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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auffing, verspürte sie eine gewisse Besorgnis. Die blauen Augen spiegelten nicht seine übliche Gelassenheit wider, sondern waren stark gerändert. Hatte er etwa geweint? Er schien jedenfalls kaum geschlafen zu haben. Irene waren bislang keine Falten in seinem Gesicht aufgefallen. Jetzt waren aber im Licht der Leuchtstoffröhren deutlich welche zu erkennen. Die Beleuchtung schmeichelte zwar niemandem, aber Hannu wirkte trotzdem ungewöhnlich müde und grau im Gesicht.
    Irene erhob sich und sagte:
    »Ich hole dir einen Kaffee. Ich wollte mir sowieso gerade die zweite Tasse holen.«
    Hannu nickte ihr dankbar zu.
    »Irenes Universalmedizin: Kaffee«, sagte Tommy und lächelte Hannu aufmunternd zu.
    Auch Tommy hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie arbeiteten jetzt seit vielen Jahren mit Hannu zusammen und
kannten ihn inzwischen gut. Jedenfalls so gut man Hannu als Kollege überhaupt kennen konnte. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte es mit Birgitta zu tun? In Irenes Magen rumorte es, als sie zum Kaffeeautomaten eilte. Wie besorgt sie wirklich war, merkte sie daran, dass sie sich auf einmal nicht daran erinnern konnte, ob Hannu seinen Kaffee mit Milch trank oder nicht. Sie ließ es darauf ankommen und drückte auf den Latte-Knopf.
    »Danke. Ich kann ihn auch mal mit Milch trinken.«
    Hannu schenkte ihr ein trauriges Lächeln. Verdammt! Es war Birgitta, die ihren Kaffee mit Milch trank. Irene bot an, die Tassen zu tauschen, aber er lehnte ab.
    »Ich trinke dann die zweite schwarz«, sagte er.
    Er nahm einen großen Schluck, verzog das Gesicht, ohne es zu merken, und stellte dann die Tasse wieder hin.
    »Ich wollte euch sagen, dass Birgitta … also wir … wir haben heute Nacht das Kind verloren«, sagte er mit belegter Stimme.
    Niemand wusste, wie man auf eine solche Bekanntmachung reagiert. Im Raum wurde es sehr still. Kommissar Andersson räusperte sich und vollführte ein paar verkrampfte Mundbewegungen, als wolle er etwas sagen, es kamen aber keine Laute über seine Lippen. Es war Hannu, der fortfuhr:
    »Birgitta geht es den Umständen entsprechend gut, aber ihr Blutdruck ist immer noch zu hoch. Sie wird noch so lange krankgeschrieben sein, bis er wieder runter ist.«
    Immer noch zu hohen Blutdruck? Irene konnte sich nicht erinnern, dass Birgitta ihr etwas davon erzählt hatte. Im Gegenteil. Sie hatte sich sehr auf das Kind gefreut und war sehr zuversichtlich gewesen. Der einzige Trost war wohl, dass sie sich noch ganz am Anfang der Schwangerschaft befunden hatte. Irene vermutete, dass es Birgitta recht bald gelingen würde, physisch und psychisch wieder auf die Beine zu kommen. Und sicher würde der kleine Timo in nicht allzu ferner Zukunft noch ein kleines Geschwisterchen bekommen.
    Hannu trank in einem Zug seine Kaffeetasse leer.
    »Ich war bei der Gerichtsmedizin und habe den Obduktionsbericht von Torleif Sandberg bekommen«, sagte er.

    Jetzt sprach er wieder in seinem normalen, gelassenen Tonfall, und sofort ließ auch die Spannung seiner Kollegen nach. Diese halberstickte Stimme gemischt mit abgrundtiefer Verzweiflung hatte sie verunsichert. Sie konnten mit Trauer nicht umgehen, wenn sie ihnen zu nahe kam. Es war so viel einfacher, wenn man professionelle Distanz wahren konnte.
    »Der Schädel war zertrümmert. Der Tod muss augenblicklich eingetreten sein. Außerdem hatte er noch zahlreiche andere Verletzungen. Seine rechte Hand war abgerissen und lag zwei Meter vom Körper entfernt. Die Halsschlagader war durchtrennt, und er muss sehr rasch verblutet sein. Frau Prof. Stridner findet die Verletzungen nicht weiter auffällig. Sie machte jedoch einige andere Beobachtungen.«
    Er schaute von dem Papier auf, das er vor sich auf den Tisch gelegt hatte. Weil niemand Anstalten machte, etwas zu sagen, schaute er wieder nach unten und las weiter vor:
    »Sie wies darauf hin, dass er erstaunlich dünn gekleidet war. Es hatte 15 Grad unter Null, als er joggen ging. Ohne Mütze und Handschuhe und ohne entsprechende Unterwäsche. Er trug Joggingschuhe und Sportsocken. Unter einem normalen Trainingsanzug trug er ein T-Shirt und eine normale Unterhose. Er trug zwar den gefütterten Trainingsanzug der Polizei aus Popeline, aber den trägt man auch, wenn es mehrere Grad plus sind. Er ist nicht besonders warm.«
    Keine Handschuhe. Das war es gewesen, was Irenes Unterbewusstsein am Unfallort registriert hatte. Die nackte, abgerissene Hand, die auf dem Bürgersteig gelegen hatte.
    »Er war wie für eine Joggingrunde bei fünf

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