Die Tote im Keller - Roman
finanziellen Schwierigkeiten des Nachtclubbesitzers und Gangsters Jesus Gomez seinen Anfang. Er hatte zu viel Geld in ein großes Kasino investiert, das sich als
Flop erwies, und in ein Hotel, das nie fertig wurde. Wir wissen, dass ihm das Wasser bis zum Hals stand und dass er sich eine Menge Geld zusammenlieh. Unter anderem bei einem Restaurant- und Nachtclubbesitzer namens Lembit Saar. Gomez hat die Rückzahlungen durch bestimmte … Dienste bewerkstelligt. Gomez bringt Mädchen auf die Insel und besorgt ihnen Arbeit. Illegale Mädchen, Sie verstehen.«
Er warf Irene einen raschen Blick aus den Augenwinkeln zu.
»Zwangsprostitution. Handel mit Sexsklavinnen«, meinte sie nickend.
»Sklavinnen?«
Er dachte über ihre Wortwahl ein paar Sekunden lang nach und fuhr dann fort:
»Nun, es war vereinbart, dass Jesus Gomez Lembit Saar zwei neue Mädchen besorgen würde. Anstelle des geschuldeten Geldes, das Gomez ohnehin nicht hatte. Gomez beschäftigte seit Jahren Stripperinnen und Bardamen in seinem Club und kannte Leute in der Branche. Es besteht auch der Verdacht, er sei in Drogengeschäfte und einiges anderes verwickelt gewesen. Saar wollte junge blonde Mädchen, die Kunden in sein neueröffnetes Kasino mit Nachtclub locken sollten. Es handelt sich um ein sehr exklusives Etablissement in ausgezeichneter Lage, ganz in der Nähe Ihres Hotels. Ich zeige es Ihnen später. Jesus Gomez bediente sich eines alten Kontaktes. Dieser Kontaktmann versprach Gomez, ihm zwei junge Blondinen zu beschaffen, deren Transfer Gomez jedoch selbst organisieren müsse. Jesus Gomez’ wichtigster Mann, Sergej Petrov, sollte nach Schweden fahren, um die Mädchen dort abzuholen. Petrov ist ein bekannter Krimineller und hat mehrere Gefängnisstrafen hinter sich. Er reiste am Donnerstag, den 19. Januar, von hier ab. Am Tag darauf hätte er mit den Mädchen zurückkehren sollen. Aber das tat er nicht. Sie tauchten nie auf.«
Nein. Denn eines der Mädchen wurde schwer krank und dann ermordet, dachte Irene, und das andere liegt jetzt in einem schwedischen Krankenhaus und schwebt zwischen Leben und Tod. Aber sie sagte nichts. Stattdessen fragte sie:
»Woher kommt Lembit Saar?«
»Aus Estland. Das ist ein weiterer Grund, warum Gomez ihn nicht mochte.«
Er grinste vielsagend und fuhr dann fort.
»Letzten Freitag verständigten die engsten Gefolgsleute von Jesus Gomez Lembit Saar. Man verabredete sich in einer Bar, die außerhalb der Touristenviertel liegt. Das Dorf liegt ein paar Kilometer von hier in den Bergen. Lembit Saar hatte keine Zeit, selbst dorthin zu fahren, und schickte deswegen zwei seiner zuverlässigsten Leute. Auf dem Weg wurde ihr Wagen von der Straße abgedrängt. Einer kam mit leichten Verletzungen davon, der andere starb. Für den Unfall gab es keine Zeugen außer dem Überlebenden, und der hat nichts gesehen.«
Inspektor Juan Rejón machte eine kurze Pause, um Luft zu holen. Dann fuhr er fort:
»Am selben Tag tauchte Lembit Saar unerwartet gegen Mitternacht im Casablanca auf, dem Nachtclub von Jesus Gomez. Laut Zeugen verschwand Saar dann samt zweien seiner Leute im Büro. Nach einer Weile war ein lautstarker Streit zu hören, anschließend fielen mehrere Schüsse. Jemand rief die Polizei, und diese konnte nur noch feststellen, dass Jesus Gomez und die beiden Leibwächter Saars bereits tot waren. Erschossen natürlich. Saar wurde schwer aber nicht lebensbedrohlich verletzt. Er wird das Krankenhaus bald verlassen können. Natürlich wurde darüber auch in ausländischen Zeitungen groß berichtet. Vier Tote innerhalb von vierundzwanzig Stunden! Normalerweise gibt es auf Teneriffa kaum schwere Verbrechen. Aber wenn so etwas passiert …«
Inspektor Rejón zuckte mit den Achseln, als wolle er sagen, dieses Aufsehen habe sich einfach nicht vermeiden lassen.
Der Polizeiwagen fuhr immer noch bergab. Die Landschaft war sehr schön, auf der rechten Straßenseite verwitterte Felsen, auf denen Kletterpflanzen wuchsen. Überall blühten bunte Blumen, deren Namen Irene nicht kannte. Die andere Straßenseite wurde von neugebauten Häusern mit einer wunderbaren Aussicht aufs Meer gesäumt. Irene trug ein hellblaues T-Shirt,
war barfuß in ihren Segelschuhen und fühlte sich, obwohl Inspektor Rejón über vier tote Menschen sprach, wie eine Touristin.
Sie näherten sich dichterer Bebauung, und auch der Verkehr nahm zu. Sie passierten die Abzweigung nach Los Christianos und setzten ihren Weg geradeaus nach Playa de las Américas
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