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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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flötete die Angestellte.
    »Sei doch nicht so streng, Hatsue!« Eine junge Frau mit dunklen Locken erhob sich aus einem Meer von Schreibtischen hinter der Servicetheke. »Ich bin Ozawa.«
    Die Art, wie Mariko Ozawa die Hand in die Hüfte stützte, war ziemlich anmaßend. Ihre marineblaue Uniform saß etwas zu eng, und sie war übertrieben geschminkt, als versuchte sie, wenigstens zehn Jahre zu ihren gut zwanzig hinzuzuaddieren. Sie klopfte ungeduldig mit ihrem verschrammten hochhackigen Schuh auf den Boden und sah mich herausfordernd an.
    »Ich komme in einer Familienangelegenheit.« Ich reichte ihr meine Karte und verbeugte mich.
    »Ich habe keine Familie.« Sie kaute auf ihrer vollen Unterlippe und verschmierte dabei ihren purpurnen Lippenstift.
    »Ich komme aus Amerika«, sagte ich. Ich drückte mich wegen ihrer mithörenden Kolleginnen absichtlich vage aus. »Ich spreche nicht so gut Japanisch.«
    Sie sah mich lange an. »Ich bin in zehn Minuten fertig. Warten Sie hier.« Mit ihrem langen, spitzen Fingernagel deutete sie auf ein kleines Sofa im Wartebereich. Ich schlug die neueste Ausgabe des Tokyo Weekender auf, aber ich schielte immer wieder zu ihr hinüber, damit sie mir ja nicht entwischte.
    Pünktlich um drei kam sie zurück, mit einem Kunstpelzmantel und einer schwarzen Tasche, auf der in großen Messinglettern MOSCHINO stand. Sie schlug ihr immer wieder gegen die Hüfte, als Mariko mich durch den Hinterausgang hinausführte, an einem Wächter vorbei, der uns beide genau musterte und etwas in ein Notizbuch schrieb.
    »Die Bank hat ziemlich viele Sicherheitsvorkehrungen«, bemerkte ich.
    »Vor ein paar Wochen ist eine Kassiererin angegriffen worden, deshalb sind sie vorsichtig.«
    »Ein Überfall?«
    »Es war eher ein durchgedrehter Liebhaber.«
    »Ich habe Ihre Großtante kennengelernt, Mrs. Ozawa. Sie hatte keine Ahnung, was aus Ihnen geworden ist.«
    »Das ist auch gut so«, schnappte sie. »Mit den Ozawas habe ich nichts zu tun.«
    »Sie sehen ganz anders aus als die Ozawas, mit ihrer Körpergröße und diesen schönen Locken – wo lassen Sie die machen?«
    »Das ist keine Dauerwelle, klar? Es sind Naturlocken, und ich hasse sie. Früher in der Schule haben die Mädchen dauernd daran gezogen, damit sie gerade werden, japanischer. Es war so schlimm, daß ich ausgetreten bin.«
    »Was haben Sie danach gemacht?« Ich hatte schon von den schrecklichen Schikanen in der Schule gehört.
    »Ich habe angefangen zu arbeiten.« Sie warf mir einen bösen Blick zu, und ich schwieg während unseres restlichen Fußmarschs durch die East Side. Die Boutiquen wichen zusehends den etwas schmuddeligeren Pachinko-Spielhöllen, Stripbars und Massagesalons, wo Prostituierte arbeiteten. Das war Kabuki-cho, der berüchtigte Rotlichtbezirk, in den ich geraten war, als ich in meiner Anfangszeit in Tokio naiv nach Jobs im Bereich »Öffentlichkeitsarbeit« gesucht hatte. Ich zog meinen Parka fester um mich und versuchte, die Spanner zu ignorieren, die in den Eingängen herumhingen.
    »Sagen Sie nichts. Sonst bringen Sie sich und mich in Verlegenheit«, sagte Mariko. Sie war vor der grünen Tür eines Etablissements stehengeblieben, die von der Neonsilhouette einer kurvigen Frauengestalt geziert wurde. Wir betraten einen kleinen, extrem dunklen Raum. Angesichts der Paare an den Tischen begriff ich schnell, daß es sich um eine Hostessenbar handelte: Geschäftsmänner mit großen Whiskeytumblern, auffällig gekleidete junge Frauen, die an Miniaturgläschen mit Oolongtee laborierten. Alle genossen einen späten flüssigen Lunch oder eine verfrühte Happy Hour. Ich sah einen Weißen mit einem asiatischen Teenager auf dem Schoß und bedachte ihn mit einem besonders abfälligen Blick, während mich Mariko vorbeischob.
    Eine Frau mittleren Alters mit dickem Lidstrich um die Augen trat hinter einer Bar hervor. Ihrem funkelnden Gold- und Diamantschmuck nach zu urteilen, war sie wahrscheinlich die Mama-san, die das Geschäft führte.
    »Wir stellen niemanden ein«, rief sie mir zu. Ich lächelte und nickte, während Mariko ihr zurief, daß ich nur eine Freundin sei. Sie führte mich in ein Hinterzimmer voller Kleiderständer und Damenunterwäsche, schloß die Tür und fing an, sich auszuziehen.
    »Das ist wohl Ihr Nebenverdienst?« Mir fiel nichts Besseres ein.
    »Haben Sie ein Problem damit? Übrigens kannst du auch Mariko zu mir sagen«, schlug sie vor.
    »Gern. Nein, ich habe kein Problem damit, ich habe eben nur von der JaBank

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