Die Tote im Keller - Roman
draufstreute. Das Grün bildete einen hübschen Kontrast zur hellroten Paprikasuppe. Krister betrachtete das Arrangement.
»Ich finde schon, dass du ein Gefühl und ein gutes Auge fürs Essen hast. Aber dir fehlen die Grundkenntnisse. Ein weiteres Problem ist, dass du Veganerin bist. Du musst lernen, Fleisch und Fisch zuzubereiten, wenn du in einer Restaurantküche arbeiten willst«, meinte er.
»Nicht, wenn es ein vegetarisches Restaurant ist«, erwiderte Jenny rasch.
»Du würdest also gerne lernen, vegetarisch zu kochen?«
Jenny nickte.
»Dann musst du halt versuchen, einen Job in einem vegetarischen Restaurant zu finden.«
»Das ist nicht so leicht. In ganz Göteborg gibt es nur zwei oder drei«, sagte Jenny.
»Ruf einfach an und stelle dich vor. Du kannst auch erwähnen, wer dein Vater ist.«
Er grinste Jenny an, und sie lächelte. Sie sind sich so ähnlich, dachte Irene, und ihr wurde ganz warm ums Herz.
Als sich Irene im Schlafzimmer ans Fenster stellte, um die Jalousie herunterzulassen, sah sie, dass es draußen kräftig schneite. Sie beschloss, am nächsten Morgen früh aufzustehen und ihr Auto auszugraben, um nicht schon wieder zu spät zu kommen.
»Dass sie jetzt auch kochen will«, sagte Krister in die Dunkelheit, nachdem sie das Licht gelöscht hatten.
Er konnte seine Zufriedenheit nicht verhehlen.
»Glaubst du, dass es ihr damit ernst ist?«, fragte Irene.
»Ich hoffe es. Ich glaube, es würde ihr liegen.«
Irene wunderte sich. Sie hatte immer geglaubt, dass sich ihre Tochter für die Musik entscheiden würde. Vegan-Köchin. Nun, warum nicht.
E in Esslöffel Schnee und das Chaos bricht aus, pflegte Irenes Mutter Gerd immer zu sagen. Und darin lag mehr als nur ein Körnchen Wahrheit, sie konnte immerhin auf fünfundsiebzig Jahre Erfahrung zurückblicken.
Im Verlauf der Nacht waren etliche Esslöffel Schnee gefallen, um genau zu sein, waren es fünfundzwanzig Zentimeter. Der gesamte Verkehr im Raum Göteborg war zusammengebrochen. Die Schneepflüge hatten kaum mit ihrer Arbeit begonnen, als der Berufsverkehr einsetzte. Wie immer hatte der Wintereinbruch die Göteborger kalt erwischt. Wer keine Winterreifen am Auto hatte – und das war bei vielen der Fall –, schlitterte im Schneematsch herum. Autos kamen von der Straße ab und verursachten Auffahrunfälle. Der Verkehr stand praktisch still. Irene sah ein, dass sie sich sehr verspäten würde. Das war ihr in sechzehn Jahren am Dezernat für Gewaltverbrechen noch nie passiert. Sie saß im Stau fest und verfluchte die unzureichenden Maßnahmen der Stadtverwaltung, was natürlich nicht weiterhalf. Der einzige Trost war, dass das Thermometer wieder stieg.
Mit fast halbstündiger Verspätung hetzte Irene in ihre Abteilung. Aus der Ferne erblickte sie Fredrik Stridh im Korridor. Er hob die Hand und rief:
»Immer mit der Ruhe. Hannu und Birgitta sind auch noch nicht da.«
Irene freute sich, dass sie so doch noch ihr Morgenritual absolvieren konnte. Sie hängte ihre Jacke auf, wechselte ein paar
Worte mit Tommy und ging dann direkt zum Kaffeeautomaten. Sicherheitshalber nahm sie zwei Becher.
Im Konferenzraum saßen die anderen und unterhielten sich. Es dauerte einen Moment, bis Irene bemerkte, dass Kommissar Andersson fehlte.
»Wo ist Sven?«, fragte sie.
Jonny Blom und Fredrik Stridh machten erstaunte Gesichter.
»Ist er nicht hier? Er kommt doch sonst immer als Erster«, meinte Fredrik.
»Vermutlich sitzt er wie alle anderen in diesem verdammten Schneechaos fest«, vermutete Jonny.
»Birgitta hat angerufen und mitgeteilt, dass sie in zehn Minuten da sein werden«, sagte Tommy Persson, als er ins Konferenzzimmer kam.
»Hast du Sven schon gesehen?«, fragte Irene.
»Nö. Ist er noch nicht da?«
»Nein.«
Sie setzte sich mit ihren zwei Kaffeebechern an den Tisch. Irene berichtete von dem Schlüsselbund in der Jacke des Opfers und dass einer der Schlüssel zu Torleif Sandbergs Wohnung gepasst habe.
»Mit größter Wahrscheinlichkeit ist das Opfer also Torleif. Heute Nachmittag werden seine Zähne geröntgt. Sein Unterkiefer ist offenbar noch recht intakt«, meinte sie.
Betretenes Schweigen.
»Kruska-Toto war ein dröger Typ. Ihr wisst schon, dauernd nur Stroh fressen und joggen. Außerdem rührte er keinen Alkohol an«, sagte Jonny, der wie immer die allgemeine Stimmung nicht erfasst hatte.
»Dröge, ich weiß nicht… das stimmt nicht ganz. Er hatte eben seine Prinzipien«, wandte Tommy ein.
»Prinzipien. Genau! Er war
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