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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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haben, bringen Sie sie zu mir.« Captain Okuhara klang ziemlich barsch, als müßte er seine Autorität erst wieder neu beweisen.
     
    »Herrgott, ist das aufregend«, sagte Mrs. Chapman, als ich sie beim Lauschen vor der Küchentür erwischte. Jetzt saß sie mit ihrer falschen Vuitton-Tasche auf dem Schoß da und lächelte Captain Okuhara an. »Meinen Sie, ich darf ihn fotografieren?«
    Ich schüttelte den Kopf und nahm seine erste Frage vorweg, indem ich sie um ihre Papiere bat. Weil Mrs. Chapman nur auf Urlaub hier war, hatte sie in ihrem Paß ein Touristenvisum stecken statt der beschichteten Karte, die Hugh und ich bei uns trugen.
    »Da steht mein Mädchenname, Marcia Smith. Alle haben mich immer Marcelle genannt, weil mir Marcia nie gefallen hat.« Sie sah mich besorgt an, und ich wurde bleich. Das könnte ein gefundenes Fressen für einen Polizisten sein. Er betrachtete das Foto, lauschte ihrer Erklärung und sah sie wieder an.
    »In Japan haben wir nur einen Namen. Nach der Heirat nimmt die Frau per Gesetz den Namen des Mannes an.«
    Obwohl ich nicht an der Reihe war, sagte ich: »Das könnte sich ändern. Die japanischen Frauen kämpfen bereits vor Gericht dafür, ihren Namen behalten zu dürfen. Ich habe Freundinnen in einer feministischen Organisation, die sich dafür einsetzen.«
    »Soweit wird es nie kommen«, schimpfte er. »Und jetzt hören Sie auf, so zu tun, als sei das eine Veranstaltung der Frauenbewegung, und fragen Sie die alte Frau über Mrs. Nakamura.«
    Mrs. Chapman hatte noch weniger von Setsuko Nakamura gesehen als ich, aber sie hatte eine Menge gefühlsmäßiger Eindrücke zu bieten.
    »Sie war ein ruhiger Typ: ungewöhnlich ruhig meiner Meinung nach. Ein gutaussehendes Mädchen, aber ihrem Mann hat sie offensichtlich nicht sehr nahegestanden. Das war keine gute Ehe, wenn Sie mich fragen.«
    »Bitten Sie sie, das auszuführen«, ordnete Okuhara an, nachdem ich ihre Aussage übersetzt hatte.
    »Rei, Sie haben sie doch gesehen.« Mrs. Chapman wackelte auf ihrem Küchenstuhl herum, der zu schmal für ihre Hüften war. »Sie haben kein Wort miteinander gesprochen, nur mit Glendinning und seinem kleinen japanischen Assistenten. Es war beinahe unheimlich, als würden sie sich über ein Medium unterhalten.«
    Ich wußte, was sie meinte. Aber in einer japanischen Ehe war die beste Kommunikation die ohne Worte. Eine Ehefrau sollte die Bedürfnisse ihres Mannes erraten. Ungewöhnlich war allerdings gewesen, wie sich Setsuko verhärtet hatte, die mit Schmerz gemischte tiefe Wut, die sie ausgestrahlt hatte.
    Captain Okuhara behielt mich noch ein paar Minuten da, nachdem er mit Mrs. Chapman fertig war.
    »Sie scheinen den Engländer schon vorher gekannt zu haben. Wann haben Sie sich zum ersten Mal gesehen?«
    »Gegen sechs Uhr am Silvesterabend.« Wo genau, wollte ich ihm nicht in allen Einzelheiten erzählen.
    »Er sagte, Sie hätten sich beim Essen kennengelernt. Auf dem Schild am Empfang steht, daß es immer um sieben serviert wird.« Seine Stimme war scharf und kalt wie die Eiszapfen, die ich draußen gesehen hatte.
    »Ich verstehe nicht«, sagte ich, in der Hoffnung, damit gehen zu dürfen.
    »Sie hinterlassen einen recht merkwürdigen Eindruck, Miss Shimura. Sie oder Mr. Glendinning, einer von Ihnen beiden sagt offensichtlich nicht die Wahrheit.«
    »Nein! Ich meine, ich war gerade in der Pension angekommen. Ich war im Gang und wollte hinunter ins Bad gehen. Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich habe seine Stimme gehört.«
    Endlich nickte er und ließ mich gehen.
     
    Die fünf Kilometer hinauf zum Kastell waren anstrengender, als ich gedacht hatte, eine passende Strafe für die Halbwahrheiten, die ich Okuhara erzählt hatte. Unter dem Schnee war eine Eisschicht. Obwohl ich in die Fußstapfen anderer, die vor mir gegangen waren, trat, geriet ich doch einige Male ins Schwanken, als ich mich zu der verfallenen Steinmauer auf dem Gipfel hinaufkämpfte.
    Das war der einzige Überrest des Kastells. Yuki hatte mich schon darauf vorbereitet, daß es eine mickrige Ruine sei, die der Legende nicht gerecht würde. Trotzdem war es ein schöner Anblick. Ich war umgeben von den weichen Farben alter Steine, immergrüner Bäume und Sträucher, und unten sah ich die schneebedeckten Dächer und die Straße, die sich wie ein dunkles Band den Berg hinunterschlängelte.
    Die Luft war so schneidend kalt, daß mir Tränen in die Augen traten, Tränen, die schon früher hätten kommen sollen. Ich stand über den

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