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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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zusammen, und Sie haben die gleiche Begeisterung fürs Leben …« Ich war überrascht.
    »Ich interessiere mich nicht besonders für Amerikanerinnen.«
    Ich wurde starr. »Nun, ich bin jedenfalls nicht hierhergekommen, um ein Rendezvous mit einem Mann zu haben, der älter als mein Vater ist.«
    »Touché. Der Informant wartet auf Sie, Miss Shimura, aber erst müssen wir die Runde machen.« Er stand auf und zeigte in Richtung der Big-Band-Musik, des Gläserklirrens und des Applauses.
    »Ich sollte Sie noch warnen – ich bin ganz fürchterlich im Smalltalk«, murmelte ich. Ich wurde plötzlich furchtbar schüchtern, als wir den Ballsaal voll elegant gekleideter gaijin betraten, die lebendig gewordene Klatschspalte.
    »Sie müssen nur lächeln.« Joe streckte die Hände nach meinem Mantel aus. »Das ist ja eine tolle Kreation, die Sie da tragen.« Er blinzelte ein paarmal, bevor er weggedrängt wurde.
    »Da ist Rie Shimura!« Eine schlanke, rothaarige Frau streckte mir die Hand entgegen. »Ich bin Molly Mason! Dort drüben ist mein Mann Jim. Er hätte gerne ein Autogramm von Ihnen, aber er traut sich nicht, Sie darum zu bitten.«
    »Mein Name ist Rei«, korrigierte ich sie. »Sie verwechseln mich sicher mit der Schauspielerin Rie Miyazawa – da könnte ich Ihren Mann ja verstehen …«
    »Ich habe Ihr Bild in Friday gesehen«, mischte sich eine andere Frau ein. »Mein Hausmädchen mußte mir den ganzen Artikel übersetzen. Reis Verbeugung war der Titel. Wirklich hinreißend!«
    »Ich spiele Squash mit Hugh, wahrscheinlich hat er das nicht erwähnt – mein Name ist Jerry Swoboda.« Ein wohlgenährter Rotary-Club-Typ hielt ein Glas Champagner für mich in der einen, seine Visitenkarte in der anderen Hand.
    »Und, ist Hugh gut im Bett?« Die letzte Frage hatte mir eine Frau hinter mir ziemlich giftig ins Ohr gezischt. Mir wurde langsam schwindelig, und ich lehnte mich in den Arm, den Joe um mich gelegt hatte.
    »Moment mal, was soll denn dieser Unsinn? Das ist ziemlich unverschämt von euch, dieses Gerede.« Joe versuchte, uns durch das Gewühl zu steuern. Unterwegs stießen wir auf eine Fotografin. Sie war Australierin, trug ein kleines Schwarzes und stellte sich als Fotojournalistin im Auftrag des Tokyo Weekender vor.
    »Ich weiß, daß Sie keine Fragen über den Mord beantworten, aber … Ihr Kleid? Von wem ist das?« Während Sie sprach, stellte sie ihr Objektiv ein.
    Diesmal erkannte ich die verbale Kurzschrift. »Es ist ein Léger.«
    »Natürlich! Eines seiner Bandagenkleider – manche behaupten, er hätte das von Azzedine Alaïa kopiert.«
    »Wirklich? Ich dachte, so etwas gäbe es nur in der Welt der Kunst!« Ich war fasziniert.
    »Ich finde das unglaublich! Sie, hier – und Hugh auf dem Krankenbett!« flüsterte mir Winnie Clancy hörbar von der Seite aus zu. Die Fotografin machte einen Schnappschuß von Winnies ärgerlichem Gesicht, und ich stellte mir unwillkürlich vor, wie es sich wohl auf der Gesellschaftsseite machen würde.
    Meine gehässigen Gedanken verschwanden, als Joe mich eine Wendeltreppe hinunter- und in eine kleine Lounge führte. Allein mit ihm, das konnte problematisch werden. Er drückte die Türe auf, und ich sah die Umrisse eines Mannes, der aus dem Fenster auf die glitzernde Nachtlandschaft Tokios blickte. Er trug einen schlechtsitzenden grauen Anzug, der nicht der Kleiderordnung des Abends entsprach. Als er sich umdrehte, erinnerte ich mich sofort wieder an das wettergegerbte Gesicht mit den dunkelblauen Augen. Es war der Anführer der Veteranen, der mich in Yokosuka hatte abblitzen lassen.
    »Oberstabsbootsmann Jimmy O’Donnell, darf ich dir Rei Shimura vorstellen.« Joe klang herzlich.
    Was sagte man in so einem Fall? Nett, Sie wiederzusehen? Ich nahm einen Schluck Wein und trat von einem Fuß auf den anderen, bis Joe mir einen Platz anbot.
    »Ich kann Sie allein lassen, wenn Sie wollen«, schlug Joe vor.
    »Bitte nicht«, bat ich. So nervös ich wegen Joe auch war, Jimmy O’Donnell war eine mir gänzlich unbekannte Größe.
    »Ich mußte erst eine alte Geschichte klären, bevor ich mit Ihnen sprechen konnte. Verstehen Sie das?« O’Donnells Stimme klang rauh.
    »Ja. Ich bin froh, daß Sie beschlossen haben, mir zu vertrauen.« Ich setzte mich in einen Plüschsessel ihm gegenüber, und nach einer Sekunde nahm auch er Platz.
    »Ich dachte, Sie sind nicht ehrlich. Ich habe nicht verstanden, weshalb Sie interessierter an dem Großvater sind als das Mädchen, das angeblich mit ihm

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