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Die Tote im Keller - Roman

Die Tote im Keller - Roman

Titel: Die Tote im Keller - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf der Bettdecke. Irene nahm sie vorsichtig in ihre. Wie schmal sie geworden war. Weshalb habe ich nicht bemerkt, dass Mama in letzter Zeit so mager geworden ist?, dachte sie. Oder habe ich es nicht sehen wollen? Mich mit Zeitmangel rausgeredet. Wie immer.

    »Wie geht es deinem Kopf? Schwester Anna sagte, du hättest eine leichte Gehirnerschütterung«, fragte Irene, um sich nicht in ihre Selbstvorwürfe vertiefen zu müssen.
    »Am Tag danach war mir recht schwindlig, aber jetzt merke ich davon nicht mehr so viel. Mit dem Bein und der Hüfte ist es schlimmer. Außerdem liege ich in irgendeiner Streckvorrichtung und kann mich nicht umdrehen. Aber ich bekomme starke Tabletten. Das ist gut. Obwohl mir das Zeitgefühl abhandenkommt. Wie spät ist es?«
    »Gleich halb elf.«
    »Ist es Montag oder Dienstag?«
    »Montag«, antwortete Irene.
    Ihre Unruhe bekam neue Nahrung. Gerd war nicht so klar im Kopf, wie sie gerne gewirkt hätte. Hoffentlich lag das nur an den starken Medikamenten.
    »Gut. Ich meine, dass erst Montag ist. Sonst hätten die nämlich meine Operation vergessen. Ich komme morgen als Allererste dran.«
    »Schön, dass du zuversichtlich bist, dass alles wieder gut wird«, meinte Irene.
    »Aber natürlich! So weh, wie mir dieses verdammte Hüftgelenk im letzten Jahr getan hat … das kannst du dir gar nicht vorstellen. Schön, dass es jetzt endlich operiert wird. Obwohl ich dann erst einmal nicht gehen kann, bin ich zumindest die Schmerzen los!«
    »Aber Mama, das ist doch klar, dass du wieder gehen können wirst!«, protestierte Irene.
    »Ja, ja. Das sehen wir, wenn es soweit ist«, murmelte Gerd.
    Sie blinzelte schläfrig. Als Irene glaubte, sie sei eingeschlafen, stand sie vorsichtig auf. Da schlug Gerd ihre Augen wieder weit auf und sah ihre Tochter scharf an.
    »Ein Alarm hätte mir auch nicht geholfen! Der funktioniert nur in der Wohnung!«
    Noch ehe Irene etwas erwidern konnte, schloss sie wieder die Augen.

    Nicht kleinzukriegen und stur; danke, dass ich diese Eigenschaften von dir geerbt habe, liebe Mama.
    Irene drehte sich in der Tür noch einmal um und betrachtete ihre Mutter. Die Decke hob und senkte sich bei ihren ruhigen Atemzügen. Du wirst auch damit fertig, dachte Irene zärtlich.
     
    Das Haus war in den fünfziger Jahren gebaut worden, genau wie das, in dem Gerd jetzt schon fast seit vierzig Jahren in ihrer Dreizimmerwohnung wohnte. Der einzige Unterschied war, dass Sture nur eine Zweizimmerwohnung hatte. Er hatte sie gekauft, nachdem seine Frau vor fünfzehn Jahren gestorben war. Er hatte das Einfamilienhaus auf dem Land verkauft und war nach Göteborg in die Stadt gezogen. Gerd und er hatten sich im Supermarkt am Doktor Fries Torg kennengelernt, in dem sie beide einkauften. Sie waren sich in dem Laden oft begegnet und hatten angefangen, sich zu unterhalten. Nach ein paar Jahren hatten sie ihre Zuneigung zueinander entdeckt, und jetzt waren sie schon seit fast zehn Jahren ein Paar. Sie waren beide nicht daran interessiert gewesen zusammenzuziehen. Ich habe keine Lust, alle meine Sitten und Unsitten abzulegen, schließlich hat es mich ein ganzes Leben gekostet, sie mir zuzulegen, hatte Gerd die Sache erklärt.
    Sture und Gerd hatten im Laufe der Jahre sehr viel Spaß zusammen gehabt, und Irene war oft dankbar für den Tag gewesen, an dem sie sich begegnet waren. Sie und ihre Familie schätzten den freundlichen und ruhigen Sture außerordentlich.
    Irene versuchte ihn mit dem Handy zu erreichen, aber er ging nicht an den Apparat. Sie wurde nervös und gab mehr Gas, aber das war bei dem dichten Verkehr um die Mittagszeit nicht so leicht.
    Fast direkt vor Stures Haustür fand sie einen Parkplatz. Sie schloss die Haustür auf und ging in den ersten Stock. Die Klingel hallte in der Diele wider, aber in der Wohnung blieb alles still. Sie öffnete mit dem Schlüssel aus Gerds Handtasche die Wohnungstür.

    »Sture! Ich bin’s, Irene!«
    Ihr Ruf schallte unbeantwortet durch die Zimmer. In der Luft lag der Geruch »älterer Herr«, deutlich, aber nicht unangenehm.
    Das Wohnzimmer war mit hellen Möbeln möbliert, die noch aus der Zeit stammten, als Sture und seine Frau frisch verheiratet waren. Das einzig Moderne war ein großer Fernseher mit Flachbildschirm, der an der Wand hing, und die Stereoanlage. In den Regalen standen überwiegend Schallplatten. Bei den wenigen Büchern handelte es sich hauptsächlich um Reisebeschreibungen und Biographien. Sture war Musikliebhaber und hatte hunderte

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