Die Tote im Keller - Roman
Schallplatten und CDs. Mit seiner riesigen Anlage ließen sich alle Arten von Tonträgern abspielen.
Die kleine Küche war wie immer sauber und aufgeräumt. Sie war irgendwann in den siebziger Jahren renoviert worden, und es war langsam an der Zeit, dass sie wieder instand gesetzt wurde. Der Herd und nicht zuletzt der lärmende Kühlschrank mussten dringend erneuert werden. Vor dem Fenster stritten sich ein paar Blaumeisen um ein Netz mit Futter, das Sture aufgehängt hatte. Die Ärmsten brauchten alle Hilfe, die sie in diesem schonungslosen Winter bekommen konnten.
Das Bett im Schlafzimmer war ordentlich gemacht. Auf einem Stuhl lagen einige zusammengelegte Kleidungsstücke, und an den Türen der Schränke hingen ein paar frischgebügelte Hemden. Mitten im Zimmer stand ein Bügelbrett. Irene überzeugte sich davon, dass das Bügeleisen nicht eingesteckt war. Die Christrose im Fenster ließ die Blätter hängen, und Irene beschloss, sie zu gießen, ehe sie die Wohnung wieder verließ.
Dann sah sie ihn.
Er lag auf dem Fliesenboden im Badezimmer. Offenbar war er auf dem Weg zum Waschbecken gewesen oder zu dem kleinen Schränkchen, das darüberhing, denn er lag vornüber mit dem Kopf unter dem Becken. Sie hatte in den vergangenen zwanzig Jahren genug Tote gesehen, um zu wissen, dass er schon eine ganze Weile nicht mehr lebte. Er war kalt. Die Kälte des Todes. Und nichts war so kalt wie ein toter Mensch.
Falls es stimmte, was Gerd gesagt hatte, lag er bereits seit fast zwei Tagen dort. Warum hatte er mit ihr telefoniert und nicht den Krankenwagen gerufen?
Irene setzte sich im Wohnzimmer in einen kleinen Sessel, während sie auf den Krankenwagen und die Polizei wartete. Sie hatte einen Kloß im Hals, aber die Tränen wollten nicht kommen. Oder sie wollte sie nicht zulassen, sie wusste es nicht so recht. Sie hatte das Gefühl, dass ihr alles einfach zuviel war. Zu viele Tote. Sie kam damit nicht mehr klar. Aber sie musste, allein Gerds wegen.
Der Krankenwagen fuhr vor. Sie hörte, wie die Sanitäter die Trage herausnahmen und die Türen zuknallten. In diesem Augenblick fasste sie einen Beschluss.
Der Tod kam nie gelegen. Er ließ auch nicht mit sich verhandeln. Er war unaufhaltsam.
Aber man musste die Umwelt von seinem Eintreffen nicht unbedingt unverzüglich in Kenntnis setzen.
V ernehmung von Anders, ›der Indianer‹, Pettersson …«
Irene betrat das Verhörzimmer, als Fredrik gerade die Vernehmung begonnen hatte. Außer Atem bat sie um Entschuldigung für ihre Verspätung und ließ sich auf einen Stuhl am Ende des Tisches fallen.
»… Kriminalinspektorin Irene Huss ist ebenfalls zugegen«, sprach Fredrik in das Mikrofon.
Der Indianer saß träge zurückgelehnt da und wirkte, als sei er an den Vorgängen im Zimmer nicht im Geringsten interessiert. Es war ihm alles egal.
»Also, Pettersson … ich habe Inspektorin Huss gebeten, sich mit Ihnen zu unterhalten. Sie verfügt über viele neue Informationen«, begann Fredrik.
Der Indianer warf Irene einen zerstreuten Blick zu. Unter seinem scheinbaren Desinteresse ließ sich eine gespannte Wachsamkeit ahnen. Keiner wusste besser als der Indianer selbst, was er alles auf dem Kerbholz hatte. Es war alles andere als erfreulich, von der Polizei verhört zu werden.
Irene begann mit Belanglosigkeiten und sagte dann plötzlich:
»Jetzt wissen wir mehr über die ermordete Tanja und über Sergej Petrov.«
Dem Indianer gelang es nicht, seine Überraschung zu verbergen, als Sergejs Name fiel. Er zuckte sichtlich zusammen. Jetzt hatten sie seine Aufmerksamkeit. Er wusste, dass sie sich in ein Minenfeld begaben. Um seine Unruhe zu verbergen, lächelte er höhnisch und schüttelte nur den Kopf.
»Wir wissen, dass Sergej mit falscher Identität nach Göteborg kam und zwar als Andres Tamm. Sind Sie ihm begegnet, nachdem er Kontakt zu Heinz Becker aufgenommen hatte?«, fuhr Irene fort.
»Ich habe keine Ahnung, was Sie da für einen Scheiß reden. «
Irene legte das spanische Fahndungsfoto von Sergej Petrov und das vergrößerte Passfoto von Andres Tamm vor ihn hin.
»Sie sind diesem Mann also nie begegnet? Weder als Sergej Petrov noch als Andres Tamm?«
Nach einem gleichgültigen Blick auf die beiden Fotos schüttelte der Indianer seinen glattrasierten Kopf. Aber Irene wusste, dass der Indianer Sergej Petrov, Heinz Becker und das Mädchen nach ihrer Flucht vor der Bordell-Razzia in Biskopsgården abgeholt haben musste.
Das Verhör ging zäh voran. Der Indianer
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