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Die Tote im Badehaus

Die Tote im Badehaus

Titel: Die Tote im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sujata Massey
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Sie wischte den purpurnen Lippenstift ab, legte einen dunklen Farbton von Chanel auf und überprüfte, ob ihre Zähne verschmiert waren.
    »Mariko, können wir uns dieses Wochenende treffen und uns weiter unterhalten?«
    »Warum?« fragte Mariko, als die Tür der Garderobe aufging. Kiki, die Mama-san, kam herein und klopfte auf ihre Armbanduhr.
    Mariko seufzte. »Ich muß anfangen.«
    »Laß mich deine erste Kundin sein. Ich lade dich auf einen Drink ein.« Ich wollte ihr nach draußen folgen, aber Kiki stellte sich in die Tür.
    »Wer sind Sie?« Kiki musterte verächtlich mein kariertes Kostüm, den hochgeschlossenen Pullover und die flachen Schuhe. Sie wirkte bedrohlich auf mich, und so nannte ich ihr kühl meinen Namen und beließ es dabei.
    »Sie sind keine von den Ozawas?« Sie musterte mich ein zweites Mal, und als ich den Kopf schüttelte, sagte sie: »Das ist gut so. Setsuko war schon schlimm genug.«
    Daß sie die Vergangenheitsform benutzte, deutete darauf hin, daß sie von Setsukos Tod wußte. Daß sie davon wußte, aber Mariko nichts erzählt hatte. »Darf ich fragen, woher Sie Setsuko kennen?«
    »Sie glauben wohl, die war zu hochstehend, um mich zu kennen?« schnappte Kiki zurück.
    »Ganz und gar nicht. Sie ist in armen Verhältnissen aufgewachsen und hatte keine Arbeit. Und Sie sehen aus, als würde es ihnen recht gut gehen.«
    »Wer sind Sie denn, eine angehende Detektivin, die versucht, meinen Laden in den Schmutz zu ziehen? Wir bezahlen die richtigen Leute, um solche Probleme zu vermeiden.«
    »Ich bin Lehrerin.« Ich bemühte mich, etwas Autorität auszustrahlen, und fügte hinzu: »Ich lasse Mariko jetzt nicht gerne allein. Sie ist etwas geschockt. Vor fünf Minuten wußte sie noch nichts vom Tod ihrer Tante.«
    »Ich finde es merkwürdig, daß uns eine Lehrerin besucht.« Zwischen Kikis scharfen Augen bildete sich eine Furche.
    »Wann ist Mariko frei?«
    »Niemals«, gab sie zur Antwort, nahm mich am Arm und führte mich hinaus in den Gang.
    »Aber ich muß sie etwas fragen …«
    Sie unterbrach meinen Protest mit Anweisungen. »Ich schicke Sie hinten raus. Sie gehen rechts um die Ecke, dann sind Sie auf der Hauptstraße.«
    Ich gehorchte, doch als ich draußen war, ging ich in die entgegengesetzte Richtung, um den Club von vorne zu sehen und mir den Namen, Club Marimba, zu notieren. Ich würde wiederkommen.
     
    Richard war immer noch in dem Laden und präsentierte sich stolz im New-Boys-Look – nicht in der Jacke, von der er vorher gesprochen hatte, sondern in einer glänzenden Lederweste und Jeans.
    »Ich überlege, ob ich nicht lieber die hier nehmen soll. Was meinst du?« Richard fixierte sein Spiegelbild. Aus Erfahrung wußte ich, daß das eine Stunde dauern konnte.
    »Special price«, sagte einer der Verkäufer auf englisch.
    »Ach, ich weiß nicht, Schätzchen«, neckte ich ihn. »Du siehst großartig aus, aber ob das in Neuschottland durchgeht, weiß ich nicht.«
    Das genügte – Richard haßte jede Erwähnung der Gegend, in der er seine qualvollen Teenagerjahre verbracht hatte. Er zahlte mit seiner Mastercard.
    »Verpacken Sie es als Geschenk, bitte.« Zu mir sagte er: »Sie haben mir von einer Diskothek erzählt, wo es einen Themenabend mit Musik aus den Achtzigern gibt. Depeche Mode, Eurythmics, unsere ganzen Lieblingsbands. Aber Frauen dürfen nicht rein.«
    »So ist es.« Der Verkäufer zwinkerte ihm zu, und Richard lächelte verschmitzt zurück. Ich hatte genug.
    »Komm später wieder, wenn du weiterflirten willst«, sagte ich. Als er anfing zu jammern, klopfte ich auf meine Armbanduhr, genau wie Kiki es gemacht hatte.
     
    Als wir uns in die U-Bahn quetschten, um zur Arbeit zu fahren, war Richard immer noch beleidigt. »Ich weiß nicht, weshalb du dich über mich beschwerst. Du bist doch diejenige, die unhöflich ist. Du warst eine Viertelstunde zu spät!«
    »Was würdest du sagen, wenn ich dir erzähle, daß ich in einer Hostessenbar war?«
    »Ich würde sagen, du spinnst.«
    »Pst, du bringst denen die falschen Ausdrücke bei«, mahnte ich ihn wegen der neugierigen Teenager gegenüber.
    »Ich dachte, als Frau darf man in keine Hostessenbar.«
    »Ich glaube, in Begleitung schon. Ich habe Mariko in der JaBank getroffen, und sie hat mich mit zur der Bar genommen, in der sie arbeitet.«
    »Deine kleine Bankangestellte ist eine Dame der Nacht?« Richard blieb der Mund offenstehen.
    »Richard, Hostessen tun nicht mehr, als mit Männern zu sprechen, ihnen die Zigaretten

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