Die Tote im Keller - Roman
so ein verdammter Prinzipienreiter! «, sagte Jonny.
Dann sah er Tommy durchdringend an.
»Hattest du je näher mit Kruska-Toto zu tun?«
»Tja … eigentlich nie direkt. Aber er muss ja nicht dröge gewesen sein, bloß weil er…«
»Ach! Kann mir einer von euch etwa auch nur einen einzigen Kollegen nennen, der mit Kruska-Toto befreundet gewesen wäre?«
Sein Blick schweifte über die Versammlung. Alle schüttelten den Kopf. Triumphierend fuhr Jonny fort:
»Keiner war mit ihm befreundet, eben weil er so verdammt langweilig war! Stellt euch mal vor, ihr wärt bei ihm zum Essen eingeladen gewesen.«
Jonny räusperte sich und sprach dann im Falsett weiter:
»Komm doch Freitagabend zu mir. Es gibt Bohnensuppe und Wasser.«
Alle lachten. Das Lachen erstarb jäh, als sie Andersson in der Tür entdeckten. Der Blick, mit dem er Jonny bedachte, war nicht gerade freundlich.
»Ich war mit Torleif befreundet«, sagte er knapp.
Stille machte sich breit, als er langsam auf seinen Platz am Tischende zuging. Schwer atmend ließ er sich auf den Stuhl sinken, der unter seinem Gewicht ächzte. Er sah alt und müde aus, fand Irene, er war es auch, er war 62 Jahre alt, litt an Übergewicht, an Bluthochdruck und Asthma – bedauerlich, dass sein Freund Torleif keinen größeren Einfluss auf seine Lebens- und Essgewohnheiten gehabt hatte. Irene hörte zum ersten Mal, dass Torleif Sandberg und der Kommissar sich gekannt hatten. Zwei unterschiedlichere Menschen waren kaum zu finden. Was sie wohl verbunden hatte? Plötzlich fiel Irene auf, dass sie keinen einzigen Menschen kannte, der mit Sven Andersson privat verkehrte. Irene betrachtete ihren Chef und dachte dann an Torleif Sandbergs Wohnung. Das war der gemeinsame Nenner: Einsamkeit.
»Ich habe wirklich nicht geahnt, dass du mit Kruska-Toto befreundet warst«, sprach Jonny aus, was alle dachten.
Schweigend schaute Andersson auf seine Hände. Dann sagte er:
»Wir hatten einiges … gemeinsam. Als ich mich scheiden ließ,
sagte er mir, dass er das auch gerade hinter sich hätte. Wir haben uns öfter unterhalten.«
Plötzlich blickte er auf und lächelte in die Runde.
»Er hat mich damals übrigens zu einem Kohlgratin eingeladen, das mit das beste war, was ich je gegessen habe.«
»Kohlgratin? Da ist doch Hackfleisch drin …«, begann Jonny.
»Er hat irgend so ein Sojazeug reingetan. Es dauerte eine Weile, bis mir klarwurde, dass das gar kein richtiges Hackfleisch war.«
»Du willst uns wohl nicht erzählen, dass er dir dazu ein richtiges Bier angeboten hat«, meinte Jonny und verdrehte die Augen.
»Doch, doch, allerdings nur ein alkoholfreies. Aber immerhin. «
Die Ankunft Birgitta Moberg-Rauhalas unterbrach den Gedankengang des Kommissars. Es entstand eine gewisse Verwirrung, als sie anfing, von einer Massenkarambolage auf der Autobahn bei Floda zu erzählen, und sich gleichzeitig für ihre Verspätung und die ihres Mannes entschuldigte.
»Wir gehen nur schnell das Allerwichtigste vor der Pressekonferenz um zehn durch«, sagte Andersson.
Dann wandte er sich an Tommy und fragte:
»Die Leiche, die gestern gefunden wurde. Was habt ihr in Erfahrung gebracht?«
»Einer der Polizeihunde fand den Toten in unwegsamem Gelände hinter dem Brudaremossen-Sendemast. Er saß zurückgelehnt in eine Felsspalte eingekeilt. Fredrik und ich glauben beide, dass es sich um einen Mann handelt. Er hat wohl schon recht lange so dagesessen. Ganz sicher schon einige Monate.«
»Jung oder alt?«, fragte Andersson.
»Älter. Jedenfalls der Kleidung nach zu schließen. Gummistiefel in Größe 42. Eine Helly-Hansen-Allwetterjacke und eine Mütze mit Ohrenklappen.«
»Warm gekleidet«, merkte Irene an.
»Ja. Aber die Gummistiefel deuten darauf hin, dass das Thermometer
noch nicht unter Null gesunken war. Wahrscheinlich war es ein feuchter Herbsttag«, überlegte Tommy laut.
»Torleif Sandberg trug Joggingschuhe bei sechzehn Grad unter Null«, sagte Hannu plötzlich ins Zimmer hinein.
Die anderen sahen ihn verwundert an.
»Und?«, erwiderte Andersson.
»Kalt«, meinte Hannu lakonisch.
Manchmal werde ich aus diesem Finnen nicht schlau. Oder Lappen, wie auch immer, dachte der Kommissar, sagte aber nichts. Dann wandte er sich mit der nächsten Frage an Fredrik:
»Habt ihr rausgekriegt, wie er zu Tode gekommen ist?«
»Zweifellos ist er an dem Ort gestorben, an dem er gefunden wurde. Dort fand sich nichts, weder Waffen noch verdächtige stumpfe Gegenstände. Auch an der Leiche ließ
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