich rette den Eterna und nenne Ihnen den korrupten Angestellten, der ihn an die Konkurrenz verkauft hätte.«
    »Schicken Sie sie raus, damit wir uns unterhalten können.« Der salaryman nickte in meine Richtung.
    »Das kann ich leider nicht. Rei ist eine Art Partner.« Hugh drückte meine Hand.
    »Wenn Sie mit mir verhandeln wollen, dann ist das eine Sache zwischen uns beiden Männern.«
    »Warum?« fragte ich. »Sie hatten kein Problem, mit Keiko zu verhandeln.«
    »Sie sind eine unverschämte junge Frau!« bellte Nakamura.
    »Rei, es tut mir leid.« Hughs Augen schienen mir alles mögliche mitteilen zu wollen, das einzige aber, was mich kümmerte, war, daß ich verschwinden sollte.
    »Na gut, ich gehe. Viel Glück euch beiden in eurer Männerwelt«, preßte ich heraus, zog meinen Parka vom Bett und stieß dabei versehentlich Mr. Nakamuras teure Pfirsiche zu Boden. Vier davon kullerten unter das Bett, und dem einen, der mir im Weg lag, versetzte ich einen festen Tritt.

30
    Zu meiner Überraschung wohnten Richard und Mariko wieder zusammen in seinem Zimmer. Das bedeutete, ich konnte lange und bequem schlafen. Es war beinahe elf, als ich ins Lebensmittelgeschäft ging, um mir einen Reiskloß zu kaufen.
    »Lange nicht gesehen, Shimura-san! Ich dachte, Sie seien zu den beautiful people nach downtown gezogen!« Mr. Waka begrüßte mich überschwenglich.
    »Es ist lange her«, pflichtete ich ihm bei. »Zu lange.«
    »Sehen Sie, sehen Sie!« Er hielt die druckfrische Ausgabe der Boulevardzeitschrift Friday hoch. Das Titelbild zeigte mich, wie ich mich vor Hughs Haus vor der Fotografin verneigte. Die Schlagzeile lautete » Rei no Rei!« oder »Reis Verbeugung«, ein Wortspiel mit einer zweiten Bedeutung meines Namens.
    »Es ist ein recht guter Artikel. Sie befragen Ihre Schüler, Ihre Freunde, Ihren Cousin im Krankenhaus, nur um Ihren

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