Die Tote im Keller - Roman
fort.
»Die ballistischen Untersuchungen haben ergeben, dass die Schüsse auf Saar und seine beiden Leibwächter aus Jesus Gomez’ Smith & Wesson Magnum 340 PD, Kaliber 357, abgegeben worden waren. Man hatte die Waffe neben Gomez im Büro gefunden. Gomez war ein guter Schütze, und dieser Revolver ist sehr zielgenau. Besonders aus der Nähe. Saar überlebte vermutlich, weil Gomez bereits getroffen worden war und nicht mehr richtig zielen konnte. Er erhielt einen seitlichen Bauchschuss, von dem jedoch keine lebenswichtigen Organe betroffen waren. Gomez wurde mit zwei Schüssen getötet und zwar aus den P 226 Sig Sauer der beiden Leibwächter«, sagte Inspektor Rejón.
Die Gangster auf Teneriffa fahren wirklich ordentliches Geschütz auf, dachte Irene. Nach einer Weile fuhr Rejón sachlich fort:
»Wir haben es jetzt mit einer blutigen Vendetta zu tun. Gleichzeitig fragen sich alle, warum Sergej Petrov mit den Mädchen verschwand. Und dann meldet sich plötzlich ein Kriminalkommissar aus Göteborg, um in Erfahrung zu bringen, ob die Policía Nacional über Informationen über einen gewissen Sergej verfügt, der auf Teneriffa in den Sexhandel verwickelt ist. Polizeichef de Viera ist buchstäblich in die Luft gegangen! Ich habe es selbst gesehen, denn ich war anwesend, als er das Fax erhielt. «
Er lächelte bei dieser Erinnerung, ohne den Blick von der Fahrbahn und dem Verkehr zu wenden. Irene nickte, ohne weitere Fragen zu stellen. Sie hatte den Eindruck, als habe Rejón noch mehr auf dem Herzen.
»Es gibt noch etwas, was Sie wissen sollten … der Polizeichef
ist mit Jesus Gomez verwandt. Er hat Gomez immer beschützt. Und umgekehrt.«
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Irene richtig verarbeitet hatte, was diese Worte des Inspektors zu bedeuten hatten. Deswegen war der Polizeichef also so stur gewesen und hatte nicht eher Ruhe gegeben, bis ein Fahnder der Göteborger Polizei nach Teneriffa gekommen war. Es ging hier nicht nur um einen gewöhnlichen Mordfall, sondern in erster Linie darum, seine eigene Haut zu retten. Trotz ihrer begrenzten Kenntnisse hinsichtlich südländischer Vendetten war Irene klar, dass es in letzter Konsequenz um sein eigenes Leben gehen konnte. Falls der ermordete Jesus Gomez unter seinem besonderen Schutz gestanden hatte, dann war er vielleicht als Nächster dran.
»Es geht also gar nicht um den Tourismus. Er will verhindern, dass die Gewalt zwischen den Banden von Gomez und Saar noch weiter eskaliert, und seine letzte Chance ist herauszufinden, was in Schweden vorgefallen ist«, stellte Irene fest.
»Ja.«
»Ihm muss das Wasser wirklich bis zum Hals stehen.«
Inspektor Rejón nickte. Seine Miene legte nahe, dass das noch untertrieben war.
Inspektor Rejón parkte vor dem luxuriösen Entree des Hotels Golden Sun Club. Als sie ausstiegen, deutete er schräg über die breite Avenue:
»Auf der anderen Seite liegt Lembit Saars neueröffnetes Kasino mit Nachtclub, das Casino Royal de Tenerife. Es ist das größte und exklusivste Kasino auf Teneriffa«, sagte er.
Zwischen den Palmen, die die Straße flankierten, war die Fassade zu sehen, die, was sicher beabsichtigt war, an einen Palast erinnerte. Kopien antiker griechischer Statuen säumten die breite Freitreppe. Das Gebäude war aus goldgelbem Sandstein, der in dem grellen Sonnenlicht funkelte. Auf einer Seite plätscherte ein kleiner Wasserfall zwischen Bronzestatuen von Meeresgöttern und mystischen Seeungeheuern. Das Sprudeln des Wassers war bis zu Irene zu hören.
Das dürfte eine Kleinigkeit gekostet haben, hätte ihr verstorbener Schwiegervater aus Säffle vermutlich gesagt.
Wahrscheinlich war es nicht schwierig, Frauen zu finden, die freiwillig in dem eleganten Etablissement arbeiten wollten. Weshalb hatte Saar dann die Mädchen von Gomez angefordert? Irene ahnte die Antwort: Er hatte kein normales Personal gesucht, sondern zwei junge, blonde Sexsklavinnen.
Inspektor Rejón begleitete sie in die elegante Hotellobby. Am Tresen unterhielt er sich mit der Empfangsdame in rasendem Spanisch. Offenbar vergewisserte er sich, dass Irene auch ordentlich untergebracht wurde. Die junge Frau reichte Irene einen kleinen Umschlag mit einem Plastikkärtchen, mit dem sich die Zimmertüre öffnen ließ. Die Zimmernummer stand in grüner Schrift auf dem Umschlag.
»Zimmer 312. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt«, sagte sie mit monotoner Stimme, ohne den Blick von Juan Rejón zu wenden.
Diesem schienen die schmachtenden
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