Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
salutierte im Scherz, als sie an ihm vorbeiging. In der Eingangshalle war es kühl und menschenleer. Ihre Schritte hallten zwischen den kahlen, hellgrauen Wänden wider. Obwohl Irene ihre leichten Sandalen angezogen hatte, klang es, als würde sie über den Fußboden steppen.
    Sie gingen eine ausgetretene Kalksteintreppe hoch und einen düsteren Korridor mit mehreren geschlossenen Türen entlang. Es roch durchdringend nach Bohnerwachs und Scheuerpulver. Fette, grün schimmernde Schmeißfliegen summten träge vor den Fenstern. Juan Rejón blieb vor einer Flügeltüre stehen und klopfte. Ein paar rasche Worte auf Spanisch erklangen von innen. Inspektor Rejón öffnete die Tür und hielt sie Irene auf.
    Polizeichef Miguel de Viera erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl hinter einem auf Hochglanz polierten Konferenztisch und wartete, während sie auf ihn zugingen. Er trug Uniform
und sah genauso aus, wie Irene ihn sich vorgestellt hatte – wie ihr eigener Kommissar Andersson, nur kleiner. Wahrscheinlich war de Viera ein paar Jahre jünger als sein Kollege im Norden, im Übrigen waren sie sich aber sehr ähnlich: übergewichtig, gelichtetes Haar und ein hochrotes Gesicht. Das konnte aber auch an der Wärme liegen, die im Zimmer herrschte, obwohl eine in die Wand eingebaute Klimaanlage wie eine Dreschmaschine vor sich hin lärmte.
    Bei dem üppig möblierten Raum schien es sich um eine Art Empfangssaal zu handeln, nicht um ein Büro, da wohl selbst ein spanischer Polizeichef einen Computer in seinem Dienstzimmer stehen haben müsste. Das einzig Moderne war ein normales schwarzes Tastentelefon, das mitten auf dem Konferenztisch stand.
    Inspektor Rejón stellte Irene und de Viera einander vor, de Viera lächelte sie liebenswürdig mit tabakbraunen Zähnen an und sagte ein paar Sätze auf Spanisch. Da Irene nichts verstand, nickte sie nur zustimmend. Mit einer ausholenden Geste bedeutete ihr de Viera, auf einem der holzgeschnitzten Stühle an der Wand Platz zu nehmen. Das alte Leder krachte bedenklich, als sie seiner Aufforderung nachkam. Danach gab der Polizeichef Inspektor Rejón ein Zeichen, ihm auf den Korridor zu folgen. In der linken Hand hielt er eine Tageszeitung.
    Irene kam sich auf ihrer Stuhlkante mit der Computertasche auf den Knien etwas dumm vor, fast so, als befände sie sich in einem Wartezimmer und hätte eine unangenehme Behandlung vor sich. Nicht einmal ein paar alte Illustrierte gab es.
    Was dann geschah, ließ sie alle diese Überlegungen vergessen.
    Durch die Tür drangen die Geräusche eines immer hitziger werdenden Wortwechsels, der nach einer Weile in einen regelrechten Streit überging. Das heisere Bellen de Vieras war am deutlichsten zu hören. Er schien wirklich wütend zu sein. Rejón wehrte sich, so gut er konnte, immer wenn de Viera Luft holen musste. Das dauerte aber immer nur wenige Sekunden, und der Polizeichef brüllte sofort wieder weiter. Man brauchte kein
Wort Spanisch zu verstehen, um zu begreifen, dass es Rejón an den Kragen ging.
    Plötzlich wurde es vor der Tür still. Jetzt erwürgen sie sich gerade gegenseitig, dachte Irene. Sie machte sich bereit, ihrem Kollegen zu Hilfe zu eilen, wusste jedoch nicht genau, auf wessen Seite sie sich stellen sollte.
    Ehe sie noch einen Entschluss fassen konnte, wurde die Tür aufgerissen. De Viera stürzte ins Zimmer, so schnell es seine Körperfülle nur zuließ. Sein Gesicht hatte einen lila Farbton angenommen. Dicht auf den Fersen folgte ihm eine kleine, anämische Frau mittleren Alters. Sie blickte sich mit großen Augen in dem Konferenzzimmer um, was Irene zu der Vermutung veranlasste, dass sie sich wahrscheinlich zum ersten Mal dort aufhielt. Schließlich blieb ihr Blick auf Irene hängen. Das Braun ihrer Augen war der einzige Farbton an ihr. Sie erinnerte an eine alte, verblichene Fotografie.
    Der Polizeichef knallte die Zeitung auf die polierte Platte des Tisches. Grimmig murmelte er:
    »She habla inglés .«
    Mit dem Daumen tippte er auf die Schulter der bleichen Frau. Diese nickte Irene stumm an. Offenbar hatte sie keinen Namen, zumindest keinen, der der Erwähnung wert gewesen wäre.
    »Sollen wir auf Inspektor Rejón warten?«, erdreistete sich Irene zu fragen.
    Sie versuchte so auszusehen, als hätte sie von dem Streit auf dem Korridor nichts mitbekommen. De Viera warf ihr einen finsteren Blick zu und gab dann eine recht einsilbige Antwort auf Spanisch. Irene sah die Dolmetscherin fragend an. Mit vor Nervosität zitternder Stimme

Weitere Kostenlose Bücher