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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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sondern auch die Blutgefäße platzen, so daß Blut durch das Gewebe sickert und sich hinter den Ohren sammelt. Dadurch entstehen die dunklen Flecken, die als Battle-Hämatom bekannt sind.«
    »Aber hattest du nicht gesagt, daß auf der Röntgenaufnahme keine Frakturen zu erkennen waren?«
    »Solche Frakturen sind oft nicht zu sehen. Auch nach zehn Jahren als Mediziner kann ich dir sagen, daß es extrem schwierig ist, auf einer Röntgenaufnahme einen Haarriß von einem Blutgefäß oder einer normalen Schädelnaht zu unterscheiden.«
    »Heißt das, du glaubst, sie hat Schläge auf den Hinterkopf bekommen?«
    »Ja«, meinte Tom nach kurzer Überlegung. »Wenn ich mir ansehe, wann der Gerichtsmediziner sie untersucht hat – zehn Uhr morgens am zweiten Januar –, dann konnte sich das Hämatom leicht bilden, selbst wenn sie eine Nacht im Schnee gelegen hat.«
    »Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Nun ja, ideal wäre es, wenn der Gerichtsmediziner seine Ergebnisse noch einmal revidiert. Aber es ist alles andere als wahrscheinlich, daß er einen Fehler zugeben wird.«
    »Also wird es niemals jemand herausfinden.« Ich verbarg meinen Abscheu nicht. »Sie ist gestorben, und ihr Tod wurde als Unfall bezeichnet, nur wegen der Inkompetenz irgendeines oisha-san. Vielleicht haben sie auch deshalb alles unter den Teppich gekehrt, weil die Firma, die dabei im Spiel ist, Sendai heißt.«
    »Wenn du dir dein Herz erleichtern mußt, dann ruf die Polizei an«, sagte Tom. »Sag ihnen, du hättest mit mir gesprochen, und ich hätte vorgeschlagen, den Autopsiebericht zu einem anderen Gerichtsmediziner zu bringen, um eine weitere Meinung zu dem Fall einzuholen.«
    »Der Captain wird mir gar nicht zuhören. Er haßt Ausländer.«
    »Versuch’s. Dein Japanisch ist gut genug.«
    »Aber nicht, was die Medizin betrifft! Wenn ich ihn anrufe, dürfte ich ihm auch deine Nummer geben? So daß du ihm alles erklären kannst?« Ich haßte es, so abhängig zu sein, aber ich wußte, wieviel Gewicht Toms Worte haben würden.
    »Wenn du darauf bestehst.« Tom sah nicht sehr glücklich aus. »Kusinchen, ich sage dir das nur einmal. Wenn du mit der Polizei gesprochen hast, sollte deine Mission zu Ende sein. Dieser Freund, der dich gebeten hat, ihm zu helfen, sollte begreifen, daß du Englischlehrerin bist und nicht bei der Kripo.«
    »Bei der Kripo?« Ich hob die Augenbrauen. »Du hast zu viele Comics gelesen.«
    Tom lächelte nicht. Statt dessen wechselte er die Sprache. »In Japan hören die jungen Leute auf die älteren. Ich als der ältere Verwandte sage dir, wer auch immer diese Frau ermordet hat, denkt, er sei ungeschoren davongekommen. Du bist nicht diejenige, die ihn vom Gegenteil überzeugen sollte.«
     
    Kein Mensch konnte wissen, weshalb ich im St. Luke’s gewesen war, aber ich war in höchster Alarmbereitschaft, als ich in Richtung Bahnhof ging. Ich musterte die Leute, die in den Zug einstiegen, doch um diese Zeit gab es genügend Plätze, und keiner kam in meine Nähe.
    Ich war die einzige, die an der Station Minami-Senju ausstieg. Ich ging rasch über den stählernen Fußgängerüberweg und die Treppen hinunter zum Gehsteig, dann am Lebensmittel- und am Spirituosenladen vorbei. Ein paar b ō s ō zoku, junge Motorradrowdys, donnerten an mir vorbei. In letzter Zeit trafen sie sich häufig vor der Spirituosenhandlung und ließen dabei ihre Maschinen nur so zum Spaß aufheulen. Niemand wagte es, sich zu beschweren, weil gemunkelt wurde, die b ō s ō zoku unterstützten die yakuza, organisierte kriminelle Banden ähnlich der amerikanischen Mafia.
    Im Vergleich dazu waren meine obdachlosen Nachbarn absolute Gentlemen. Heute hatten sie eine Flasche Bier in der Mitte stehen, das sie in kleine Gläser schenkten. Einer rief etwas und lud mich ein, aber ich tat so, als hörte ich es nicht.
    Als ich zu Hause ankam, schloß ich als erstes die Tür von innen ab. Dann rief ich im Minshuku Yogetsu an. Meine Erleichterung, daß Mr. Yogetsu am Apparat war und nicht seine Frau, dauerte nur kurz.
    »Miss Shimura! Was für ein Glück, daß Sie anrufen. Meine Frau möchte mit Ihnen sprechen. Darf ich sie Ihnen geben?«
    Sie hatte wahrscheinlich beschlossen, für die zerrissene sh ō ji -Trennwand Geld von mir zu verlangen. Ich wollte nicht mit ihr darüber reden. »Ich kann jetzt leider nicht telefonieren. Ich wollte nur eine Nachricht für Hugh Glendinning hinterlassen.«
    »Oh, der wollte im Alpenhof etwas trinken gehen. Das macht er jetzt jeden Abend. Es

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